Bleibt er auf Schalke? Oder nicht? Wechselt der Ex-Bochumer Leon Goretzka nach dieser Saison, würde der VfL einen Millionenbetrag kassieren.
- Bei einem Transfer von Leon Goretzka würde der VfL Bochum mit rund 20 Prozent an der Ablösesumme beteiligt sein
- Auf der linken Seite und im Angriff ist viel Bedarf
- Einige Neue haben enttäuscht, einige Talente die Lichtblicke gesetzt
Die Saison ist beendet, der Schlussstrich aber noch nicht gezogen. Erst im Laufe der nächsten Wochen, wenn nicht Monate, wird sich zeigen, mit welcher Wirtschaftskraft und welchem Personal der VfL Bochum die Zukunft bestreiten wird.
Der Rahmen ist abgesteckt. Zwar hat die Mannschaft mit der 1:3-Niederlage gegen St. Pauli rund 1,2 Millionen Euro verspielt, aber Finanzvorstand Wilken Engelbracht schaut, auch wenn er dabei mit den Zähnen knirscht, lieber „auf das Positive“. Heißt konkret: Der VfL ist im Vergleich zur Vorsaison im TV-Ranking um zwei Plätze - von 11 auf 9 - vorgerückt.
Das Zahlenspiel: 500 000 Euro für Teroddes Aufstieg
Allerdings wird es nach momentanem Stand keine zusätzlichen Einnahmen geben. Sollte Torjäger Simon Terodde den Aufsteiger VfB Stuttgart verlassen, derzeit wird mit Mönchengladbach spekuliert, würde der VfL an diesem Transfer nicht mehr partizipieren. Es bleibt bei den rund 500000 Euro zusätzlich für den Aufstiegsfall, kleinere Summen für konkrete Einsatzzahlen sind bereits geflossen. Dazu etwa 100000 Euro für Onur Bulut vom SC Freiburg, das war’s. Wenn da nicht noch Leon Goretzka wäre. Er ist, so Engelbracht, für die Bochumer „das offene Fragezeichen“.
Auch interessant
Verlässt Goretzka den FC Schalke 04, wäre der VfL mit etwa 20 Prozent an der Transfersumme betreiligt, abzüglich der Summe, die der VfL von Schalke überwiesen bekommen hat. Nur als Beispiel: Legt Bayern München 40 Millionen Euro für den 22-Jährigen auf den Tisch, müsste man die rund 5 Millionen Euro, die beim Wechsel nach Schalke geflossen sind, abziehen. Blieben 35 Millionen Euro. 20 Prozent davon machten 7 Millionen Euro aus, ein dicker Batzen für einen Zweitligisten.
Bei einem Wechsel ins Ausland bekäme der VfL noch mehr, nämlich neben den 20 Prozent auch die 5 Prozent, die die Fifa einbehält und den Ausbildungsvereinen zukommen lässt. Goretzka hat praktisch die komplette Jugendzeit beim VfL verbracht.
Die Statik: Struktur wird geschützt
Bereits vor der vergangenen Saison hatte man beschlossen, die Struktur der Mannschaft zu schützen. Die Leistungsträger Tim Hoogland (31), Patrick Fabian (29), Felix Bastians (29), Anthony Losilla (31) und Thomas Eisfeld (24) sind allesamt weiter an den VfL gebunden und bilden damit eine Achse der Kontinuität. Allerdings muss man sich mit Blick auf das Alter der genannten Spieler allmählich um Alternativen kümmern.
Auch interessant
Eigentlich gehört Torhüter Manuel Riemann auch zu diesem Kreis, aber einer schwachen Hinrunde ließ er eine zwar bessere, wenngleich nicht fehlerfreie Rückrunde folgen. Ob es für Riemann Alternativen gibt, eine Spekulation drehte sich vor Monaten um den HSV als möglichen Interessenten, ist abschließend nicht zu beurteilen.
Schaut man sich die linke Seite an, dann möchte man verzweifeln. Timo Perthel, Nico Rieble, Kevin Stöger, Jannik Bandowski - allesamt sind sie seit ewigen Zeiten oder auch erst seit kurzem verletzt oder wieder verletzt. Für keinen Spieler aus diesem Quartett kann man zuverlässig prognostizieren, wann er wieder fit genug sein wird für Wettbewerbsfußball.
Gertjan Verbeek wird zum Trainingsauftakt genau darauf schauen müssen, wer es bis zum Zweitliga-Start schaffen könnte. Defensiv kann der Mangel einigermaßen aufgefangen werden, indem man weiterhin mit einer Dreier-Abwehrkette spielt, offensiv wird sich der Klub vermutlich umschauen.
Der fehlende Knipser ist ein Problem
Zu Nils Quaschner muss man nichts mehr sagen, er ist bereits verabschiedet worden. Also wird mindestens ein neuer Stürmer kommen. Peniel Mlapa, das wusste man vor seiner Verpflichtung, ist kein ausgefuchster Strafraum-Spieler, kein Knipser. Dennoch hat man ihn als Ziel-Spieler in die Mitte gestellt. Dann sollte um ihn herum aber auch ordentlich Betrieb sein - für die abgelegten oder zweiten Bälle. Da muss insgesamt mehr passieren.
Was hatte man sich nicht alles von Marco Stiepermann erwartet? Eine Führungsrolle sollte der ehemalige Fürther, den der VfL aus seinem Vertrag herausgekauft hatte, auf jeden Fall spielen. Und wie ist der Stand heute? Erst verlor Stiepermann die zentrale Position neben und vor Anthony Losilla, dann wurde er immer häufiger ausgewechselt - als Notstopfen auf dem linken Flügel. Wie und ob es weitergeht? Mal sehen.
Auch Alexander Merkel hat Geld gekostet. Doch bis heute weiß niemand beim VfL, auf welche Position der „Italiener“ wirklich gehört, wo er eine echte Alternative sein kann und damit ein Gewinn für die Mannschaft. Merkels Vertrag läuft bis 2018.
Auch Weilandt setzt sich zu selten durch
Damit hat er etwas mit Tom Weilandt gemeinsam. Weilandts Stärken, die Technik, kennt man immerhin. Seine Schwächen allerdings auch. Oft, zu oft ist er zu zögerlich, zu zaghaft, nicht energisch und nicht konsequent genug. Auch deshalb wird ihm immer wieder Selim Gündüz vorgezogen.
Mehr erwartet hatte man sich wohl auch von Dominik Wydra. Aber auch der ehemalige Kapitän der österreichischen U21 ist unzufrieden. Gut möglich, dass Wydra, dessen Vertrag bis 2018 läuft, nach Alternativen sucht.
Die Talente: Saglam und Janelt schaffen den Sprung
Das mit Abstand schönste Kapitel. Jan Gyamerah (21), Görkem Saglam (19) und Vitaly Janelt (19) haben in der gerade beendeten Saison den Sprung ins Profiteam geschafft. Gyamerah gehört wegen seines Tempos, seiner Technik und seiner Flexibilität die Zukunft, die Ruhe und Übersicht, die Janelt mit 19 bereits ausstrahlt, ist bemerkenswert. Der VfL wird bestrebt sein, die Kaufoption, die er nach eigener Aussage besitzt, möglichst rasch zu ziehen. Und Saglam hat in den letzten Wochen einen Sprung nach vorne gemacht. Hinter diesem Trio lauern Vangelis Pavlidis, Maxim Leitsch, Ulrich Bapoh und Tom Baack.