Bochum. Einer starken ersten Halbzeit ließ der VfL Bochum gegen Dynamo Dresden eine schwache zweite folgen - und gewann dann doch noch mit 3:2.

  • Mit frühem Pressing ging der VfL Bochum in die Partie und geriet dennoch in Rückstand
  • Die Gastgeber ließen sich nicht beirren und drehten die Partie mit zwei Toren von Felix Bastians
  • Dann erlahmte der Schwung der Bochumer, die am Ende jedoch das Glück des Tüchtigen hatten

Kevin Stöger fand den passenden Ausdruck. Der „Lucky Punch“ sei „sehr wichtig“ gewesen, sagte der Mann, der als Flügelspieler beim VfL Bochum vor einem Jahr begonnen hatte, dann wegen eines Kreuzbandrisses lange pausieren musste, und nun - in einer anderen Rolle im Mittelfeld - eine gute Figur abgibt. Wer weiß, wie die Stimmung unter den VfL-Fans gewesen wäre, wenn Lukas Hinterseer nicht der späte Siegtreffer zum 3:2 gelungen wäre.

Rechnen konnte man nicht mehr unbedingt damit, denn nach einem richtig guten ersten Durchgang wirkten die Bochumer so, als habe irgendein Bösewicht in der Pause den Stecker gezogen. Vorbei war es mit dem enorm frühen Pressing, die Gäste bekamen immer mehr Spielanteile, glichen aus und wollten mehr.

War erleichtert: Ismail Atalan bejubelt im vierten Spiel den ersten Sieg des VfL Bochum.
War erleichtert: Ismail Atalan bejubelt im vierten Spiel den ersten Sieg des VfL Bochum. © Udo Kreikenbohm

Aber der Reihe nach: In den ersten Minuten ließen die Hausherren die Sachsen kaum einmal Luft holen. Der VfL übte maximalen Druck auf Dynamo aus, musste aber einen Rückschlag wegstecken. Als an der Mittellinie ein Zweikampf verloren wurde und plötzlich viel zu viele Bochumer vor dem Ball anstatt dahinter waren, hatten die Dresdener freie Fahrt und spielten ihren Vorteil gekonnt aus. Philip Heise erzielte leicht und locker das 1:0. Davon unbeeindruckt, machte der VfL weiter, wie er begonnen hatte. Als Lukas Hinterseer, der als zentraler Offensiver mit einer starken Leistung aufwartete, ablegte, war plötzlich Kapitän Felix Bastians zur Stelle. Das war der Ausgleich, gerade einmal fünf Minuten nach dem 0:1.

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Und es ging weiter mit Bochumer Angriffslust und Angriffsschwung. Thomas Eisfeld verpasste nach Stögers Zuspiel noch das Tor, wenig später behielt Bastians erneut die Nerven. Robbie Kruse war von Jannik Müller von den Beinen geholt worden, den Elfmeter verwandelte Bastians sicher. Nun strahlten die von Trainer Ismail Atalan anschließend hoch gelobten VfL-Fans („Wir sind trotz der negativen Ergebnisse super unterstützt worden“) mit der Sonne um die Wette.

Der Schwung geht verloren

Doch als das Spiel wieder angepfiffen wurde, war alles anders. Die Gastgeber zogen sich zurück, wirkten gehemmt und überließen Dynamo die Spielkontrolle. Sicher, dem VfL fehlte nun Danilo Soares, der wegen muskulärer Beschwerden in der Kabine geblieben war und durch Maxim Leitsch ersetzt wurde. „Wir haben um das 2:2 gebettelt und wollten das Ergebnis nur noch verwalten. Mal geht das, mal nicht“, sagte Atalan. Mit dem Brasilianer schien aber auch der komplette Schwung der ersten 45 Minuten verschwunden zu sein. Manuel Riemann musste sich nach einem Heise-Freistoß ganz lang machen, um den Ausgleich zu verhindern, der nur ein paar Minuten später nicht mehr zu verhindern war. Aias Aosman nahm nach einer Ecke Maß und traf aus 18 Metern zum 2:2.

Der VfL wankte, fiel aber nicht. Zwar fand die Mannschaft nicht mehr zur beeindruckenden Dominanz der ersten halben Stunde zurück, doch sie kämpfte um ihre Chance. Und hatte schließlich Glück. Tim Hoogland wartete zunächst etwas zu lange mit dem Abschluss, stocherte jedoch nach, und wie durch Zauberhand fiel der Ball Lukas Hinterseer vor die Füße. Glück ist mit den Tüchtigen, sagt dazu der Volksmund. Ein Schuss, ein Tor, ein Jubel - der erste Saisonsieg war unter Dach und Fach.

Nun kann in ruhiger Atmosphäre weiter gearbeitet werden. Atalan: „Wir wissen wieder, was wir richtig und was wir falsch gemacht haben.“