Gelsenkirchen. Schalke-Profi Kaan Ayhan beantwortete geduldig die Fragen der WAZ-Leser. Der 19-Jährige verriet, wie die Mannschaft zu Trainer Jens Keller steht, warum er niemals zum BVB wechseln würde und einen ganz heimlichen Berufs-Wunsch.

Kaan Ayhan stöbert durch die Zettel mit den Fragen der WAZ-Leser: Ganz schön interessant, was die Fans so alles von ihm wissen wollen. Zum ersten Mal haben wir Sie, die Leserinnen und Leser der WAZ, aufgerufen, Fragen an einen Schalker zu stellen. Der 19 Jahre alte Profi ist keine Antwort schuldig geblieben, und deswegen gibt’s heute das erste Leser-Interview der WAZ mit einem Schalker.

Kaan Ayhan ist die Unruhe im Team von der Öffentlichkeit und Fans aktuell hineingetragen, oder gibt es ab und zu verschiedene Trainings- und Team-Ansichten von Einzelspielern? (Helmut Feilgenhauer, Schopfheim)

Kaan Ayhan: Natürlich gibt es auch mal Meinungsverschiedenheiten – in einer Mannschaft wäre es unnormal, wenn alle immer nur Ja und Amen sagen würden. Aber die Stimmung bei uns ist wirklich gut. Wenn von außen versucht wird, Unruhe hereinzutragen, dann lassen wir uns davon nicht beeinflussen.

Jens Keller wird von verschiedenen Medien sehr kritisch beurteilt. Wie sieht das die Mannschaft, bzw. wie sind die Ansprachen von Jens Keller an die Mannschaft? (Uwe Bendl, Plettenberg)

Ayhan: Der Trainer hat uns vor dem Bayern-Spiel gut motiviert, indem er uns ein kleines Video gezeigt hat – was genau das war, verrate ich aber nicht (lacht). Ich bin sicher, er erreicht uns. Innerhalb der Mannschaft steht er überhaupt nicht zur Diskussion.

Was würden Sie Herrn Sammer sagen, wenn der sich meldet und Ihnen einen Vertrag mit viel Geld bei Bayern München anbietet? (Thorsten Göbel, Plettenberg)

Ayhan: Ich würde ihm sagen, dass ich erst 19 Jahre alt bin, noch nicht viel erreicht habe, seine Anfrage eine Ehre für mich wäre, aber ich noch vorhabe, viele Jahre auf Schalke zu bleiben.

Würdest Du auch für den BVB spielen? (Sabine Lüttenberg, Delbrück)

Ayhan: Nein, glaube ich nicht. Auf Schalke war ich ja schon, bevor ich richtig laufen konnte. So etwas prägt einen.

Manuel Neuer hätte auf Schalke unsterblich werden können. Wirst Du jetzt als Gelsenkirchener Junge seinen Part übernehmen und ewig Schalker bleiben? (Holger Knittel, Herscheid)

Ayhan: Vorstellen kann man sich alles, aber dafür spielen mehrere Faktoren eine Rolle als nur der persönliche Wunsch: Die sportliche Seite muss stimmen und der Verein muss einen ja auch behalten wollen (lacht). Aber es wäre eine schöne Sache, ewig auf Schalke zu bleiben.

Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor, gibt es eine Liga, in der Sie besonders gerne spielen würden? (Bastian Bär)

Ayhan: Die deutsche Liga wird ja immer attraktiver, gerade nach der WM geht es sicher noch weiter bergauf. Aber wenn ich mit Ende 20 vielleicht einmal eine andere Herausforderung suchen sollte, dann wäre England mein Wunsch.

Was denkt die Mannschaft darüber, dass Schalker Spieler seit über einem Jahr deutlich länger und meist schwerer verletzt sind als Spieler anderer Bundesligamannschaften? (Bernd Alberti, Hilden)

Ayhan: Uns bleibt nicht viel anderes übrig, als damit klar zu kommen – in der vergangenen Saison haben wir es gut gemeistert. Solche Sachen wie ein Kreuzbandriss bei Sead Kolasinac sind einfach Pech. Und was die Muskelverletzungen betrifft: Ich glaube schon, dass jeder von uns professionell genug ist und auf seinen Körper achtet.

Die letzte Runde lief für Dich exorbitant toll...Wo siehst Du Dich in dieser Saison? Im Mittelfeld oder hinten? … und die Antwort, da wo mich der Trainer aufstellt, gilt nicht! (S04Kai, Heddesheim)

Ayhan: Am liebsten spiele ich im Zentrum, also als Sechser oder als Innenverteidiger. Zurzeit bin ich aber rechter Verteidiger – also spiele ich auch gerne da, Hauptsache auf dem Platz.

Kaan Ayhan über Privates, einen heimlichen Berufs-Wunsch und die Bitte einer Verehrerin

Woher nimmt ein Spieler seine Motivation, ein Fußballspiel tatsächlich gewinnen zu wollen? (JenS04 Frese)

Ayhan: Fußball ist die schönste Sache der Welt – wenn man gewinnt. Es soll Spaß machen, und das treibt einen immer wieder an.

Fiel es Dir sehr schwer, nach den ersten Spielen die Bodenhaftung im Alltag zu behalten? (Ralf Johannsen, Wyk auf Föhr)

Ayhan: Ich achte bewusst darauf, ganz normal zu bleiben. Manchmal muss ich mich aber auch selbst zurückhalten: Ich kaufe mir zum Beispiel gerne neue Elektronik-Sachen, aber wenn die unnötig sind, gibt es von meinen Eltern immer noch einen auf den Deckel.

Vor Ihnen sind schon andere junge Spieler in Schalkes Mannschaft gekommen. Haben Sie von denen Tipps für Ihre Karriere bekommen? (Mari Hoshino, Tokio/Japan)

Ayhan: Ja, vor allem von Benedikt Höwedes. Der ist gerade in letzter Zeit ein guter Ansprechpartner für mich. Als ich mich darauf umstellen musste, rechter Verteidiger zu spielen, ist er auf mich zugekommen und hat mir Tipps gegeben.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Profi wären? (Julia August, Wetter)

Ayhan: Ich wäre gerne Pilot geworden, aber das hätte vermutlich nicht geklappt. Meine Familie kommt aus der Gastronomie, und da wäre ich wahrscheinlich auch gelandet.

Lieber Kaan, ich bin zehn Jahre alt und spiele auch Fußball. Immer mehr Mädchen und Frauen gehen in das Stadion, wie findest Du das? Übrigens, ich bin ein totaler Fan von Dir, schenkst Du mir Dein Trikot? (Emily Knittel, Herscheid)

Ayhan: Was soll ich dazu jetzt sagen? (lächelt) Also, wenn es der Zufall so will und wir uns nach einem Spiel mal treffen, dann kannst du mein Trikot gerne haben. Und dass Mädchen und Frauen zum Fußball gehen, ist doch schön.