Bochum. Der Slowake zeigte gegen Heidenheim mit drei Torbeteiligungen, dass er wieder voll da ist. Dabei hatte der FCH den Routinier in der Hinrunde noch in eine Formkrise geschickt.

Einmal musste sich Stanislav Sestak dann doch noch ein bisschen ärgern lassen. Gerade eben war der Slowake nach dem 4:1 seines VfL Bochum über den 1. FC Heidenheim vor die Journalisten getreten - und anstatt Fragen zu beantworten, musste er erst einmal versprechen, seine Schulden zu begleichen. Einem der Berichterstatter hatte Sestak Anfang der Woche ein Abendessen in Aussicht gestellt, sollte er wie schon eine Woche zuvor in Düsseldorf einen Doppelpack schnüren. "Stani" schnürte. Und versuchte sich aus der Nummer zu winden. "Hatten wir nicht drei Tore gesagt?", scherzte Sestak. "Na gut." Ein Lächeln, ein breites Grinsen. Stanislav Sestak in bester Laune.

Zwei Tore in Düsseldorf, zwei Tore und eine Vorlage gegen Heidenheim, fünf Torbeteiligungen in zwei Spielen - Sestak ist so etwas wie der Mann der Stunde beim VfL. Man muss sich irgendwie mitfreuen mit diesem eher ruhigen, freundlichen Typen, der nach Abenden wie diesen keineswegs dazu neigt, sich in den Mittelpunkt zu drängen. "Ich bin einfach nur froh, wenn ich der Mannschaft helfen kann. Ob mit Toren oder mit Assists." Er würde sich ein bisschen ärgern, dass Simon Terodde den Elfmeter verschossen habe. "Ich hätte ihm auch einen Doppelpack gegönnt. Wir wollen, dass er Torjäger wird." Sestak meint das so. Er wirkt keinswegs gekünstelt, nur zufrieden und ein bisschen dankbar. Er weiß, dass noch vor zwei Wochen kaum jemand auf diese Entwicklung des VfL-Routiniers gewettet hätte.

Stark abgebaut nach starkem Saisonstart

Sestak war beim Umbau des neuen VfL-Trainers Gertjan Verbeek einer der Leidtragenden. In Neururers 4-4-2 war der 32-Jährige als zweite, meist etwas hängende Spitze hinter Simon Terodde gesetzt. Verbeek aber setzte auf ein 4-2-3-1 und sah in der offensiven Dreierreihe keinen festen Platz für Sestak. Der Tiefpunkt nach einem langen, stetigen Fall in dieser Spielzeit. Zu Saisonbeginn gesetzt, legte "Stani" einen Saisonstart nach Maß hin, hatte nach dem sechsten Spieltag schon drei Tore und drei Vorlagen in seiner Bilanz stehen. Das 0:5 in Heidenheim, es war nicht nur ein Knackpunkt für die gesamte VfL-Hinrunde, sondern speziell auch ein Knackpunkt bei Sestak.

 Danach häuften sich Spiele, in denen er kaum eingebunden war, in denen er glücklos blieb. Nur noch zwei Treffer kamen - bis vor kurzem - nach dem sechsten Spieltag hinzu. Unter Verbeek stand er vorerst nur gegen Union Berlin in der Startelf. Danach kam er von der Bank. Beim 3:3 der Bochumer gegen den FSV Frankfurt Ende Februar saß Sestak sogar 90 Minuten lang auf der Bank. Er sah, wie seine Kollegen in der Offensive ohne ihn begeisterten. Allerdings sah er auch, wie sich Thomas Eisfeld die rote Karte abholte - und Sestak damit wieder vom Abstellgleis holte.

Terodde lobt seinen Offensiv-Kollegen

Sestak nutzte seine Chance. Gegen Düsseldorf kam er über rechts, gegen Heidenheim startete er auf links. Beide Male war er der torgefährlichste Akteur der Bochumer. "Wenn Stani so drauf ist, dann ist er unfassbar gefährlich. Er haut die Dinger mit rechts und links rein, in alle Ecken", lobte Offensiv-Kollege Simon Terodde nach dem Heidenheim-Spiel. Sestak ist zurück. Nicht zwingend als Dauer-Starter, aber mindestens als eine von vielen attraktiven Optionen. Das zeigte das Spiel in Heidenheim, das in der Hinrunde noch das Gegenteil zeigte. So schließt sich der Kreis.

Neun Saisontore hat Sestak nun auf dem Konto. Das ist Platz vier in der 2. Liga. Und das sind nur noch vier Treffer weniger als Topstürmer Terodde. Ob er ihm die Torjägerkanone noch streitig machen wolle? Nein, eher nicht. Das ist nichts Sestaks Art. Aber vielleicht lädt er jetzt öfter mal einen Journalisten zum Essen ein.