Gelsenkirchen. Jefferson Farfan ist wieder fit und beim FC Schalke 04 obenauf: Der Peruaner feierte nach sechswöchiger Verletzungspause beim 2:0 gegen Eintracht Frankfurt sein Comeback und erzielte in der letzten Minute per Freistoß das erlösende Tor. Künftig wird er nicht nur die Freistöße schießen.
Jefferson Farfan verzichtete auf seinen sonst üblichen Schnuller-Jubel. Schalkes Peruaner formte nach seinem Freistoß-Tor, mit dem er den Sack zum 2:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt zugemacht hatte, mit der Hand diesmal lieber eine Geste, die man in etwa so interpretieren konnte: Hört auf mit dem Gequatsche.
Sechs Wochen hatte Farfan wegen einer Knieverletzung gefehlt – sechs Wochen, in denen viel über ihn spekuliert wurde. Bis hin zu der am Boulevard gestellten Frage, ob der Flügelflitzer womöglich gar nie wieder für Schalke spielen würde. Mit seinem Tor gab er die beste Antwort. Und die Entscheidung über seine Zukunft fällt ohnehin erst nach der Saison: Dann muss sich zeigen, ob ein Verein bereit ist, für einen fast 30-Jährigen einen zweistelligen Millionenbetrag zu zahlen. Denn nur dann könnte für Schalke ein Verkauf von Farfan überhaupt Sinn machen: Sportlich ist der peruanische Nationalspieler nach wie vor eine der besten Schalker Waffen überhaupt. „Er ist sehr wichtig für uns”, betont Trainer Jens Keller.
Keller war aber auch noch aus einem anderen Grund heilfroh, dass Farfan gegen Frankfurt mit seiner Einwechslung kurz vor Schluss ein Comeback gefeiert hatte: Denn er wird auch als Elfmeterschütze dringend gebraucht. Während Farfan am Elfmeterpunkt kalt wie eine Hundeschnauze ist (bei fünf Versuchen traf er in dieser Saison fünfmal), hat Klaas-Jan Huntelaar eine rätselhafte Elfmeter-Allergie entwickelt: Gegen Frankfurt verschoss er seinen zweiten Strafstoß hintereinander, nachdem er den Ball vor fünf Wochen bereits Hoffenheims Keeper Koen Casteels in die Arme gechippt hatte. Was noch bedenklicher stimmt: Huntelaar hat von seinen letzten sechs Elfmetern vier vergeben. Die Strafstoß-Taktik des „Hunters” ist von den Bundesliga-Torhütern entschlüsselt.
Frankfurts Torhüter Trapp ahnte die Ecke
Frankfurts Torwart Kevin Trapp berichtete am Freitagabend, warum er die Ecke geahnt hatte: „Ich habe schon einmal einen Elfmeter gegen Schalke bekommen, da hat Huntelaar in die gleiche Ecke geschossen – daran habe ich mich erinnert.” Huntelaar hat früher meistens knallhart nach unten links geschossen – in letzter Zeit variiert er und hat sich damit offenbar selbst seiner Sicherheit beraubt. Das ist ihm bis auf die Tribüne hinauf anzumerken – auch Manager Horst Heldt hatte gleich ein ungutes Gefühl: „Beim letzten Mal habe ich bei seinem Elfmeter hingeschaut – diesmal nicht. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Klaas-Jan war immer ein sicherer Schütze.”
Den „Hunter” wurmt es natürlich selbst am meisten, dass er als unbestrittener Top-Torjäger ausgerechnet vom Elfmeter-Punkt seinen Killerinstinkt verloren hat: „Das war scheiße. Immerhin war ich an den anderen beiden Toren beteiligt, aber das macht es nur ein bisschen wieder gut. Der Elfmeter muss rein.” Denn so musste Schalke nach Max Meyers Führungstor (59.) alle Körner für den Sieg aufbringen, ehe Farfan in der Nachspielzeit mit dem 2:0 endlich alles klar machte. „Wenn Jeff eher im Spiel gewesen wäre, hätten wir das 2:0 durch den Elfmeter gemacht”, sagte Jens Keller.
Schalkes Trainer gab damit auch bereits die Antwort auf die Frage, wer den nächsten Elfmeter schießen wird: Farfan und kein anderer – sofern der Peruaner auf dem Platz steht. Es ist eine natürliche Lösung, zumal auch Kevin-Prince Boateng in dieser Saison bereits einen Efmeter vergeben hat und Max Meyer, der sich anbietet, mit seinen 18 Jahren wohl noch zu grün ist. Huntelaar indes soll sich erstmal im Training die Sicherheit vom Punkt zurückholen, rät Horst Heldt: „Er muss dort Stresssituationen simulieren, sich selbst unter Druck setzen - auch wenn man da nicht vor 60 000 Zuschauern antritt.” Von einem vorläufigen Elfmeter-Verbot für Huntelaar will Heldt nicht reden, im Gegenteil: „Ich würde ihm sogar empfehlen, wieder zum Punkt zu gehen. Das ist in seinem Naturell.”
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