Gelsenkirchen. Zwei Wochen vor dem Saisonstart geht es in Schalke langsam um die Stammplätze. Im Sturm bahnt sich eine Überraschung an: Kevin Kuranyi muss mit einem Platz auf der Ersatzbank rechnen - derzeit liegen Halil Altintop und Jefferson Farfan vorne.
Ein Wetter zum Weglaufen, am Donnerstag in Gelsenkirchen. Eigentlich ist ja Sommer, aber manchmal bekommt man eben nicht das, was man erwartet. Bei Kevin Kuranyi ist das derzeit ähnlich: Schalkes Torjäger hängt zwei Wochen vor dem Bundesligasstart durch. Selbst im Testspiel beim sechstklassigen FC Remscheid (7:0) gelang Kuranyi wenig bis nichts - Halil Altintop dagegen schoss vier Tore. Und weil es langsam um die Stammplätze geht, bekommt Kuranyi zum Start möglicherweise nicht das, was er erwartet: Dem Ex-Nationalspieler droht die Ersatzbank.
In der internen Hierarchie ist er momentan nur Stürmer Nummer drei hinter Altintop und Jefferson Farfan. Altintop erhält seit Wochen durchgängig Lob von Felix Magath („er ist sehr gut in Schuss”) und kommt jetzt auch auf eine verbesserte Torquote – das war bisher sein größtes Manko, denn in drei Jahren hat der türkische Nationalspieler insgesamt nur 16 Bundesliga-Tore für Schalke erzielt. Doch aufgrund seiner guten Vorbereitung dürfte Altintop für den Start nun gesetzt sein. Und Farfan wird zwar in den Testspielen bisher oft im Mittelfeld eingesetzt – Magath sieht den Peruaner in der Bundesliga jedoch als einen von zwei Stürmern.
Eine Stammplatzgarantie, wie in den vergangenen Jahren eigentlich immer, hat Kuranyi da momentan nicht.
Magath legt sich öffentlich noch nicht auf eine Rangfolge im Sturm fest, sagt aber zu Kuranyis Leistungsstand: „Ein Stürmer muss Tore machen und Aktionen haben. Daran gemessen, muss Kevin selbst wissen, ob er zufrieden ist oder nicht. Er trifft ja nicht jedes Mal die Kiste.” In Remscheid hatte Kuranyi weder Tore noch gute Aktionen zu bieten. Er wurde beim 5:0-Pausenstand für Altintop eingewechselt – gemeinsam mit anderen etablierten Kräften wie Bordon, Rafinha oder Farfan. Ohne Namen zu nennen, kritisierte Magath später: „Ich habe gedacht, ich bringe noch ein paar richtig gute Spieler, aber leider haben wir nur noch zwei Tore gemacht.”
Am Tag danach wurde Schalkes Chef-Trainer noch deutlicher: „Von den Leuten, bei denen man denkt, dass sie Qualität haben, muss in einem solchen Spiel gegen eine unterklassige Mannschaft mehr kommen.” Es dürfe nicht so aussehen, dass man nicht erkennen könne, „wer die unterklassige Mannschaft ist, und wer die oberklassige.”
Dem 27 Jahre alten Kuranyi mangelt es nach vier Wochen Saisonvorbereitung derzeit ganz offenbar noch an der Fitness, die er für sein wenig filigranes, aber dafür sehr körperbetontes Spiel braucht. Möglicherweise liegt das auch daran, dass Kuranyi im Winter die Vorbereitung auf die Rückrunde wegen einer Knieverletzung verpasst hat und ihm deswegen einige Grundlagen fehlen. „Ich weiß nicht, wie er in den letzten Jahren trainiert hat”, sagt Magath, der Kuranyi zuletzt vor sechs Jahren in gemeinsamen Zeiten beim VfB Stuttgart unter seinen Fittichen hatte. Aber es könne durchaus sein, „dass der eine oder andere Spieler sich mit dem Trainings-Pensum noch schwer tut”.
Deswegen, und weil die Konkurrenten bereits besser drauf sind, muss Kuranyi damit rechnen, beim ersten Bundesliga-Spiel am 8. August in Nürnberg zunächst einen Platz auf der Ersatzbank zugewiesen zu bekommen.
Keine Frage jedoch, dass Magath langfristig mit Kuranyi in der Stammelf plant. Irgendwann wird es ja wohl auch noch mal Sommer werden...