Gelsenkirchen. . Die aktuelle Bilanz des FC Schalke 04 ist kein Grund, um in Panik zu verfallen. Trotzdem: Nur wenige Misserfolge können alles zum Einsturz bringen. Der Konzern schleppt bei hohen Personalkosten von über 80 Millionen Euro eine saftige bilanzielle Überschuldung mit sich herum. Eine Analyse.
Wenn der FC Schalke 04 über die Wirtschaftskraft seines Fußballkonzerns redet, präsentiert sich der Klub gerne in einem rosigen Licht. Die Rede ist von sportlichen Erfolgen in der Champions League und von wertvollen Spielern wie Julian Draxler oder Max Meyer, die aus der eigenen Jugend kommen, wenig Geld gekostet haben und mittlerweile wertvoll wie Diamanten sind.
Erst bei einer genaueren Betrachtung der aktuell veröffentlichten Zahlen rund um den Konzern Schalke 04 erschließt sich der riskante Ritt auf der Rasierklinge, den die Gelsenkirchener Bundesliga-Kicker seit Jahren wagen. Trotz aller Rekordumsätze und steigender Einnahmen können schon wenige Misserfolge das gesamte Konstrukt Schalke zum Einsturz bringen.
Die stillen Schalker Reserven
So schleppt der Konzern Schalke 04 bei konstant hohen Personalkosten von weit über 80 Millionen Euro eine saftige bilanzielle Überschuldung mit sich herum. 2009 lag diese Überschuldung bei rund 77 Millionen Euro, dank der Champions League sank die Überschuldung 2011 vorübergehend ab, um aktuell auf dem Hoch von über 83 Millionen Euro zu liegen.
Um diese Kennzahl zu verstehen, muss man wissen, was „bilanziell überschuldet“ bedeutet. Der Schalker Fußballkonzern hat in seinen Büchern wesentlich mehr Schulden ausgewiesen als Vermögen. Wenn die Gläubiger nach Maßgabe der Bilanz ihr Geld zurück haben wollten, könnten die Schalker ihre Schulden nicht vollständig bezahlen. Allerdings muss der Klub deshalb keine Insolvenz anmelden. Denn: In der Bilanz sind stille Reserven versteckt, die unter Umständen ausreichen könnten, die Schulden zu decken. Ein Spieler wie Draxler etwa ist viel mehr Wert, als in den Büchern ausgewiesen wird. Sollte Schalke tatsächlich ernsthafte Probleme bekommen, könnte dieser Spieler tatsächlich für einige Millionen Euro mehr verkauft werden, als er gelistet ist. Demgegenüber stehen allerdings auch andere Spieler in den Büchern wie Jermaine Jones. Diese haben einen geringen Restwert, da ihre Verträge auslaufen.
Da der Klub aber auch noch über mehrere Millionen Euro an Bargeld verfügt und weitere Einnahmen erwarten kann, die ihm die pünktliche Bezahlung der fälligen Raten in absehbarer Zeit ermöglichen, muss er derzeit nicht die Insolvenz anmelden. Es gibt eine positive Fortführungsprognose.
Schalke-Arena verliert seit Jahren an Wert
Die bilanzielle Überschuldung ist also kein Grund, die Pleite zu verkünden. Aber sie ist eine wichtige Kennzahl, die verdeutlicht, wie eng das Finanzkorsett am Berger Feld gestrickt ist. Selbst die Schalker Arena verliert aufgrund der stetigen Abschreibungen der Baukosten seit Jahren an Wert.
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Nennenswerte Investitionen in das Gebäude, die den Wert erhalten würden, werden weitgehend nicht getätigt. Bei der Reparatur des Arenadaches nahm der Klub zudem fremde Hilfe in Anspruch. Das Land NRW sprang ein und übernahm eine Bürgschaft für die notwendigen Millionen-Kredite.
Ständig frisches Geld zu bekommen, ist für Schalke also überlebenswichtig. In dieser Saison versilberte Schalke daher sogar zukünftige Einnahmen. Die Erlöse aus der Champions League wurden zum Teil über ein Anleihegeschäft vorzeitig kassiert.
Schalke-Arena als Betonklotz um den Hals
Dieses Finanzierungsmodell sorgt dafür, dass der Konzern Schalke schon bei einem geringen Abweichen von selbst gesteckten Zielen ins Straucheln geraten kann. Dann wird die bilanzielle Überschuldung schnell zu einem Betonklotz um den Hals, der das ganze Konstrukt in die Tiefe reißen kann. Denn was ist die Arena noch wert, wenn dort kein hochklassiger Bundesligafußball mehr gespielt werden kann. Und wie viel Geld werden andere Klubs noch zahlen, wenn Schalke Spieler aus der Not heraus verkaufen muss?
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Allerdings gibt es keinen Grund zur Panik. Die Ziele der Schalker scheinen in dieser Saison erreichbar - wenn der Kader gesund bleibt und Formkrisen ausbleiben. Im aktuellen Geschäftsbericht erklärt Schalke, dass mindestens der sechste Platz in der Bundesliga und die dritte Runde im DFB-Pokal erreicht werden muss. Wenn der Klub dann noch vom dritten Platz in der Champions League Gruppenphase in die Europa League wechselt und dort in der Zwischenrunde ausscheidet, dann ist die Saison gerettet.
Schalke spricht schon davon, dass am Ende des Jahres ein Gewinn von einer Million Euro in den Büchern stehen soll. Kein Verlust mehr in Höhe von 6,9 Millionen Euro - wie noch im ersten Halbjahr 2013.