Bochum. Auch wenn er zuletzt nur in China gespielt hat, denkt Nando Rafael noch lange nicht an sein Karriereende. Der 31-jährige Angreifer des VfL Bochum macht Druck und tritt in Konkurrenz zu Torjäger Simon Terodde.

Vermutlich gibt es in der Beurteilung eines neuen Spielers Wichtigeres, aber dass Nando Rafael, künftig neben Simon Terodde die offensive Speerspitze des VfL Bochum, in allen bisherigen vier Testspielen getroffen hat, darf ruhig auf der Seite mit den Positiva vermerkt werden.

Das Andere, eventuell Wichtigere grenzt den gebürtigen Angolaner und heutigen Weltbürger mit Wohnsitz in Holland deutlich von seinem Vorgänger ab. Nando Rafael ist nicht nur drei Jahre jünger als Mikael Forssell, er bewegt sich auch entsprechend. Obwohl er nach Vertragsende in China ein halbes Jahr auf sich allein gestellt war, was die Fitness betrifft, scheint er kaum Defizite zu haben. Der Antritt ist da, die Konzentration, die ja eine gewisse Kraft und Ausdauer voraussetzt, ebenfalls. Bei einem holländischen Zweitligisten habe er mittrainieren dürfen - „jeden Tag zweimal“. Und dennoch, sagt er, fehle ihm noch etwas. Wenn man am Wochenende kein Spiel hat, dann muss man sich was „extra erarbeiten“. Im knallharten Ligawettbewerb zu stehen, das sei schon eine „andere Intensität“.

Rafael bringt Vielseitigkeit und Erfahrung mit

Wer sich noch nicht mit Nando Rafael beschäftigt hat, könnte meinen, da sei ein Spieler gekommen, den man nun mühsam und langwierig integrieren müsse - sprachlich, kulturell, sportlich. Das Gegenteil ist der Fall. Der Stürmer spricht - 2002 aus Amsterdam nach Berlin gekommen - so fließend Deutsch wie Holländisch, natürlich auch Portugiesisch und Englisch und hier ein wenig davon, und dort ein wenig davon. Er hat in Berlin, Mönchengladbach, Augsburg, Aarhus und Düsseldorf gespielt, hat jede Menge gesehen und verschafft den Bochumern im Zusammenspiel mit Tim Hoogland einen Schub an Erfahrung, der entscheidend sein kann.

Dass sich Rafael, wie Forssell, allein auf die Rolle des Ersatzstürmers beschränkt, der nur dann eingreift, wenn die Nummer eins ausfällt oder wenn eine zusätzliche offensive Option gewünscht wird, ist allerdings nicht zu erwarten. „Simon ist ein sehr guter und wichtiger Spieler“, sagt er, fügt dann hinzu, dass es doch normal sei, „den Konkurrenzkampf einzugehen“, und schließt so: „Der Trainer wird von Spiel zu Spiel entscheiden.“

Rafael hat nach wie vor großen Ehrgeiz

In diesen Sätzen, so ruhig und unaufgeregt sie auch vorgetragen werden, schaut er deutlich durch, der Ehrgeiz des Nando Rafael, der noch lange nicht mit seiner Karriere abgeschlossen hat. „Ich bin geholt worden, um ein Teil der Mannschaft zu sein“, sagt er und macht deutlich, dass man das letztlich auch auf dem Platz zu sehen bekommen soll.

Es ist ja auch für den VfL Bochum ein gutes Zeichen, dass der neue Angreifer nicht zurückgeschreckt ist angesichts des 16-Tore-Mannes Terodde. Da kommt also ein selbstbewusster Spieler mit Erfahrung, der es noch einmal wissen will. Und der mit Freude und „beiden Händen“ zugegriffen hat, als der „Kultverein“ aus Bochum ihn kontaktierte. Was er dann hier zu sehen bekam, wie er aufgenommen wurde, das hat ihn in seiner Entscheidung bestärkt. Und gemünzt auf seine Zeit in China sagt er: „Man sieht von dort erst so richtig, wie weit der Fußball in Deutschland ist.“