Bochum. Unter Trainer Gertjan Verbeek ist Marco Terrazzino zur Stammkraft aufgestiegen. Nach vielen Rückschlägen ist der 24-Jährige „richtig angekommen im Seniorenfußball“.

Mit Pascal Groß hat er gerade telefoniert. Mit dem vielleicht besten Mittelfeldspieler dieser Zweitliga-Saison. Mit einem der Garanten dafür, dass der FC Ingolstadt an der Tabellenspitze steht.

Mit seinem Freund.

Denn Marco Terrazzino, der in Bochum unter Gertjan Verbeek den Durchbruch zur Stammkraft geschafft hat, Pascal Groß und Hakan Calhanoglu von Bayer Leverkusen haben in ihrer gemeinsamen Zeit beim Karlsruher SC (2010 bis 2012) in einer WG gelebt. „Wir sind gut befreundet“, erzählt Terrazzino. Doch, natürlich: Am Sonntag, zwischen 13:30 und 15:15 Uhr plus Nachspielzeit, ruht der nette Kontakt. Dann will der 24-jährige Deutsch-Italiener dafür sorgen, dass sein Ex-Mitbewohner erst eine Woche später den Aufstieg feiern kann. Gewinnt Ingolstadt in Bochum, ist der FCI ja nicht mehr von einem Aufstiegsplatz zu verdrängen. „Wir werden alles daran setzen zu gewinnen“, sagt „Terra“.

Terrazzino räumt Faulheit ein

Dass er selbst mittlerweile optimistisch in seine sportliche Zukunft blicken kann, hat viel mit Bochum zu tun, auch: mit dem Trainerwechsel. Terrazzinos Karriere stockte ständig, oft plagten ihn Verletzungen, war er auch „zu faul“, sagt er selbstkritisch.

Jetzt aber hat er gezeigt, dass er kämpfen kann. Unter Peter Neururer kam der technisch hoch veranlagte Offensivspieler zwar oft zum Einsatz, aber nur vier Mal von Beginn an. Die Leistungen waren enttäuschend für einen, der mit dem gewissen Etwas in den Füßen gesegnet ist. „Die Hinrunde genügte nicht meinem Anspruch“, sagt er.

Extra-Schichten im Winter zahlen sich aus

Ein wenig „mehr Vertrauen“ hätte er sich allerdings gewünscht, schließlich sei er zwei Jahre lang, in Freiburg, selten zum Einsatz gekommen. Es fehlte die Spielpraxis. Von der Ankunft Verbeeks inklusive dessen Offensivgeistes hat er „profitiert“, keine Frage. „Ich habe mich reingebissen, habe im Winter Extra-Schichten eingelegt, um gut in die Vorbereitung gehen zu können“, sagt er. Zunächst blieb er noch im B-Team, im Trainingslager in Spanien, doch Woche für Woche kam er der A-Elf näher. Yusuke Tasaka verletzte sich und spielt längst keine Rolle mehr, auch Stanislav Sestak hat er verdrängt: In Berlin zum Jahresauftakt noch eingewechselt, spielte der gebürtige Mannheimer seit dem ersten Heimspiel unter Verbeek gegen Braunschweig (3:2) stets von Beginn an.

Zehn Scorerpunkte stehen in der Bilanz

Fünf Tore und fünf Vorlagen hat er mittlerweile vorzuweisen, zuletzt traf er in Aalen zum 3:0 - genau wie im Hinspiel. Meist kam „Terra“ über den Flügel, in den letzten Partien agierte er als Ersatz für Thomas Eisfeld im offensiven Zentrum. Dort, wo er sich als Kreativer am wohlsten fühlt - wobei er über Außen unterm Strich bisher die stärkeren Auftritte zeigte. Und weiß, dass noch viel Luft nach oben ist: im Defensivverhalten vor allem, auch im Abschluss.

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Erstmal aber ist er heilfroh, „richtig angekommen zu sein im Seniorenfußball“ nach all den Rückschlägen. Terrazzino kann sich wieder große Ziele setzen: Am liebsten würde er bald wieder gegen seine Ex-Mitbewohner spielen. Gegen Calhanoglu und Groß. Mit Bochum in der 1. Liga.