Bochum. Thomas Reis, U19- und Co-Trainer der Profis beim Zweitligisten VfL Bochum, wechselt zur kommenden Saison zum VfL Wolfsburg als A-Jugend-Trainer.

Der VfL Bochum ist auf Co-Trainer-Suche: Auch Thomas Reis wird den Zweitligisten am Saisonende verlassen. Der 42-Jährige nimmt ein Angebot des Champions-League-Viertelfinalisten VfL Wolfsburg an, der auf Reis zugekommen war. Der Fußball-Lehrer wird bei dem Bundesligisten die U19 übernehmen.

Er ist nach Raymond Libregts der zweite Co-Trainer von Gertjan Verbeek, der in der nächsten Saison nicht mehr an dessen Seite arbeiten wird. Libregts, der gemeinsam mit Verbeek gekommen war, hatte seinen Abschied nach dann anderhalb Jahren vor einer Woche mit „persönlichen Gründen“ erklärt.

Große Chance für Thomas Reis

Mit Thomas Reis verlässt den VfL Bochum eine Persönlichkeit, die sich sowohl als Spieler als auch als Ausbilder junger Talente um den Verein verdient gemacht hat. Aktuell belegt er mit den A-Junioren einen hervorragenden dritten Platz in der starken Bundesliga West. Kein Wunder, dass potente Vereine auf den 42-Jährigen aufmerksam geworden sind. Für Bochum ist das ein großer Verlust.Und nicht nur des Geldes wegen ist der Schritt zum VfL Wolfsburg für Thomas Reis ein Aufstieg. Er wird in Zukunft Talente ausbilden, die den direkten Weg in die Bundesliga nehmen können. Und auch für Reis selbst könnte es unter Umständen noch mal für den ganz großen Schritt reichen.Bei sportlichen Krisen setzen Manager zunehmend auf eigene Nachwuchstrainer. Das zeigen die jüngsten Beispiele von Julian Nagelsmann in Hoffenheim, Pal Dardai in Berlin und Daniel Stendel in Hannover. (Nicolas Westerholt)

„Der VfL hat mir die Chance eröffnet, meine ersten Schritte als Fußballtrainer zu machen und mir unterschiedliche Mannschaften anvertraut: Frauen, Junioren, Senioren und zuletzt die U19“, dankte Reis, ein sehr umgänglicher, eher sanft daherkommender Typ, seinem langjährigen Klub. „Nun erfolgt für mich der nächste Schritt, mich bei einem anderen Verein zu beweisen.“ Und, so Reis zur WAZ: „Natürlich habe ich dort auch ganz andere finanzielle Möglichkeiten.“

Erst vor dieser Saison, nach der Auflösung der U23, hatte Bochum sein Konzept umgestellt: Die Trainer der A- und B-Junioren (Thomas Reis, Christian Britscho) sind zugleich auch Co-Trainer der Profis, um die Verzahnung zwischen Nachwuchs- und Lizenzabteilung zu verbessern. Daran will der VfL festhalten.

Gesucht wird also ein Coach, der beide Positionen übernimmt und idealerweise zudem Fußball-Lehrer ist. Ein Kandidat in den eigenen Reihen wäre vom Potenzial her Jens Rasiejewski, der vor einem Jahr kam und Sportlicher Leiter des Talentwerks ist. Seit Januar arbeitet der 41-Jährige zudem als Co-Trainer bei den Profis. Rasiejewski ist Fußball-Lehrer: einer von nur noch zwei nach Reis’ Abgang. Neben ihm hat unterhalb des Cheftrainers noch Alexander Richter, der Leiter des Talentwerks, das höchste Trainer-Zertifikat. Daher wird Bochum eine externe Lösung anstreben.

VfL-Sportvorstand Hochstätter bedauert den Schritt

Sportvorstand Christian Hochstätter sieht in dem Wechsel von Thomas Reis von der 2. in die 1. Liga auch eine Bestätigung der guten Nachwuchsarbeit beim VfL: „Es zeigt sich, dass andere Vereine aufmerksam verfolgen, welche Philosophie der VfL Bochum verfolgt und wie wir damit Erfolg haben“, sagt Hochstätter. „Wir hätten gerne länger mit Thomas Reis zusammengearbeitet, weil wir von unserem Konzept überzeugt sind. Doch Thomas Reis hat sich anders entschieden, weil er für sich in Wolfsburg mehr Perspektive sieht. Das haben wir respektiert und die Trennung beschlossen. Es sind aber noch Details zu klären, bevor die Vertragsauflösung unterschrieben werden kann.“

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Dienstag soll es so weit sein. Reis’ Vertrag war unbefristet - der VfL aus Bochum erwartet also eine Ablösesumme vom ja nicht gerade bettelarmen VfL aus Wolfsburg. Dort erhält Reis einen Vertrag bis 2019. Sein Co-Trainer bei den Wölfen wird Daniel Bauer, mit dem er zu aktiven Zeiten bereits in Trier zusammengespielt hat. Aktuell sind die Wolfsburger Tabellenzweiter der Bundesliga Nord/Nordost - hinter Werder Bremen, vor Hertha BSC Berlin.

Neben nun schon zwei Co-Trainern muss der VfL bekanntlich einige Abgänge bei den Spielern kompensieren. Vom Stamm dieser Saison (mindestens 5 Startelf-Einsätze) stehen Torwart Andreas Luthe (vermutlich FC Augsburg), Innenverteidiger Malcolm Cacutalua (zurück zu Bayer Leverkusen), Mittelfeldspieler Janik Haberer (TSG Hoffenheim) und Flügelspieler Marco Terrazzino (eventuell FC Ingolstadt) fest. Offen ist die Zukunft von Michael Maria (Vertragsende). Zudem wird Innenverteidiger Patrick Fabian bis Jahresende fehlen.

Der Kapitän, der sich einen Kreuzbandriss sowie Schäden im Innen- und Außenmeniskus im linken Knie zugezogen hatte, wurde am Donnerstag operiert. Er hat gestern das Krankenhaus verlassen und will nun mit der Reha anfangen.