Bochum. . Der Ex-Trainer des VfL Bochum will den Vorwurf des vereinsschädigenden Verhaltens prüfen. Beim VfL geht indes die Suche nach einem Nachfolger los.

Hoffnungsträger, Kult- und Reizfigur, Retter - was war Peter Neururer eigentlich noch nicht für den VfL Bochum? Nun ist er dort, zum zweiten und sicher letzten Mal, Vergangenheit. Nach einer verblüffend rasanten verbalen Eskalation und Entfremdung hat der Fußball-Zweitligist seinen Trainer freigestellt. „Eine vertrauens- und respektvolle Zusammenarbeit ist nicht mehr möglich“, sagte Sportvorstand Christian Hochstätter.

„Ich bin wieder zu Hause, großartig, zu solch’ einem Verein zurück zu kommen.“ Mit diesen Worten war Neururer im April 2013 - nach überstandenem Herzinfarkt und dreieinhalbjähriger Fußballpause - auf die Bochumer Bühne zurückgekehrt. VfL-Aufsichtsrats-Boss Hans-Peter Villis zog damals im Abstiegskampf mit dem gebürtigen Marler seinen letzten „Joker“, wollte sich damit aber nicht begnügen, sondern eine „neue Ära beginnen“. Neururer erfüllte die nahezu aussichtslose Mission, hielt den VfL in der Zweiten Bundesliga und wurde dafür gefeiert, brachte aber in der folgenden Saison kaum mehr als erfolgreichen Abstiegskampf zustande. Der ihm anhängende Ruf, ein Motivator mit äußerst geringer Halbwertzeit zu sein, schien sich zu bestätigen, als in der laufenden Spielzeit die Leistungskurve der Mannschaft nach blendendem Start rapide fiel.

Aus "Christian" wurde „Herr Hochstätter“

Es begann zu knistern, zunächst zwischen Peter Neururer und Christian Hochstätter, der sich die vorwiegend von ihm selbst zusammengestellte Mannschaft nicht schlecht reden lassen wollte und mehr Engagement sowie bessere Ergebnisse einforderte. Das Verhältnis kühlte ab auf Gefrierschrank-Temperatur, aus Christian wurde schließlich „Herr Hochstätter“. Man stritt sich nun öffentlich. Nannte der eine, Hochstätter, die 0:3-Niederlage in Ingolstadt „peinlich“, kam prompt ein „nicht peinlich“ zurück.

Stimmen zur Trainerentlassung von Peter Neururer

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    Als Hans-Peter Villis den Charakter der Mannschaft infrage stellte, fühlte sich Kapitän Andreas Luthe herausgefordert, dem Aufsichtsratsboss in die Parade zu fahren. Wenn man etwas nicht bewerten könne, weil man sich nie blicken lasse, so der Torhüter, sollte man derartige Äußerungen besser unterlassen. Während Luthe nur einen Tag später Abbitte leisten musste, gab Neururer zu Protokoll: „Ich stehe hundertprozentig zu Andis Äußerungen.“ Das Maß war voll für die VfL-Führungsriege.

    Neururers Vertrag endet im kommenden Sommer

    Wegen „vereinsschädigendem Verhalten freigestellt bei vollen Bezügen“, so Hochstätter, sei nun Neururer, der seinerseits die Welt nicht mehr versteht, die Entscheidung gegen ihn „gar nicht glauben“ mag und „geschockt“ ist. Ein Rechtsanwalt soll seine Interessen vertreten, sein Vertrag endet im kommenden Sommer.

    Neururers Nachfolger wird noch gesucht. Er habe zwar eine Vorstellung von dem, „was ich mir wünsche, aber die Frage ist, ob man das auch bekommt“, sagte Christian Hochstätter. Vorerst übernimmt Co-Trainer Frank „Funny“ Heinemann.