Gelsenkirchen. Bei seinem ersten Auftritt als Trainer des FC Schalke 04 stellte Roberto Di Matteo seine Ideen und seine Ziele vor. Di Matteo geht es erst einmal um die Defensivarbeit, ihm liegt viel an der Teamarbeit. Klar ist für den Italiener aber auch: “Es gibt nur einen Boss.“

Huub Stevens kam bei seiner Vorstellung mit Badeschlappen - der neue Trainer des FC Schalke 04 betrat im schwarzen Anzug den Presseraum in der Arena. Mit einem beschwingten "Guten Morgen" begrüßte der 44-jährige Roberto Di Matteo die Journalisten - um 13.15 Uhr. Danach sprach er souverän, bestimmt und auch mal humorvoll über seine Ideen, seine Philosophie und seine Ziele.

Die Spielphilosophie: Erst einmal die Defensive ordnen

In Schalkes Defensive ging es zuletzt drunter und drüber - und vorn waren die Königsblauen zu sehr auf die Tagesform der Individualisten wie Julian Draxler und Klaas-Jan Huntelaar angewiesen. Di Matteos Vorstellungen sind eindeutig: "Die Mannschaft hat viel Potenzial nach vorn, aber sicherlich in der Defensive einige Probleme. Man muss an der Defensivorganisation arbeiten, erst einmal versuchen, eine solide Abwehr zu haben."

Auch interessant

In seiner Trainerlaufbahn setzte Di Matteo bisher auf ein 4-2-3-1- oder ein 4-3-3-System, er bezeichnet die Italiener Arrigo Sacchi und Dino Zoff sowie den Holländer Ruud Gullit als Inspiration für seine Arbeit: "Ich bevorzuge eine Mannschaft, die flexibel sein und von Spiel zu Spiel wechseln kann, wenn es nötig ist." Dass er die Champions League 2012 mit einer sehr defensiven Spielweise gewann, hält Di Matteo für weniger erwähnenswert: "Wir dürfen nicht über ein Spiel reden, in dem man eine gewisse Taktik benutzt hat. Meine Mannschaften haben immer viele Tore geschossen."

Die Teamführung: Social-Media-Regeln - nur ein Boss

Die Ansage ist klar. "Es gibt nur einen Boss", sagte Di Matteo. Das war Ex-Trainer Jens Keller zuletzt offenbar nicht mehr. "Individuelle Ansprüche gehören nicht in ein Team. Es gibt in jedem Team eine Hierarchie, Regeln sind wichtig." Di Matteo beschreibt sich selbst als ruhig, sagte dann aber lächelnd: "Manchmal verliere ich die Ruhe auch..."

In seiner knapp zweijährigen Pause bildete sich Di Matteo fort. Er schaute sich viele Fußball-Spiele an und besuchte auch Kurse - zum Beispiel informierte er sich ausführlich über die sozialen Netzwerke: "Das ist eine Problematik nicht nur für Schalke, sondern für den Fußball. Ich bin ein Befürworter der sozialen Medien, aber man muss die Risiken verstehen. Wir werden diesbezüglich Regeln einbringen." Welche, verriet er nicht. Nach seiner ersten Ansprache am Mittwochvormittag nahm sich Di Matteo einige Führungsspieler zur Seite.

Die Trainingsarbeit: Weiter öffentliches Training 

In den letzten Monaten unter Jens Keller gab es Unmut unter den Schalker Fans. Nicht nur die Abschlusseinheit vor den Spielen fand hinter verschlossenen Türen statt, sondern auch weitere Einheiten unter der Woche. Di Matteo will sein Team nicht noch weiter abschotten: "Wir werden das weiter so halten, dass wir das Abschlusstraining nicht offen machen, und zwischendurch auch mal, wenn es nötig ist. Grundsätzlich bleiben die Trainingseinheiten geöffnet." Die Einheiten wird er selbst leiten: "Ich bin der Coach." Unter Jens Keller hatte häufig Co-Trainer Peter Hermann die Übungseinheiten übernommen.

Die Ratgeber: Tipps von Jogi - zwei neue Assistenten

Bevor Di Matteo zusagte, informierte er sich ausführlich über seinen neuen Verein - auch bei Bundestrainer Joachim Löw, mit dem er einst beim FC Schaffhausen in der Schweiz zusammenspielte. "Mit ihm verbindet mich eine langjährige Freundschaft", sagte Di Matteo. Seine Assistenten sind Co-Trainer Attilio Lombardo und Torwart-Trainer Massimo Battara. Lombardo und Battara sprechen Italienisch und Englisch, werden ab der kommenden Woche mit einem Deutschlehrer pauken. Nur "Co" Sven Hübscher bleibt aus Jens Kellers Trainerteam erhalten. Trainerwechsel

Das Ziel: Direkte Champions-League-Qualifikation

Trotz des miesen Saisonstarts bleiben die Saisonziele der Schalker ambitioniert: In der Bundesliga wollen sie erneut unter die Top drei, in der Champions League überwintern - heißt: ins Achtelfinale einziehen.

Das Privatleben: Familie in London - Umzug in die Nähe

Di Matteos Familie bleibt erst einmal in England. "Im Sommer werden wir eine gute Lösung finden", sagte der neue Trainer. Bis dahin bleibt es bei einigen Besuchen. Er selbst wird sich eine Wohnung "in der Nähe" suchen.