Peter Neururer hätte beim VfL Bochum nicht mehr viel bewegen können. Was nicht nur an seinen sportlichen Qualitäten liegt. Ein Kommentar.
Gemessen an der Entwicklung, die der VfL Bochum im Vergleich zu den letzten beiden Jahren des Gruselfußballs mitgemacht hat, mag die Entlassung Peter Neururers ein wenig überraschend erscheinen. Platz zehn kurz vor dem Ende der Hinrunde, nachdem es im Mai fast noch Richtung 3. Liga gegangen wäre. Es hat wohl wenige VfL-Anhänger gegeben, die das im Frühsommer nicht dankend angenommen hätten. Dennoch kommt die Trainer-Demission zur rechten Zeit. Denn sie hat beileibe nicht nur sportliche Gründe.
Peter Neururer hatte keinen Rückhalt mehr im Vorstand. Zwischen Sportvorstand Christian Hochstätter und dem Kult-Coach herrschte nicht erst seit gestern Eiszeit. Auch Hans-Peter Villis, der Aufsichtsratschef des VfL, vermied schon länger rückenstärkende Äußerungen im Bezug auf seinen Übungsleiter. Womit das Zerwürfnis intern begann, lässt sich schwer sagen. Wie es sich öffentlich anhörte, umso genauer.
Beim VfL mangelte es an interner Kommunikation
Das 0:3 in Ingolstadt nannte Hochstätter "peinlich". Neururer hielt einen Tag später dagegen: "nicht peinlich". Hochstätter verurteile die Chef-Kritik an Villis von Torwart Andreas Luthe als nicht zulässig. Neururer hielt dagegen: "Ich stehe hinter diesen Aussagen". Offenkundig, dass es an interner Kommunikation mangelte. Wohl mangels einer gemeinsamen Basis. Und ein Trainer ohne Rückhalt bei seinen Chefs? Wird dann auch schon mal wegen solch eher mittelprächtigen Probleme unter dem Deckmantel "vereinsschädigenden Verhaltens" vor die Tür gesetzt. Neururer selbst lieferte dem VfL die Patrone, die er für diese Entlassung noch brauchte. Wenn der VfL die Demission allein daran festmacht, erzählt er nur die halbe Wahrheit.
Bochumer Entwicklung ohne Happy End
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Schließlich gibt es auch sportlich wenig Argumente, um zwingend an Neururer festhalten zu müssen. Ja, da war diese Aufbruchsstimmung am Anfang der Saison. Endlich mal wieder Offensivfußball, sogar eine Pokal-Überraschung gegen Stuttgart bekam der VfL-Anhang geboten. Allerdings war die Euphorie wohl auch so groß, weil es vorher lange Zeit nur sehr, sehr wenig zu bejubeln gegeben hatte an der Castroper Straße. Was davon zuletzt übrig blieb: wenig bis nichts. Seit Wochen fehlt dem VfL Stabilität in der Abwehr, gegen Spitzenteams wie Ingolstadt fehlen jegliche Mittel, um auch nur ansatzweise mitzuhalten. Und freilich: Das sind Entwicklungen, die schon andere Teams unter Neururer genommen haben - ohne Happy End.
Beides zusammen, fehlender Rückhalt bei den Leuten, mit denen Neururer die Mannschaft für die Zukunft hätte formen müssen, und die zuletzt bedenkliche sportliche Entwicklung, sind gute Gründe für die Entscheidung des VfL.