Schalke schickt eine Rasselbande ins Derby nach Dortmund
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Gelsenkirchen.. Beim hochverdienten 3:1 gegen Aufsteiger Eintracht Braunschweig machte Schalke-Trainer Jens Keller schon wieder mit Erfolg aus der Not eine Jugend. Diesmal debütiert der 19-jährige Kaan Ayhan als Innenverteidiger mit Bravour. Ohne Furcht fahren die Königsblauen nun zum Revierderby nach Dortmund.
Was würde wohl Keith Richards sagen, wenn er Stones-Konzerte mal mit nur fünf, mal mit nur vier und dann sogar mit nur noch drei Gitarrensaiten überstehen müsste? Jens Keller löst ähnliche Probleme so, wie sie wohl auch der Rockvirtuose angehen würde: mit Fingerspitzengefühl. Der Trainer des FC Schalke 04 vertraut in größter Personalnot denen, die ihm zur Verfügung stehen, er stärkt auch die ganz Jungen. Die danken es ihm.
Julian Draxler war mit 20 im Mittelfeld der älteste Schalker
Julian Draxler ist erst 20 Jahre jung. Im offensiven Schalker Mittelfeld aber war er beim 3:1-Sieg gegen Eintracht Braunschweig der Älteste. Neben ihm wirbelten der 18-jährige Max Meyer und der 19-jährige Leon Goretzka. Schalke beklagte, weil sich auch noch Kyriakos Papadopoulos kurzfristig mit Oberschenkelproblemen abgemeldet hatte, zehn Ausfälle. Auf die Top-Talente aber ist Verlass.
Das jüngste Beispiel liefert Kaan Ayhan: Auch erst 19, in Gelsenkirchen geboren, türkischer U-21-Nationalspieler aus Schalkes so genannter Knappenschmiede. Wegen des Ausfalls von Kapitän Benedikt Höwedes half Ayhan gegen Braunschweig erstmals in der Abwehrmitte aus. Er löste die neue Aufgabe tadellos. „Unglaublich, wie der Junge gespielt hat“, lobte Jens Keller. „Er ist ja auf dieser Position ausgebildet worden, aber dass er bei seinem Debüt als Innenverteidiger in der Bundesliga so abgezockt und cool spielt, das ist schon beeindruckend.“
Boateng erwartet ein "hektisches, aufgeheiztes Spiel"
Auch außerhalb des Rasenrechtecks gibt sich Ayhan wie ein Routinier. Das Derby am Dienstag (20 Uhr, live in unserem Ticker) in Dortmund? „Das gehen wir an wie jedes andere Spiel“, sagt er. „Wir wollen dort gewinnen, weil das den zweiten Platz bedeuten würde.“ Das ist mal eine Ansage. Damit übertrifft der hochgelobte Jungprofi sogar die furchtlosen erfahrenen Kerle, die Schalkes „Rasselbande“, wie Trainer Keller die Talent-Ansammlung taufte, führen müssen. Wie Kevin-Prince Boateng, den ehemaligen Dortmunder, der ein „hektisches, aufgeheiztes Spiel“ erwartet, das für ihn persönlich natürlich auch „ein ganz spezielles“ sei. Bei der langen Verletztenliste will sich der Mittelfeldstratege nicht aufhalten, er sagt: „Wir suchen keine Ausreden, wir bauen auf die jungen Spieler. Und die machen das sehr, sehr gut.“
Auch Leon Goretzka findet sich nach Anlaufschwierigkeiten zunehmend besser zurecht. Am Freitag hatte er in Bochum seine letzte Vor-Abi-Klausur in Biologie geschrieben, am Samstag verdiente er sich auf Schalke eine gute Note im Fach Fußball: Sein 1:0 durch einen feinen Fernschuss nach 17 Minuten ebnete den Weg zum hochverdienten Sieg über den Aufsteiger, der nach dem 2:0 durch Klaas-Jan Huntelaars abgefälschten Freistoß schon geschlagen schien (65.). Nach dem Anschlusstreffer durch Benjamin Kessel (82.) aber zitterte Schalke noch, bevor der eingewechselte Adam Szalai in der Nachspielzeit alles klar machte.
„Ich bin total begeistert von meiner Mannschaft“, schwärmte Jens Keller, der „ein gutes Gefühl“ mit nach Dortmund nimmt, obwohl er bereits weiß, dass bis dahin "kein Spieler zurückkommen wird". Zusätzlich ausfallen dürfe aber auch keiner mehr, meint Keller. „Sonst müssten wir noch ein paar Spieler aus der U 17 und der U 16 dazu holen.“
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