Gelsenkirchen. Ein Schalker Fan-Club soll Kontakte zur Nazi-Szene haben? Viele DerWesten-Nutzer können das nicht glauben: Unter dem DerWesten-Artikel über den Club "Blue Power Ückendorf" ist eine rege Diskussion entbrannt. Jetzt haben sich auch die Ückendorfer selbst zu Wort gemeldet.

Nachdem DerWesten über Kontakte des Schalker Fan-Clubs "Blue Power Ückendorf" zur Nazi-Szene berichtet hat, ist unter den Nutzern eine rege Diskussion zum Thema "Rechte Fußballfans" entbrannt: Mehr als 100 Kommentare sind unter dem Artikel "Schalker Fan-Club hält enge Kontakte zur Nazi-Szene" zu lesen.

Ückendorfer beziehen Stellung

Mittlerweile haben auch die Ückendorfer selbst reagiert - mit einer Stellungnahme auf ihrer Internet-Seite, die sie ansonsten quasi vom Netz genommen haben: Wer die Page http://www.blue-power-ueckendorf.de.tl/ anwählt, darf zwar "eintreten" und gelangt automatisch auf eine offizielle Erklärung des Clubvorstands, kann sich von hier aber nicht mehr auf die hinteren Seiten durchklicken.

In ihrer Stellungnahme schreibt der Fan-Club unter anderem: "Fakt ist, dass wir (…) uns für nichts rechtfertigen und für nichts entschuldigen müssen. Wir sind das, was wir schon seit fast zwei Jahrzehnten sind, nämlich eine Schalke Fan-Club aus einem Gelsenkirchener Stadtteil, der nicht nur für sein Ruhrpott-Flair, sondern auch für ein multikulturelles Zusammenleben und Miteinander bekannt ist."

"In nicht-deutschen Lokalitäten gern gesehen"

Als einen Grund dafür, dass Blue Power Ückendorf keine Kontakte zur rechten Szene unterhält, geben die Verantwortlichen die Tatsache an, dass man "schon seit fast zwei Dekaden ohne Probleme (im multikulturellen Stadtteil, Anm. d. Red.) Ückendorf 'überleben’ konnte, in den Lokalitäten mit 'nicht-deutschen' Wirten und multikulturellen Gästen immer gern gesehen" sei und auch nicht alle Clubmitglieder deutsche Staatsbürger seien.

Auch zu den weiteren Vorwürfen bezieht der Club-Vorstand Stellung. So erklärt man, man könne weder "bejahen" noch "bestreiten", dass – wie berichtet – in der Internet-Galerie des Clubs Fans zu sehen gewesen seien, die T-Shirts mit Aufschriften wie "Terroristen mit E-Gitarren" (ein Shirt der Neonazi-Kult-Band "Landser") oder "Combat 18 Actiongroup" (Combat 18 ist der äußerst militante Arm des Neonazi-Netzwerks "Blood and Honour", das in Deutschland verboten ist), getragen hätten. "Wenn dem so war, dann verurteilen wir das aufs Schärfste", so der Ückendorf-Vorstand.

Die fraglichen Fotos haben die Ückendorfer inzwischen von der Seite genommen. Wo sich früher eine ausführliche Bildergalerie mit Fotos zum Club-Leben fand, klickt sich der Nutzer jetzt "ins Leere": Das Navigationsmenü am linken Rand der Seite, über das man einzelne Alben anwählen konnte, ist mittlerweile offline gesetzt.

Rege Diskussion der Fußballfans

Unter dem Artikel ist indes eine rege Diskussion zum Thema rechte Fußballfans entbrannt:

"Wenn es gegen die hirnlosen Nazibanden geht, müssen wir zusammenstehen. Oberhausener und Duisburger, Essener und Bochumer und gerade auch Schalker und Borussen müssen da geschlossen auftreten, wo das Nazipack unseren Sport und unseren Glauben zu missbrauchen versuchen. Die Ruhrstadt ist bunt. Die Nazis sind blass", schreibt helgoo.

Nutzer Bob rät, "auch mal etwas über Gelsenszene und Borussenfront zu machen".

Uwe Große ist "wirklich betroffen" und hofft, "dass der Verein Schalke 04 entsprechend reagiert": "Es wäre töricht zu glauben, dass es im Schalker (Fan)Umfeld KEINE braune Brut gäbe. Das ist allerdings grade für den FC Schalke 04 kein Grund NICHTS zu tun. Von MEINEM Verein erwarte ich einfach, dass er gegen rechtsradikale Tendenzen vorgeht."

Michael04 klingt resigniert, wenn er fragt: "Bei welchem Verein gibt es diese rechte Pack nicht?"

Und ManniPuliert ist empört: "Zwei der Partygäste haben verräterische T-Shirts. Okay, das ist nicht in Ordnung, auch meine Meinung. Leider sterben diese unbelehrbaren Vollpfosten nicht aus. Nun gut, das ist die eine Sache, aber daraus so einen Bericht zu erstellen und den Verein Schalke in ein rechtes Fenster zu stellen, ist absout nicht nachvollziehbar, völligst daneben, unzutreffend und überflüssig wie ein Kropf."

Übrigens: Aktuell bemüht sich Der Westen um einen Interviewtermin mit dem Clubvorstand von Blue Power Ückendorf. Denn Redebedarf scheint es in diesem wichtigen Thema genug zu geben…