Bochum. Es ist Zähltag beim VfL Bochum. In der Jahrhunderthalle steigt die Mitgliederversammlung. Kernthema: die Ausgliederung der Profiabteilung.

  • Am Samstag entscheiden die Mitglieder des VfL Bochum über die Ausgliederung der Profiabteilung
  • Auch die komplette Profimannschaft ist vor Ort
  • Die Abstimmung erfolgt nicht offen, sondern geheim

„Wir werden es allein nicht schaffen.“ Wilken Engelbracht hat das gesagt, der Finanzvorstand, der federführend die geplante Ausgliederung der Profiabteilung vorantreibt beim VfL Bochum. Es waren seine Schlussworte beim ersten großen Informationsabend im Ruhrcongress Anfang Mai, denen zahlreiche weitere Vorträge, Diskussionsrunden, Hintergrundgespräche folgten. Natürlich auch harte Kleinarbeit im Verborgenen, damit das Projekt gelingt.

Heute ist nicht Zahltag, sondern Zähltag beim VfL Bochum.

In der Jahrhunderthalle kommen die Mitglieder zusammen, rund 10 000 hat der Verein mittlerweile nach rund 5600 vor zwei Jahren. Die Mitgliederkampagnen haben also offenbar ihr Ziel erreicht. Stimmberechtigt sind rund 8000 Mitglieder. Damit die Ausgliederung in Kraft tritt, sind 75 Prozent der Stimmen erforderlich.

So soll die Veranstaltung in der Jahrhunderthalle laufen

Mehrmals per Post und Mail eingeschworen wurden die Mitglieder auf die Versammlung. Möglichst viele, sehr viele sollen kommen, das ist das Ziel von Aufsichtsrat und Vorstand. Mehr als 1000 werden es mit Sicherheit.

Es gibt ein Rahmenprogramm samt Gewinnspiel. Einlass ist ab 9 Uhr, Beginn: 11 Uhr. Ab 9.30 Uhr ist die komplette Profimannschaft vor Ort. Mitglieder können sich Autogramme holen, mit Spielern kickern oder fotografieren lassen.

Teil eins läuft dann so ab wie eine normale Jahreshauptversammlung, mit den Wirtschaftszahlen, Berichten der Vorstände, Entlastung. Nach einer Pause steigt Top 9: Vorstand Wilken Engelbracht und Aufsichtsrats-Vorsitzender Hans-Peter Villis stimmen die Mitglieder auf die Ausgliederung ein. Jeder im Saal kann dann seine Meinung äußern, wofür er sich in der Pause oder im Verlauf in eine Liste eintragen muss, damit der zeitliche Rahmen nicht gesprengt wird. Die Abstimmung erfolgt geheim. Die Wahlkarten werden unter notarieller Aufsicht ausgezählt. Am Nachmittag wird dann das Ergebnis präsentiert. Sollte es zur Ausgliederung kommen, stellt sich das Präsidium - der jetzige gewählte Aufsichtsrat - zur Wahl. (rari)

Die Fakten und Haltungen sollten, wie mehrmals ausführlich berichtet, bekannt sein. Die wichtigsten noch einmal in aller Kürze:

Das sagt der Verein

Die Ziele: der Aufstieg und die wirtschaftliche Absicherung für die Zukunft. Dies vor allem vor dem Hintergrund des neuen TV-Vertrages und der Verteilung des Geldes. Diese macht in der Relation die Reichen reicher und die Armen ärmer. Die Schere im Profifußball wird, da sind sich alle Experten einig, weiter auseinandergehen.

Der VfL Bochum will daher jetzt, aus einer derzeit stabilen wirtschaftlichen Situation heraus, seinen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb ausgliedern und eine GmbH & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) gründen. Aus dem Aufsichtsrat würde dann das Präsidium des Vereins, der Vorstand (Christian Hochstätter, Wilken Engelbracht) würde dann die Geschäftsführung der GmbH bilden. Im Verein bliebe der „ideelle Bereich“ (etwa Jugend bis U14, Frauenfußball-Abteilung). Die Mitglieder des Vereins wählten weiterhin das Präsidium.

Ein bis maximal drei Investoren sollen Anteile kaufen für rund 20 Millionen Euro. Geld, das der VfL über fünf Jahre verteilt in die erste Mannschaft investieren will. Ein Investor habe aber keinen Einfluss, „niemand kann uns erpressen“, betont Engelbracht.

Das sagen die Kritiker

Kritiker wie die Initiative „echt VfL“ halten unter anderem dagegen, dass die erhofften vier Millionen Euro mehr keinen entscheidenden Vorteil bringen würden; dass der Aufstieg an sich nicht über allem stehen sollte; dass man aber ein Stück Identität für immer verkaufen würde. Zudem fürchten sie zumindest auf Sicht sehr wohl einen Einfluss von Investoren, vor allem, wenn weitere Anteile veräußert würden.