Bochum. Nach dem Pokal-Aus ist vor dem Liga-Duell. Beim VfL Bochum sollte man sich nun ganz auf die Aufgabe in Nürnberg am Montag konzentrieren.

Irgendwann war es an der Zeit, die Giftpfeile aus der Hand zu legen, den Puls herunterzuregeln und zu einem vernünftigen Umgang miteinander zurückzufinden. Die beiden beteiligten Trainer hatten damit ohnehin keine Probleme. „Von mir aus sollen die Bayern jetzt den Pokal gewinnen. Dann können wir sagen, dass wir gegen den Pokalsieger verloren haben“, sagte Gertjan Verbeek lächelnd und eröffnete damit die Pressekonferenz.

0:3 hatte der VfL Bochum zuvor gegen die Münchener verloren, die VfL-Verantwortlichen hatten sich nahezu kollektiv aufgeregt über Arjen Robben, dessen nicht wirklich geahndeter Armeinsatz Timo Perthel das vorzeitige Aus und, wie sich später herausstellen sollte, einen Riss in der Hornhaut bescherte. Auch ereiferte man sich über Robbens chronisch geringe Standfestigkeit, die zum Elfmeter und Ausschluss von Jan Simunek führte. Von „Schwalbe“ (Gertjan Verbeek) bis „Sauerei“ (Christian Hochstätter) reichte die Wortwahl der Bochumer, und der starke VfL-Schlussmann Manuel Riemann verstieg sich sogar zu der Behauptung, dass Bayerns beweglicher Holländer „90 Minuten nur am Boden“ gelegen habe.

Einig waren sich alle Beteiligten schließlich in dem Wunsch nach einer Regeländerung, denn letztlich vollzog Schiedsrichter Dankert mit der Roten Karte gegen Simunek, der nun für die nächsten beiden Pokalspiele im kommenden Wettbewerb gesperrt ist, nur, was einst auf höherer Ebene beschlossen worden war. „Die Fifa muss diese Regel wechseln“, sagte Pep Guardiola unmissverständlich, „Elfmeter ist genug“; auch Matthias Sammer befand, dass man über die „Rote Karte diskutieren kann“, verwahrte sich aber dagegen, dass die Kritik ins „Persönliche“ abgeglitten war.

Guardiola, dem Verbeek zum dann doch ganz entspannten Abschied noch auftrug, die Champions League zu gewinnen, hatte sich ja bereits im Vorfeld mit seinem Lob für den VfL Freunde gemacht in Bochum, nach dem Einzug ins Halbfinale zog er dieses Fazit: „Das Spiel hatte eine hohe Intensität, und der VfL hat einen guten Eindruck bei uns hinterlassen.“

Gehörige Portion Anspannung

Nicht nur bei ihm, nicht nur beim Bayern-Tross. Republikweit wurde mit Respekt wahrgenommen, wie mutig und durchdacht der VfL gegen die Münchener an- und aufgetreten war. Und wer diese Ansammlung von international begehrten Nationalspielern am Mittwochabend hat jubeln sehen nach den Toren, der merkte sofort: Da ist eine gehörige Portion Anspannnung abgefallen von den Spielern.

Berücksichtigt man den Imagegewinn, dann hat der VfL Bochum nur vordergründig eine Niederlage zu beklagen. Und vielleicht ist das Pokal-Aus strategisch sogar von Vorteil. Denn nun gibt es nur noch ein Ziel, auf das man sich zu konzentrieren hat. Am Montag sind die Bochumer in Nürnberg aufgefordert zu bestehen, obwohl sie gegen die Bayern „unglaubliche Wege gehen mussten“, so Gertjan Verbeek. Von Überforderung mochte Verbeek in diesem Zusammenhang nicht sprechen: „Wenn meine Spieler in der Ersten Liga spielen wollen, müssen sie das können. Die Bayern machen das jede Woche.“