Bochum. Er kam ablösefrei aus Berlin und führt die Torschützenliste der 2. Liga an: Simon Terodde ist Bochums Torgarantie. Und ein Teamplayer. Sein Ziel bleibt die 1. Liga.

Vielleicht war es ja auch die enttäuschende Saison, in deren Nachklapp man einen Sündenbock gesucht hat in der Hauptstadt. Denn eigentlich wollte Union Berlin in der Spielzeit 2013/2014 richtig oben angreifen, sogar zum Sprung in die Erste Liga ansetzen. Am Ende sprangen die „Eisernen“ viel zu kurz, landeten nur auf Rang neun, hatten sich aber von ihrem langjährigen „Kulttrainer“ Uwe Neuhaus getrennt und Stürmer Simon Terodde, einen Profi im besten Alter, ablösefrei laufen lassen. Beim VfL Bochum wurde er mit offenen Armen empfangen.

Inzwischen hat man in Berlin leidvoll und in Bochum lustvoll erfahren: Der Junge ist für den VfL ein echtes Schnäppchen. 14 Tore hat er bereits jetzt erzielt, so viele wie noch nie in einer Saison, bei sechs Treffern war er der Wegbereiter. Das bedeutet aktuell: Rang zwei in der Zweitliga-Scorerwertung hinter dem Ingolstädter Pascal Groß.

Terodde spürte in Bochum von Anfang an Vertrauen

Terodde, der Mann vom Niederrhein, mag darüber gar nicht so gerne sprechen. Er gehöre „sicher nicht zu den Extrovertierten“, sagt er mit einem feinen Lächeln, und seine persönlichen Zahlen hat er auch nicht parat. Ob 20 Scorerpunkte oder 21 - er weiß es nicht; für seinen Seelenfrieden scheint die richtige Antwort unerheblich zu sein. Wichtiger ist das Große und Ganze. Dass es so gut läuft für ihn und inzwischen auch wieder für die Mannschaft, macht er an dem „Vertrauen“ fest, das er in Bochum „von Anfang an bekommen“ habe. Andersherum wird natürlich auch ein Schuh draus: Terodde schlug dermaßen gut ein, dass er bislang niemals auch nur ansatzweise in Frage gestellt wurde. Etwas anderes, sagt er, dürfe man aber auch nicht unterschätzen: „Ich bin seit fast drei Jahren weitgehend verletzungsfrei und habe deshalb kaum eine Trainingseinheit verpasst.“

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Heißt: Da steht einer - mit nun 27 - voll im Saft und befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Leistungsfähigkeit. Und dass er noch dazulernen kann, beweist er auch seit ein paar Wochen. In Sachen Ballbehauptung und Kombinationsspiel hat Simon Terodde nämlich noch einmal zugelegt seit Jahresbeginn. Und genau das haben sie ihm damals in Berlin wohl nicht mehr zugetraut.

Teroddes Laufleistung basiert auf seiner starken Physis, seine Zweikampfstärke auch; daneben aber hat er - ohne filigran zu sein - genügend technische Fähigkeiten, um seine Mitspieler in Szene zu setzen und das Spiel schnell zu machen. Er beherrscht das Spiel mit dem Rücken zum Tor, geht dem Ball entgegen, setzt sich oft genug durch, um kurz darauf die andere Richtung einzuschlagen. Er ist der Ankerspieler, wie es heute gerne heißt, und muss dabei ackern wie einst Robert Lewandowski vor seinem Wechsel von Dortmund nach München. Seine Meinung dazu ist so schnörkellos wie sein Spiel: „Heute reicht es eben nicht mehr, vorne drin zu stehen.“

Es soll noch „ein paar Tabellenplätze nach oben“ gehen

Der 27-Jährige blickt, inzwischen kann er es ja sagen, schon länger nicht mehr in den Tabellenkeller. „Es war mir schnell klar, dass wir mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben würden“, sagt er und meint die Neuausrichtung zu Beginn des Jahres. Der Weg an die Spitze dürfte zwar acht Spieltage vor Saisonschluss etwas zu weit sein, aber „ein paar Tabellenplätze nach oben“ seien noch drin, meint Terodde, der, wie es sich für einen echten Sportsmann gehört, darüber hinaus auch noch ein größeres Ziel verfolgt.

„Wenn man in der Zweiten Liga spielt, möchte man auch in die Erste“, macht der Top-Torjäger aus seinem Herzen keine Mördergrube. Ob es bereits Interessenten gibt, die sich den Transfer des Stürmers, der vertraglich bis 2016 an den VfL gebunden ist, etwas kosten lassen würden, ist momentan nicht zu erfahren, auch nicht von Simon Terodde, dem Zurückhaltenden. Ein feines Lächeln noch, dann geht’s zurück in den Alltag zu Frau und Hund.