Manuel Riemann ist keiner, der sich duckt. Ein Torwart, der seine Meinung sagt. Und der zurück zu alter Stärke gefunden hat beim VfL Bochum.
- Der Torwart zählt zu den Typen mit klarer Kante
- In Bochum musste er sich zunächst hinter Andreas Luthe einreihen
- Seit Dezember 2015 ist er die Nummer eins beim VfL
Der Mann stellt sich. Gerade in schwierigen Zeiten. Als der VfL Bochum gegen Würzburg und in Nürnberg gewonnen hat, winkt Manuel Riemann ab in der „Mixed Zone“, in der Journalisten auf knackige Zitate hoffen. Als Bochum in St. Pauli nur unentschieden gespielt hat, weil der Torwart patzte, als Bochum gegen Karlsruhe und Aue enttäuscht und gegen Düsseldorf verloren hat, bleibt „Manu“ stehen wie eine Eins. Räumt eigene Fehler ein, verteidigt sein Team, ohne irgendetwas schönzureden.
„Ich bin ein ehrlicher Mensch, und wenn ich sauer bin, sag ich das auch“, weiß Riemann um die Gefahr seiner spontanen Emotionalität in Zeiten des Internets. Der Torwart zählt zweifellos zu den Typen mit klarer Kante - und den dazu gehörenden Ecken. Auch deshalb ärgert es Riemann ungemein, wenn Sätze aus dem Zusammenhang gerissen werden, wie er meint.
Lob für die VfL-Anhänger
Nach dem KSC-Spiel habe man ihm Kritik an den Pfiffen der Fans zur Last gelegt, ohne den Kontext zu berücksichtigen. „Ich bin immer gut mit Fans klargekommen. Jeder hat das Recht, bei schlechten Leistungen mal seinen Unmut zu äußern“, versichert er. „Aber vor allem bin ich stolz auf unsere Fans. Sie unterstützen uns fantastisch, obwohl wir die hohen Erwartungen oft nicht erfüllen konnten.“
Riemann redet Klartext, das war schon immer so, unabhängig vom Kapitänsamt. Seit dem Heimspiel gegen den KSC Anfang Februar führt Riemann das Team ja auf den Rasen, so lange Patrick Fabian verletzt ist. Er wurde von Trainer Gertjan Verbeek zum Stellvertreter bestimmt, als Nachfolger von Felix Bastians. „Ich bin beim Einlaufen jetzt der erste und nicht mehr der zweite in der Reihe. Sonst hat sich nichts geändert“, sagt Riemann dazu unaufgeregt.
Riemann ist ein Kämpfertyp
Ein Ansprechpartner sei er vorher schon gewesen, ein „Teamplayer“ sowieso. Dass der Trainer ihm das Amt zutraut, ehrt ihn zwar, sagt Riemann. Wichtig sei aber Anderes, Grundsätzliches. „Patti ist unser erster Kapitän. Er ist ein absoluter Kämpfertyp und Vorbild für jeden. Ich versuche, ihn so gut es geht zu vertreten.“
Riemann ist ja auch ein Kämpfertyp, ein Ehrgeizling, das spürt man bei jedem Training. Über Burghausen, Osnabrück und Sandhausen kam er im Sommer 2015 zum VfL, schwere Verletzungen (Kreuzbandriss, Kahnbeinbruch) hatte er in jungen Jahren gemeistert und gelernt, auf die „Schulterklopfer“ bei Erfolgen nicht allzu viel zu geben.
Anfangs nur die Nummer zwei
In Bochum musste sich der sofort kampfbereite und selbstbewusste Riemann zunächst hinter Andreas Luthe einreihen, um den langjährigen VfL-Keeper im Dezember 2015 als Nummer eins abzulösen. 43 Zweitliga-Spiele folgten, Riemann hat keine Sekunde mehr verpasst seitdem. Doch nach einer starken VfL-Premieren-Saison lief es in der Hinserie 2016/17 nicht mehr so gut. Weder bei der Mannschaft noch bei Riemann selbst. „Es ging jahrelang nur bergauf. Es ist normal, dass man auch mal eine kleine Delle hat. Wichtig ist, dass man sich da wieder herauskämpft“, sagt der Torwart.
Zurück zu alter Stärke gefunden
Seit diesem Jahr ist er wieder ein echter Rückhalt. Gegen Würzburg, gegen Aue hielt er Punkte fest. Zufrieden aber ist Riemann nicht: „Ich hatte in der Sommervorbereitung das Gefühl, dass wir Außergewöhnliches erreichen können“, sagt der Keeper, der seinen Vertrag längst bis 2020 verlängert hat. Aber es habe zu viele Ausfälle von Stammkräften gegeben, um Konstanz ins Team zu bekommen.
Hohe Ziele für die kommende Saison
In dieser Saison blicke er somit nur noch „von Spiel zu Spiel“, das nächste sei ein „Besonderes“, bei seinem Ex-Klub Sandhausen. Und 2017/18? „Wir können aus diesen Erfahrungen viel lernen“, sagt er. Fast alle Spieler haben noch einen Vertrag über diese Saison hinaus. „Wenn wir uns auf ein, zwei Positionen gezielt verstärken, die Verletzten zurückkehren und wir nicht wieder so ein unglaubliches Verletzungspech haben, können wir eine ganz andere Saison hinlegen.“