Bochum. Bereits vor dem Sieg Duisburgs in Nürnberg gab Onur Bulut die Richtung vor beim VfL Bochum: „Wir wollen einfach unser Ding durchziehen.“

Nein. Auch am Tag danach, als Schlusslicht Duisburg beim in der Rückrunde bis dahin unbesiegten 1. FC Nürnberg gewonnen hatte, kam sicher niemand auf die Idee beim VfL Bochum, wieder konkrete Aufstiegsziele zu formulieren. „Wir wollen einfach unser Ding durchziehen“ hatte Onur Bulut, der Publikumsliebling, bereits die Richtung vorgegeben am Samstagnachmittag, ehe er erschöpft in die Kabine wankte nach dem anfangs hart erkämpften, später hochverdienten 4:1-Sieg gegen den FSV Frankfurt. „Dann werden wir sehen, wo wir damit am Ende landen“, meinte Bulut.

Vielleicht: auf Platz vier, bei einem Zähler Vorsprung auf St. Pauli, dem Gegner am kommenden Samstag, und neun Punkten Rückstand auf Nürnberg fünf Partien vor Schluss. Dass der VfL vor dem direkten Duell am Millerntor an dem Kiez-Klub wieder vorbei gezogen ist, lag an einer engagierten Leistung und an spielerischer Überlegenheit, gegen die der FSV letztlich machtlos war.

Dabei hatte Frankfurt die Bochumer überrascht, wie Trainer Gertjan Verbeek einräumte. Der Abstiegskandidat mauerte nicht, er attackierte früh, aggressiv, mit Macht. Bochum hatte ebenso defensiv Probleme wie im Umschaltspiel. Erst nach rund 20 Minuten setzte sich die Klasse und auch höhere Flexibilität der Hausherren gegen den Kampfgeist der Hessen mehr und mehr durch. Onur Bulut machte nach feinem Doppelpass mit Simon Terodde das 1:1, der Torjäger erhöhte vor der Pause per Kopf, ehe kurz nach dem Wechsel der erneut gut aufgelegte Thomas Eisfeld für die Vorentscheidung sorgte.

Mehrmals verpassten die Bochumer bei nicht exakt zu Ende gespielten Kontern in einer kurzweiligen Partie den Knockout. Nett ausgedrückt: Vielleicht überließ man den Schlusspunkt einfach mal dem Kapitän. Patrick Fabian köpfte das 4:1, freute sich wie ein Kind, das den Osterhasen beim Eierverstecken erwischt hat, und man hatte den Eindruck, dass sich die gesamte Mannschaft für ihn mitfreute wie Bolle. Es war Fabians erster Treffer seit seinem 2:2 gegen Paderborn im August 2013 (Endstand 4:2), „als Innenverteidiger kann man sich an alle Tore erinnern, gerne auch an die Assists“, sagte Fabian lachend.

Lob für die VfL-Einstellung

Wichtiger war dem ja stets besonnen reagierenden Kapitän, dass „die Mannschaft Charakter“ gezeigt und bewiesen hat, „dass wir die Saison jetzt nicht herschenken“. Frankfurt, sagte sein Kollege Felix Bastians, habe zwar gut begonnen, „aber wir haben alles rausgehauen und verdient gewonnen. Wir waren die bessere Mannschaft.“ Kein Widerspruch.

Entsprechend zufrieden zeigte sich Trainer Verbeek, insbesondere mit der Einstellung seiner Elf. „Sehr enttäuschend“ dagegen nannte er die Zuschauerresonanz. „Vor einer Woche wurden wir hier von Fans empfangen, die nicht mit nach Leipzig gefahren sind, da geht es immer um einen Streit zwischen Traditionsvereinen und Nicht-Traditionsvereinen. Aber ich verstehe das nicht“, kritisierte Verbeek die VfL-Anhänger, die nicht den Weg ins Stadion fanden am Samstag. In Leipzig habe er vor 35 000 Zuschauern gespielt. Wenn es gegen den Abstieg ginge, kämen auch in Bochum 30 000. Jetzt spiele man oben mit und es waren nur 13 000 im Stadion. Verbeek: „Man kann ein Traditionsverein sein, dann muss man auch hinter seinen Verein stehen in guten und in schlechten Zeiten.“