Bochum. Bochums Vorstandsmitglieder Wilken Engelbracht und Christian Hochstätter haben hohe Ziele. Um aufsteigen zu können, soll die Profi-Abteilung ausgegliedert werden. Ein Interview.
- Bochums Vorstandsmitglieder Wilken Engelbracht und Christian Hochstätter haben hohe Ziele
- Sie wollen in die Bundesliga aufsteigen
- Ein Partner von außen wäre für beide denkbar - er soll aber zur Kultur des Klubs passen
In der siebten Saison nach dem Bundesliga-Abstieg von 2010 gehört der VfL Bochum nun der Zweiten Liga an. Mit Mittelmaß aber wollen sich die Bochumer, die einst jahrelang als „die Unabsteigbaren“ bewundert wurden, nicht zufrieden geben. Sportvorstand Christian Hochstätter (53) und Finanzvorstand Wilken Engelbracht (43) wollen den Verein für die Zukunft finanziell und sportlich so aufstellen, dass die Rückkehr in die Bundesliga keine Utopie ist. Vor dem Heimspiel am Sonntag gegen den 1. FC Heidenheim (13.30 Uhr) legten sie im Interview ihre Pläne offen.
Der VfL hat in der vergangenen Saison den fünften Platz erreicht. Aktuell klebt er im Mittelfeld fest. Fürchten Sie einen Rückfall?
Christian Hochstätter: Nein. Wir mussten vor allem im Offensivbereich eine neue Mannschaft zusammenstellen, und ausgerechnet von den Spielern, die das Gerüst bilden sollten, vom Torwart bis zum Sechser, sind viele regelmäßig verletzungsbedingt ausgefallen. Dadurch waren Konstanz und Stabilität nicht zu gewährleisten. Wir haben die der jüngste Mannschaft der Zweiten Liga, wir sind weiterhin fest von unserem Weg überzeugt.
Wilken Engelbracht: In jedem Fall können wir unseren Fans und Mitgliedern die Befürchtung nehmen, dass sportliche Schwankungen wirtschaftliche Konsequenzen haben könnten. Auch nach dem Ende dieser Saison werden wir wieder einen Jahres-Überschuss haben, in Höhe von circa zwei Millionen Euro. Am Ende der vergangenen Saison lag der bei 2,6 Millionen Euro, bedingt durch den DFB-Pokal. Zudem haben wir den Spagat geschafft, zum Ende der Saison 2015/16 circa eine Million Euro Schulden abzubauen und den Spieleretat für diese Spielzeit um rund 800 000 Euro zu erhöhen. Das stimmt uns positiv. Wir stehen ja vor der Quadratur des Kreises: Wir wollen den Kader verbessern, Schulden abbauen und das Eigenkapital stärken.
Es wurde auch in die Infrastruktur investiert. Kritische Stimmen sagen: Wenn man schon einen Torjäger wie Simon Terodde verliert, muss man viel mehr in die Mannschaft investieren.
Hochstätter: Das ist aber nicht unsere Philosophie. Wir glauben, dass wir durch eine bessere Infrastruktur auch unsere Spieler besser machen. Wir empfinden auch mittel- und langfristig eine Verantwortung dem Verein gegenüber. Natürlich wollen wir zurück in die Bundesliga, aber wir nehmen uns die Zeit, unsere jungen Spieler zu entwickeln. Auch wenn es Geduld im Fußball eigentlich nicht gibt.
Ist es schwerer, den Aufstieg zu schaffen, als in der Bundesliga zu bleiben?
Hochstätter: Ja, das ist meine feste Überzeugung.
1860 München beispielsweise versucht es schon seit vielen Jahren vergeblich – trotz eines Investors.
Engelbracht: Man kann auch trotz einer wunderschönen Ehefrau ein unglückliches Leben führen. Es kommt immer darauf an, was man daraus macht.
Heißt das für den VfL, dass eine Ausgliederung der Profi-Abteilung aus dem Verein infrage kommt?
Engelbracht: Ja. Durch den neuen TV-Vertrag werden Erstligisten noch deutlich mehr Geld bekommen als Zweitligisten. Deshalb müssen wir darüber reden, ob wir uns einen Partner von außen ins Boot holen. Der muss aber unbedingt zu unserer Kultur passen. Wir wollen auf keinen Fall die Kontrolle abgeben, wir müssen unsere Unabhängigkeit wahren.
Hochstätter: Die Fans dürfen nicht denken: Jetzt wird der Verein verkauft. Wir wollen uns nur für die Zukunft aufstellen und den VfL entsprechend umbauen. Bei so einer Ausgliederung darf man auch nicht zu viel Zeit verlieren.
Engelbracht: Die Satzung würde dem Vorstand schon jetzt eine Ausgliederung der Profi-Abteilung erlauben. Aber wir nehmen nicht das Papier in die Hand und sagen: Wir können das. Wir reden mit den Mitgliedern und Fans in der Hoffnung, dass die Mehrheit sagt: Wir wollen das.
Sie beide lenken den VfL jetzt seit drei Jahren und haben Ihre Verträge verlängert.
Engelbracht: Wir haben hier zum Glück ein Umfeld, in dem Aufsichtsrat und Vorstand die gleichen Ziele verfolgen.
Hochstätter: Allerdings verändern sich ständig die Rahmenbedingungen. Wenn man überlegt, welche Vereine mit Wucht und Masse aus der Bundesliga abgestiegen sind, dann kann man sich ausmalen, dass es für einen Klub wie den VfL immer schwieriger wird, nach oben zu kommen. Der VfB Stuttgart beispielsweise ist dazu in der Lage, unseren Top-Torjäger der vergangenen beiden Jahre zu holen und sein Gehalt – ich spekuliere jetzt mal – zu vervierfachen.
Es gibt aber finanzschwächere Klubs, die trotzdem den Aufstieg geschafft haben.
Hochstätter: Ja, Darmstadt und Paderborn zum Beispiel. So etwas wird es auch immer mal wieder geben, aber das werden zukünftig noch mehr die Ausnahmen bleiben.
Engelbracht: Unsere Wettbewerbssituation wird sich durch den neuen TV-Vertrag erst einmal verschlechtern. Wer künftig aus der Bundesliga absteigt, kommt mit viel Geld in die Zweite Liga und erhöht damit seine Aufstiegschance. Auf diese neue Entwicklung wollen wir vorbereitet sein.