Gelsenkirchen. Für den Mittelfeldstar der Königsblauen ist die Partie gegen den FC Chelsea und ihrem extrovertierten Trainer Jose Mourinho wie ein Bewerbungsschreiben. Mögliche Wechselpläne in naher Zukunft erteilt der 20-Jährige eine Absage, obwohl er sich bei Nationalelf-Kollege Schürrle erkundigt hat.
Bei allem Hype, den Neuzugang Kevin-Prince Boateng auf Schalke bislang erzeugt hat, kommt man nicht umhin zu sagen, dass dies bislang die Champions-League-Saison des Julian Draxler ist. Zum Auftakt gegen Steaua Bukarest war er die treibende Kraft in der zweiten Halbzeit, als der Erfolg auf der Kippe stand. Und beim Auswärtssieg in Basel ließ sein Traumtor die Begehrlichkeiten in die Höhe schnellen – wenn eine Steigerung überhaupt noch möglich ist.
Nun also Vorhang auf zur großen europäischen Bühne, zum Duell mit Chelsea (20.45 Uhr/live in unserem Ticker), quasi ein Bewerbungsspiel für den Jung-Nationalspieler für die Premier League. So war es eine nette Geste der Königsblauen, für die Abschlusskonferenz am Montag ihren begehrten Mittelfeldstar, der im Sommer noch einer heftigen Offerte von Arsenal London widerstanden hatte, aufs Podium zu setzen.
Vor ihm saßen sie nun, die englischen Kollegen, und betrachteten das Objekt der Insel-Begierde allerdings wie von einem unsichtbaren Tresor geschützt mit gebührender Zurückhaltung. Zumal der Spieler auch alles vermied, um durch seine Äußerungen ein baldiges Wiedersehen in einem englischen Trikot in Aussicht zu stellen: „Sicherlich ist es eine der besten Ligen der Welt mit vielen Top-Mannschaften. Aber momentan ist ein Wechsel absolut kein Thema für mich. Wir sind mitten in der Saison, da gilt meine ganze Konzentration den bevorstehenden Aufgaben.“
Das diesjährige Champions-League-Finale führt zum Umdenken
Nein, unter besonderem Druck scheint Julian Draxler nicht zu stehen, auch wenn er mit Chelsea von einem Highlight-Gegner spricht. Es ist die pure Spielfreude, die ihn antreibt. Aber der 20-Jährige war immer schon einer, der außerhalb des Spielfeldes wissbegierig ist und genau hinhört, was andere, die über diese Inselerfahrung verfügen, so zu erzählen haben. Natürlich hat er registriert, dass einer wie Andre Schürrle, der zuletzt mit gigantischem Selbstbewusstsein bei der Nationalelf aufgetreten ist und die Schweden praktisch im Alleingang abschoss, mit seinem Wechsel zu Chelsea und Startrainer Jose Mourinho auf keinen Fall einen Knick in seiner Fußballerlaufbahn hingelegt hat, ganz im Gegenteil.
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„Natürlich habe ich mit Andre bei der Nationalmannschaft geredet, wie das so ist, wie die Spielregeln in der Liga sind“, bekennt der Gladbecker. Als ein englischer Jounalist ihn bittet, die Vorzüge des Ex-Leverkuseners zu nennen, fallen Draxler vor allem Antrittsschnelligkeit, Schussstärke und Torgefahr ein. Attribute, mit denen der Schalker momentan auch bestens beschrieben wäre. Und wenn wir schon bei Parallelen sind, dann bitteschön auch diese: „Vielleicht kann ich ja gegen Chelsea auch so einen Dreierpack machen“, meint er grinsend.
Aber allen, die glauben, sein Wechsel ins Ausland wäre in Zukunft nur eine Frage der Zeit, denen erteilt er eine klare Absage. Das diesjährige Champions-League-Endspiel zwischen Bayern und der Dortmunder Borussia hat vielen großen Talenten gezeigt, dass sie ihre Weltkarriere durchaus in der heimischen Liga fortsetzen können: „Man muss nicht mehr unbedingt ins Ausland gehen, um die Champions League gewinnen zu können“, lautet seine Erkenntnis. Daraus allerdings ein Treuebekenntnis zu seinem Heimatklub abzuleiten, das allerdings wird selbst dem kühnsten Schalke-Fan nicht gelingen.