Gelsenkirchen. Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes hat durch die Fußball-Weltmeisterschaft seinen Stellenwert vergrößert. Nun ist er wieder auf Schalke und sprach über die WM, die Bayern-Jagd und die Gerüchte um einen Wechsel nach England.
Wenn man ehrlich ist, muss man sagen: Einen wie ihn hat Schalke noch nie gehabt. Natürlich, auch Julian Draxler ist Weltmeister geworden. Und klar: Auch Gerald Asamoah hat 2002 in einem WM-Finale gespielt. Aber als Stammspieler den WM-Pokal zu holen, das hat als Schalker nur Benedikt Höwedes geschafft. Nun ist der Kapitän wieder auf Schalke und hat durch die WM seinen Stellenwert vergrößert: Zuletzt wurde er sogar mit den englischen Klubs Manchester City und FC Arsenal in Verbindung gebracht. Eines Tages möchte der 26-Jährige tatsächlich ins Ausland wechseln, aber vorher will er mit Schalke noch einiges erreichen. Höwedes über...
... sein Leben als Weltmeister: „Unheimlich viele Leute sprechen einen an und bedanken sich für einen ganz besonderen Sommer. Ich bleibe der gleiche Typ wie früher – nur, dass ich mich jetzt Weltmeister nennen darf. Es wird noch eine Zeit dauern, bis man realisiert hat, dass man unsterblich geworden ist."
... seinen emotionalsten WM-Moment: „Ganz klar, als Mario Götze das entscheidende Tor im Finale geschossen hat. Da musste ich auf dem Platz meine Tränen der Freude unterdrücken – es waren ja noch ein paar Minuten zu spielen.
... seinen Kopfball gegen den Pfosten im Finale: „Das wäre ein Ding gewesen, wenn ich den reingemacht hätte. Selbst in der Halbzeit habe ich noch gedacht: Wie konnte ich das Ding nur versemmeln?“
... seinen gestiegenen Stellenwert auf Schalke: „Verantwortung auf Schalke habe ich ja auch vorher schon übernommen. Ich muss jetzt nicht den Oberschlauen spielen.“
... seine Rolle als Kapitän: „Ich bin jetzt drei Jahre Kapitän dieser großartigen Mannschaft und würde mich wundern, wenn es in Zukunft anders wäre.“
... die Möglichkeit, die ganze Karriere auf Schalke zu verbringen: „Wenn ich Schalke nicht lieben würde, wäre ich nicht schon 13 Jahre hier. Aber ich habe schon geäußert, dass es mich reizen würde, irgendwann einmal ins Ausland zu gehen und eine neue Umgebung, eine neue Sprache und einen anderen Verein kennenzulernen. Den Zeitpunkt lasse ich offen. Das muss nicht jetzt sein und auch nicht nächstes Jahr.“
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... die Gerüchte, dass nach Manchester City nun der FC Arsenal an ihm interessiert sein soll: „Es gibt immer Gerüchte über das Interesse ausländischer Vereine, insbesondere wenn man Weltmeister geworden ist. Ich habe jetzt nichts direkt von diesen Vereinen gehört, aber alles wird von meinem Management auch nicht an mich herangetragen. Im Moment beschäftige ich mich auch nicht damit. Ich weiß, dass ich hier in der Verantwortung stehe.“
... die Schalker Rolle bei der Bayern-Jagd in dieser Saison: „Ich glaube nicht, dass die Bayern das wieder so konzentriert und dominant durchziehen können, wie im letzten Jahr. Sie bleiben natürlich der Favorit, aber es muss der Anspruch der Liga sein, dass sie nicht wieder so marschieren können. Es gibt ein paar Mannschaften, die Bayern ärgern können. Wir möchten die Saison als Dritter beenden. Neben Bayern sehe ich auch Dortmund noch einen Tacken vor uns.“
Auf Schalke will Höwedes innen verteidigen
Benedikt Höwedes muss nicht lange überlegen: „Auf Schalke“, stellte der Weltmeister am Mittwoch klar, „will ich auch in Zukunft als Innenverteidiger auflaufen.“ Die Frage nach seiner Wunschposition war relevant geworden, weil in der Nationalmannschaft nach dem Rücktritt von Philipp Lahm ein neuer rechter Außenverteidiger gesucht wird. Und der vielseitige Schalker könnte sich dafür mit guten Leistungen im Verein in Stellung bringen.
Höwedes hatte in der Vergangenheit auf Schalke öfter als rechter Außenverteidiger ausgeholfen – allerdings nur, wenn dort Not am Mann war. Das will er auch weiter so halten: Er habe Trainer Jens Keller schon gesagt, dass es für ihn auch künftig „kein Problem“ sei, auf der rechten Abwehrseite zu spielen. Doch ein Positionswechsel mit dem Ziel, seine Chancen in der DFB-Elf zu verbessern, kommt für ihn nicht infrage: „Mein Fokus liegt im Augenblick darauf, mit Schalke einen guten Start zu schaffen. Nicht darauf, wo ich mich am besten für die Nationalmannschaft präsentieren kann.“
Bei der WM hatte Höwedes als linker Außenverteidiger überraschend starke Spiele gemacht. Dabei ist die linke Seite seine schwächere – auch er selbst hatte vor dem Turnier erwartet, rechts zu spielen. Doch am Ende war alles für ihn wie ein Traum – nun muss er wieder auf den Alltag mit Schalke umschalten. Höwedes weiß: „Es wird noch eine Zeit dauern, bis man realisiert hat, dass man unsterblich geworden ist.“