Bochum. . Der VfL hat gegen 1860 gewonnen. Dass es unter diesen Umständen klappen würde mit dem ersten Sieg ohne Gegentor, konnte niemand erwarten.

  • Anthony Losilla organisierte die Bochumer Verlegenheits-Abwehr so gut, dass der VfL erstmals ohne Gegentor blieb
  • Maxim Leitsch war bereits der dritte 18-Jährige, der in dieser Spielzeit für das Bochumer Zweitligateam auflief
  • Trainer Gertjan Verbeek hatte vor dem Spiel gegen die München 1860 Leidenschaft gefordert, die Mannschaft leiferte

Auch und vielleicht vor allem das macht den Reiz des Fußballs aus, seine Unberechenbarkeit: Da fallen beim VfL Bochum gleich fünf Abwehrspieler, darunter vier größtenteils routinierte und etablierte Innenverteidiger, aus - und die nun zum x-ten Mal umformierte Mannschaft, der man unter diesen Umständen keinerlei Stabilität zutraut, lässt gerade einmal zwei Torchancen des Gegners zu und bleibt im 16. Versuch der laufenden Zweitliga-Spielzeit mit ein wenig Glück erstmals ohne Gegentor. Ein Kuriosum.

Weil dem VfL nach dem Aus des erkrankten Tim Hoogland in der Innenverteidigung alles an Erfahrung weggebrochen war, was ihm normalerweise zur Verfügung steht, machte Gertjan Verbeek das, was er nicht so gerne tut: Er zog Anthony Losilla zurück in die Abwehrkette. Und der 30-jährige Franzose löste seine Aufgabe mit Bravour. Ruhig und komplett unaufgeregt stabilisierte Losilla den 18-jährigen Debütanten Maxim Leitsch neben sich. Was man nicht vergessen darf: Für Außenverteidiger Jan Gyamerah (21) war es ja auch erst das zehnte Zweitliga-Spiel seiner Karriere.

War der Fels in der Brandung: Anthony Losilla, eigentlich defensiver Mittelfeld-Spieler, organisierte die Abwehr der Bochumer.
War der Fels in der Brandung: Anthony Losilla, eigentlich defensiver Mittelfeld-Spieler, organisierte die Abwehr der Bochumer. © Udo Kreikenbohm

Als die Fans realisierten, dass auch die Spieler vor der Abwehrkette gewillt waren, sich voll in die Aufgabe reinzuknien, war die für einen Erfolg unter schwierigen Umständen notwendige Kulisse und Unterstützung da. Timo Perthel und Marco Stiepermann, die mehr als nur eine Schüppe drauf legten im Vergleich zur Partie in Bielefeld, arbeiteten, wie ihre Nebenleute, engagiert nach hinten und ließen den Münchenern damit nur wenig Zeit und Raum zur Entfaltung.

„Löwen“-Interimstrainer Daniel Bierofka sprach anschließend von entscheidenden „Momenten“, die es zu nutzen gilt, will man erfolgreich sein. Der TSV 1860 hatte am Samstag nur wenige dieser „Momente“ - einmal zögerte Stefan Aigner mit dem Abschluss, bei Aigners zweitem Versuch warf sich Perthel mit vollem Körpereinsatz in den Ball und verhinderte damit einen möglichen Rückstand. Gemeinsam schuftete man beim VfL für einen Sieg, der den drohenden Rutsch in die gefährdete Zone verhindern sollte.

Seine Spieler hätten „gut verstanden“, so Gertjan Verbeek, worum es in den vergangenen Tagen gegangen sei. Sie hätten „nicht übereinander, sondern miteinander gesprochen“, sagte der VfL-Trainer. Es wirkte wie ein Kommentar zu dem, was sich vorher auf dem Rasen abgespielt hatte.

Canous trifft nach haarsträubender ersten Halbzeit

Das Tor des Tages wurde denn auch, nachdem Peniel Mlapa zweimal an Münchens starkem Schlussmann Stefan Ortega gescheitert war, von einem Bochumer erzielt, der sich nach einer haarsträubenden ersten Halbzeit mit mentaler Stärke und Einsatzbereitschaft allmählich aus der Misere zog. Russell Canouse, dem der Ball zuvor an den angelegten Arm gesprungen war, mutierte nach Alexander Merkels Eckball plötzlich zum Glückspilz des Tages beim VfL.