Gelsenkirchen. . Das Gladbacher Team von Trainer Lucien Favre hat sich stetig weiterentwickelt und begeistert seine Fans daheim. Max Kruse und Raffael sind für den Höhenflug verantwortlich. Schalke-Manager Horst Heldt nahm Stellung zu den beiden Personalien - und zu Sidney Sam.

Vor der schier unüberwindlich erscheinenden Auswärtshürde an diesem Samstag in Mönchengladbach (15.30 Uhr, live in unserem Ticker) erschienen Schalkes Trainer und Manager wie immer gemeinsam zum Medienplausch und nahmen auch Seite an Seite auf dem Podium Platz. Aber täuschte der Eindruck, oder trennte Jens Keller und Horst Heldt diesmal eine unsichtbare Plexiglas-Scheibe? Misserfolg macht einsam – jedenfalls dribbelte der Manager bei der mit höchstem Fingerspitzengefühl formulierten T-Frage elegant weg, mehr als ein „wir werden schauen, wie die Situation nach dem Spiel in Nürnberg ist“ war ihm nicht zu entlocken. Ein Treuebekenntnis zum Trainer, welches im Notfall dann auch schnell korrigiert werden kann, hört sich anders an.

Gladbach und Schalke trennen nicht nur die vier Punkte in der Tabelle

Ausgerechnet Mönchengladbach. Die beiden Vereine trennen momentan nicht nur die vier Punkte in der Tabelle. Das Team von Lucien Favre macht seinem treuen Anhang von Beginn der Saison an Spaß, vor allem im heimischen Borussia-Park. Und die Gladbacher gehen in jeden Spieltag ausgeruht, worin Schalkes Manager einen unschätzbaren Vorteil sieht: „Sie können sich voll und ganz auf die Bundesliga konzentrieren. International sind sie nicht vertreten, und aus dem DFB-Pokal sind sie auch raus.“ Was Horst Heldt im Fernduell um den so wichtigen Champions-League-Platz aber am meisten schmerzt, ist Gladbachs Steigerung in der Fremde: „Heim­stark waren sie in den vergangenen Jahren immer, aber jetzt haben sie auch auswärts nachgelegt, das macht die Sache so gefährlich.“ Während bei Favres Team also die Zeichen auf Fortentwicklung stehen, heißt die Überschrift bei Königsblau bestenfalls Stagnation.

Der Höhenflug der Gladbacher wird in dieser Saison eng mit zwei Namen verknüpft: Nationalspieler Max Kruse und Raffael, der in der vergangenen Saison noch das königsblaue Trikot trug. Und da auch Max Kruse im Sommer auf Schalke zumindest ein Thema war, erscheint manchen die Personalpolitik des Schalke-Managers bei diesen beiden Klasseleuten zumindest nicht ganz glücklich.

Horst Heldt kann dies in beiden Fällen aber erklären: „Bei Raffael hatten wir eine Kaufoption, wir haben sie aber bewusst nicht gezogen, weil wir uns für Max Meyer entschieden haben, dem wir mehr Raum zur Entwicklung geben wollen.“ Und im Fall Max Kruse war es einfach der falsche Zeitpunkt. „Da hatten wir noch keine finanziellen Möglichkeiten. Als wir den Boateng-Transfer danach klarmachten, hatten wir uns für die Champions League qualifiziert“, so Heldt.

Sidney Sam steht bei vielen auf der Wunschliste

Von der Hand in den Mund, könnte man formulieren, und das wird auch in diesem Winter wieder so sein, wenn sich das Zeitfenster für Transfers einen Monat lang öffnet. „Ein großes Ziel haben wir mit dem DFB-Pokal bereits verpasst, und in der Champions League steht die nächste wichtige Entscheidung an. Danach werden wir sehen, wie groß unser finanzieller Spielraum ist“, so der Manager, der aller Voraussicht nach nicht mit dem großen Geldbeutel über das Fußballland ziehen wird.

Dass sich hartnäckig der Name von Jung-Nationalspieler Sidney Sam am Schalker Markt hält, ist dem glücklichen Umstand einer fest fixierten Ablösesumme geschuldet. „Da kann ich nichts zu sagen, aber er ist natürlich ein sehr interessanter Spieler; einer, der Top-Leistungen in der Bundesliga zeigt. Aber er hat natürlich ganz viele Möglichkeiten“, wiegelt Horst Heldt ab.

Trainer Jens Keller und das Gesetz der Serie

Bei aller Zahlen-Jongliererei wird der Leverkusener nämlich auch die sportlichen Aspekte nicht außer Acht lassen, und da sprechen zurzeit wenig Gründe dafür, das Bayer-Kreuz Richtung Ruhrpott zu verlassen. Werbung in eigener Sache könnte Schalke also am Samstag in Mönchengladbach betreiben und so ganz nebenbei die Trainerzeit von Jens Keller wieder erträglicher gestalten: „Immer, wenn es um meinen Kopf geht, hat die Mannschaft Charakter gezeigt.“ Keller, kein Freund von Statistiken, weiß aber auch, dass jede Serie einmal zu Ende geht. Fragt sich nur – welche?