Chaos auf Schalke nach Draxler-Tor - Videowürfel-Beweis?
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Gelsenkirchen. Aufregung beim FC Schalke 04: Beim 2:0-Erfolg über Eintracht Frankfurt nahm Schiedsrichter Christian Dingert ein Tor von Julian Draxler nach langer Bedenkzeit zurück. Schalke-Spielmacher Max Meyer lieferte den Grund: “Er hat die Szene auf dem Videowürfel gesehen.“ Das wies Dingert energisch zurück.
Julian Draxler jubelte besonders intensiv. Endlich hatte er sein zweites Saisontor erzielt; zum vorentscheidenden 2:0 für den FC Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt, 61 Minuten waren gerade gespielt. Draxler stand zwar bei der Vorlage von Leon Goretzka knapp im Abseits, überwand aber Frankfurts Torwart Kevin Trapp mit einem Kullerball. Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle) deutete zum Mittelpunkt. Ein perfekter Moment für alle Schalker! Die Fans sangen "Blau und weiß ein Leben lang", sagten den Treffer gemeinsam mit Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann an, die Spieler bewegten sich zum Mittelkreis.
Schalke-Manager Horst Heldt ist für den Videobeweis
Doch dann hob Dingert plötzlich den Arm, erkannte den Treffer ab - 63 Sekunden, nachdem der Ball die Linie überschritten hatte, gefühlt eine Dekade danach. Die Anzeigetafel sprang wieder von "2:0" auf "1:0" zurück.
Draxler konnte es kaum glauben. "Ich war einfach nur froh, endlich mal wieder in der Bundesliga getroffen zu haben. Reichlich spät habe er dann gesehen, dass der Schiedsrichter den Arm hebt und dann gedacht: Tja, da hast du dich mal wieder zu früh gefreut", sagte der Nationalspieler nach dem Spiel, das dann doch 2:0 (0:0) endete. Dass der Treffer nicht zählte, wunderte Draxler schon etwas: "Keine Ahnung, wie die zu der anderen Entscheidung gekommen sind. Vielleicht hatte der Linienrichter eine Eingebung." Draxlers Mitspieler Max Meyer konnte konkreter Auskunft geben: "Der Schiedsrichter hat angezeigt, dass er es auf dem Videowürfel gesehen hat."
Der erste Videowürfel-Beweis der Bundesliga-Geschichte?
An diese Theorie schien auch Schalke-Manager Horst Heldt zu glauben. "Ich bin grundsätzlich für den Videobeweis - aber nicht über den Videowürfel", sagte Heldt. Der Manager hatte die umstrittene Szene so gesehen: "Wenn der Linienrichter die Fahne hebt, ist Abseits. Daran orientiere ich mich. Wenn der Schiedsrichter das sieht, wird das Tor aberkannt. In diesem Fall hat der Linienrichter die Fahne nicht gehoben. Beide Mannschaften und auch der Schiedsrichter haben sich zur Mitte orientiert.
Meiner Meinung nach kann sich die Änderung der Entscheidung nur über eine kurze Videosequenz ergeben haben. Ich glaube nicht, dass das einer von den Vieren gesehen hat." Konkrete Folgen hat diese Szene für die Schalker Stadionregie: "Es ist eigentlich ein routinemäßiger Ablauf, dass die eigenen Tore sofort gezeigt werden. Aber zukünftig überlegt man sich, das Tor erst zu zeigen, wenn das Spiel wieder läuft."
Schiedsrichter Dingert kam kurz vor Mitternacht in die Mixed Zone, als die Spieler und fast alle Fans das Stadion schon längst verlassen hatten. "Mein Assistent hat grundsätzlich die Abseitsposition von Julian Draxler gesehen. Die Frage war, und das war für ihn schwierig zu sehen, wer den Ball auf Julian Draxler gespielt hat. Wäre es ein Frankfurter gewesen, wäre das Spiel weitergegangen, bei einem Schalker Spieler hätte eine aktive Abseitsstellung vorgelegen", erklärte der Unparteiische. Der Linienrichter konnte - sagt Dingert - diese Frage nicht beantworten und blieb deshalb mit gesenkter Fahne stehen. Im Zweifel für den Angreifer.
Schalke besiegt Frankfurt
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Direkt nach dem Tor kommunizierten Dingert und Assistent Martin Petersen (Stuttgart) über ihre Headsets. Das schildert Dingert so: "Mein Assistent hat zu mir gesagt: Da steht einer im Abseits und gefragt: Wer verlängert den Ball? Optimal ist es bei so einer Szene, wenn man das mit dem Assistenten unter vier Augen bespricht und nicht mit dem Headset. Ich konnte sagen, dass der Ball von einem Schalker gespielt wurde, die Abseits-Info kam vom Assistenten. Das haben wir zur richtigen Entscheidung zusammengefügt."
Schiedsrichter Dingert sprach mit Schalke-Kapitän Huntelaar
Auf den Videowürfel, sagt Dingert, habe er nicht geschaut. "Das", sagte Dingert, "dürfen wir nicht. Wir müssen die Fakten bewerten, die wir sehen." Auch eine Kommunikation mit Max Meyer bestreitet Dingert. Er habe lediglich mit Schalke-Kapitän Klaas-Jan Huntelaar gesprochen. Der "Hunter" reagierte trocken: "Ich habe dem Schiedsrichter dann nur gesagt: Eigentlich hätte er schon vorher ein Foul an mir pfeifen müssen. Dann bekommen wir einen Freistoß. Er hat aber auf Vorteil erkannt."
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