Bochum. Frank “Funny“ Heinemann wird beim VfL Bochum zunächst den Posten des geschassten Peter Neururer übernehmen. Ein (günstiger) Nachfolger soll ab Januar übernehmen.

Letztlich ging alles so schnell beim VfL Bochum, dass sie vor dem Verkünden der Entlassung von Peter Neururer an der Castroper Straße noch nicht einmal die Kaffeemaschine bestücken konnten. Neururer raus, Heinemann befördert, bis auf Weiteres.

"Vereinsschädigendes Verhalten" führen Christian Hochstätter und Co. als Grund für die Demission des einst großen Peter an. "Die Äußerungen, die in den letzten Wochen in der Öffentlichkeit getätigt wurden, haben eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in unseren Augen unmöglich gemacht", sagte Bochums Sportvorstand auf der eilig einberufenen Pressekonferenz. Da war es ungefähr 12.10 Uhr. Rund drei Stunden zuvor hatte er die Entscheidung Neururer überbracht. Der ließ schon wenig später über die ein oder andere Nachrichten-Agentur verbreiten, dass er "geschockt" sei. "So etwas habe ich in meiner Laufbahn noch nicht erlebt."

Neururer stellte sich vor Luthe - und eckte damit an

Eine Reaktion, die man verstehen kann, wenn man den Vorgang etwas überspitzt darstellt. Denn auf dem Papier verbirgt sich hinter dem Kündigungsgrund die Tatsache, dass sich Peter Neururer öffentlich vor einen seiner Spieler gestellt hat. Vor Andreas Luthe, der den Aufsichtsratschef Hans-Peter Villis angegangen hatte, nachdem der den Charakter des VfL-Teams infrage gestellt hatte. "Hundertprozentig" unterstütze er Luthes Aussagen, meinte Neururer. Hochstätter am Dienstag: "Es geht nicht, einem Spieler das Recht einzuräumen, einen Aufsichtsratsvorsitzenden zu kritisieren."

Stimmen zur Trainerentlassung von Peter Neururer

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    Wahrscheinlicher ist allerdings, dass all das nur als medientauglicher Grund vorgeschoben wird vor dem Hintergrund einer Entwicklung, die nicht erst seit gestern einen Keil zwischen Trainer und Vorstand geschoben hat. Hochstätter und Neururer erweckten schon seit Wochen nicht mehr den Eindruck, eine Einheit zu bilden. Hochstätter, der eher kühle und berechnende, und Neururer, der eher laute und launige. Beide auf ihre Art so von sich überzeugt wie voneinander verschieden, dass es gemeinsam auf lange Sicht nicht funktioniert. Auch wenn Hochstätter am Dienstag - gewohnt kühl und emotionslos - einräumte, dass man "lange Zeit vertrauensvoll zusammengearbeitet" habe, der Verein Neururer einiges zu verdanken habe. Trotzdem die Freistellung. Hochstätter: "Das geschieht bei Fortzahlung der Bezüge. Alles weitere wird sich später zeigen."

    Heinemann nicht zum ersten Mal in der ersten Reihe

    Mit Frank Heinemann übernimmt ein Kenner den Posten. Schon nach der Entlassung Marcel Kollers 2009 rückte "Funny" in die erste Reihe. Unterstützung erhält er vom bisherigen U15-Trainer Dimitrios Grammozis ("Ich war heute Morgen überrascht. So schnell kann es gehen."). Es soll eine zeitlich begrenzte Lösung sein. Am liebsten würde Hochstätter mit einem neuen Mann ins neue Jahr starten.

    Ein wichtiges Kriterium, das der Neururer-Nachfolger erfüllen soll: Er darf nicht viel kosten. "Natürlich habe ich eine Vorstellung von dem, was wir haben wollen. Ist nur die Frage, ob wir es bekommen." Zur Not ginge es mit Heinemann auch nach der Winterpause erst einmal weiter. Namen, Ansätze, Kandidaten? "Gibt es nicht", sagt Hochstätter. "Ich habe mit der Trainersuche erst heute Morgen begonnen."