Gelsenkirchen. Nein, für diese Niederlage musste sich Schalke nicht schämen. Königsblau lieferte dem Deutschen Meister VfL Wolfsburg gestern Abend einen großen Kampf, unterlag aber durch zwei Tore von Edin Dzeko (55., 81.) unglücklich mit 1:2.
In der Arena war die Hölle los, als Benedikt Höwedes zum 1:1 ausgeglichen hatte (80.). „Die Niederlage war nicht verdient. Und wir haben mit dieser Leistung heute auch gewonnen: die Fans”, sagte Schalkes Trainer Felix Magath.
Mut, das muss man Felix Magath lassen, hat der Meister-Trainer. Er schickte mit Lukas Schmitz einen 20 Jahre alten Regionalliga-Spieler in das Gefecht gegen den Meister: Schmitz absolvierte sein erstes Bundesliga-Spiel überhaupt. Auch Rafinha spielte nach seiner Rückkehr aus dem Sonderurlaub gleich wieder von Anfang an und wurde von den Fans mit viel versöhnlichem Applaus begrüßt. Auf die Bank mussten gegenüber dem 2:1-Sieg in Köln Christoph Moritz und Carlos Zambrano. Und auch Kevin Kuranyi saß zunächst weiter draußen.
Magath hatte seine Taktik so ausgetüftelt, um die starken Wolfsburger Individualisten zuzustellen. Schmitz sollte die Pässe aus der Tiefe von VfL-Kapitän Josue unterbinden, Pliatsikas stellte sich Misimovic in den Weg, und in der Abwehr empfing die Dreier-Kette Höwedes, Westermann und Bordon den Meister-Sturm Dzeko/Grafite. Das klappte gut, weil Schalke bis in die Haarspitzen konzentriert war. Eigentlich kamen die Wolfsburger in der ersten Halbzeit nur einmal in ihrem Meister-Stil durch, als Grafite in der 38. Minute eine scharfe Flanke von Riether verpasste.
Schalke aber, und das war die Überraschung, war ebenbürtig. Magath hatte seinen Mut auf die junge Mannschaft übertragen: Sie spielte clever, ließ sich nicht aus der Reserve locken und setzte dennoch immer wieder kleine Nadelstiche im Spiel nach vorn. Okay, echte Großchancen blieben erst einmal rar, aber die Fans sorgten angesichts des guten Auftritts für prächtige Stimmung. Und kurz vor der Pause forderten sie vehement einen Elfmeter, als Rafinha im Strafraum nach einem leichten Schubser von Josue zu Boden ging: Schiedsrichter Gräfe ließ weiterspielen - beklagen können hätte sich Wolfsburg über einen Strafstoß aber nicht.
Es war ein Duell, in dem Kleinigkeiten den Weg weisen. So zum Beispiel, als Levian Kenia in der 48. Minute eine Hereingabe von Farfan aus sechs Metern übers Tor drosch. Damit hätte Schalke auf die Siegerstraße gelangen können, doch stattdessen zeigte der Meister sieben Minuten später, was eiskalt und clever ist. Nach einer Ecke hatte Schalke nicht aufgepasst, Misimovic flanken und Dzeko freistehend köpfen lassen - und so viel Unachtsamkeit bestraft der Meister mit dem 0:1.
Schalke verlor danach zunächst den Faden, Bordon musste mit großem Einsatz das fast sichere 0:2 verhindern. Magath reagierte schnell, brachte mit Kuranyi und Altintop zwei Offensivkräfte und löste die Dreierkette auf. Schalke ließ sich nicht unterkriegen und setzte zu einer begeisternden Schlussphase an.
Erst brachte Altintop den Ball nicht an Wolfsburgs Ersatztorwart Andre Lenz vorbei (70.), doch in der 80. Minute köpfte Höwedes eine Kenia-Ecke zum 1:1 ein. Die Arena kochte beinahe über, doch der Stadionsprecher hatte den Jubel noch nicht ganz abgesagt, da konterte Wolfsburg: Nach Fehler von Westermann und Vorarbeit von Hasebe traf Dzeko zum 1:2 (81.). Schalke hatte nur zwei Minuten später nach Kuranyis Kopfball noch einmal den Torschrei auf den Lippen, doch es sollte nicht sein. Trotzdem riefen die Fans: „Schalke, Schalke”.