Bochum. Seit 2002 ist der VfL Bochum nicht mehr mit zwei Siegen in die Saison gestartet. Mit einem Erfolg gegen den MSV Duisburg hätte der VfL das geschafft.
„Wenn wir zeigen, was wir können, dann werden sie tief stehen.“ Gertjan Verbeek sagte diesen Satz am Freitag; prägnanter und deutlicher kann man kaum ausdrücken, was der Trainer des VfL Bochum von seiner Mannschaft erwartet, wenn der MSV Duisburg am heutigen Samstag (13 Uhr, live in unserem Ticker) vor einer stimmungsvollen Kulisse im wahrsten Sinn des Wortes bearbeitet werden soll. Bochumer Dominanz, Druck, Überlegenheit - all’ das steckt in diesem Satz, aber keine Sieg-Garantie.
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Auf die Gefahren, die im zweiten Kräftemessen mit dem MSV innerhalb von drei Wochen lauern, wies Sportvorstand Christian Hochstätter hin. „Ich glaube, dass es ein kompliziertes Spiel wird und wir Geduld brauchen. Und ich hoffe, dass unsere Mannschaft nicht den Kopf verliert. Der Geger ist gewarnt, dieses Spiel wird schwieriger als das Testspiel.“ Zur Erinnerung: Der VfL führte mit seiner A-Mannschaft zur Pause mit 2:0, die Partie endete schließlich 2:1. Spielanteile, Ballbesitz, all’ das ist ja auch nicht nur Selbstzweck, sondern dient einem Ziel. Und wenn man dieses Ziel trotz größter Anstrengungen immer wieder verfehlt, dann kann man schon einmal unruhig werden.
Tobias Weis wird diesmal zum VfL-Kader zählen
Muss man aber nicht, wie die Partie in Paderborn gezeigt hat. Mit Tim Hoogland und Nando Rafael hat der VfL zudem Spieler dazugewonnen, die so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen sein dürften. Tobias Weis fällt auch in diese Kategorie, der frischgebackene Dreißiger, darauf legte sich Verbeek fest, wird diesmal auch zum Kader zählen und vermutlich gute Chancen besitzen, eingewechselt zu werden. Davon kann Selim Gündüz derzeit nur träumen. Den Flügelflitzer, der sich allmählich herankämpfen muss an das Niveau der anderen, hat der VfL-Trainer momentan nicht einmal ansatzweise auf seiner Rechnung: „Ich erwarte ihn noch nicht im August im Kader.“
Auf Holland ruhen viele MSV-Hoffnungen
Der Hoffnungsträger, er wird wohl erst einmal auf der Bank sitzen. Denn James Holland, ablösefrei von Austria Wien zum MSV Duisburg gekommen, dürfte sich für einen Einsatz von Beginn an noch nicht in der richtigen Verfassung befinden. Der 26-jährige Australier soll aber möglichst bald die Probleme, die den MSV im defensiven Mittelfeld plagen, lösen.
VfL-Trainer Gertjan Verbeek kennt und schätzt Holland. „Er ist ein guter Spieler, ich habe zwei Jahre mit ihm gearbeitet in Alkmaar, als er 18/19 war“, sagte Verbeek. Ob der Australier aber das Niveau des Aufsteigers deutlich und nachhaltig anheben kann, wie es einige Beobachter für notwendig erachten, ist fraglich.
Nach den drei schnellen Gegentoren gegen Kaiserslautern im Eröffnungsspiel hat sich Trainer Gino Lettieri vor seine Abwehr gestellt und gemeint, „leichtfertige Ballverluste“ in der Vorwärtsbewegung seien ausschlaggebend für den hohen Rückstand zur Pause gewesen. Zunächst signalisierte Lettieri, in der Defensive nichts zu ändern, doch mittlerweile wird in Duisburg darüber diskutiert, die Rollen etwas anders zu verteilen. So könnte Steffen Bohl ins Team und auf die rechte Außenverteidiger-Position rutschen, wonach Rolf Feltscher die Seite wechseln müsste. Damit wäre Kevin Wolze fürs Mittelfeld frei, als Alternative zu Dennis Grote, dem ehemaligen Bochumer. (Michael Eckardt)
Während in Duisburg noch über eventuelle Änderungen in der Startelf gerätselt und debattiert wird, deutet beim VfL nichts auf personelle Rochaden hin. „Wir sind gut gestartet und wollen die Euphorie behalten, das ist wichtig für das Selbstvertrauen“, sagte Gertjan Verbeek, der vermutlich nicht weiß, dass der letzte Sechs-Punkte-Start des VfL Bochum schon lange zurück liegt. 2002 folgte dem 3:1 zum Bundesliga-Start in Nürnberg ein 5:0 gegen Cottbus und anschließend auch noch ein 4:2 in Leverkusen - der Himmel hing damals für ein paar Wochen voller Geigen für die VfL-Fans, die nun schon seit Jahren von der Hoffnung auf Besserung leben und immer wieder enttäuscht wurden.
VfL Bochum hat 4700 Dauerkarten verkauft
Sollten heute erneut drei Punkte gewonnen werden, dann könnte sogar der Dauerkartenverkauf noch einmal einen Schub bekommen, schließlich handelt es sich ja nur um ein Heimspiel, das dann bereits absolviert wurde. Zurzeit vermeldet der VfL knapp 4700 verkaufte Saisontickets. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn es nicht auch eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr bedeuten würde.
„Dass den Bochumer Fans gefällt, was wir ihnen anbieten, ist erfreulich“, sagte Christian Hochstätter, der natürlich hofft, dass sowohl die Leistungen der Mannschaft als auch die Zuneigung der Fans von Dauer sein wird.