Gelsenkirchen. Im Topspiel des 6. Bundesliga-Spieltags hat Schalke 04 eine deutliche Niederlage kassiert. Vor heimischer Kulisse unterlagen die Königsblauen mit 0:4 (0:2) gegen den FC Bayern München. Schalke fing stark an, ließ dann jedoch noch stärker nach.

Es fing so gut an, und es endete so grauenhaft für den FC Schalke 04: Der FC Bayern München gab sich keine Blöße und distanzierte die Königsblauen ganz souverän mit 4:0 (2:0). Nach dem ersten Tor der Bayern war 70 Minuten lang ein Klassenunterschied zu besichtigen.

Schalke zunächst mit einer starken Anfangsphase

Noch bevor das Spiel begonnen hatte, gaben Schalkes Fans ein phonstarkes Pfeifkonzert. Dem Torwart in Rot, der sich da vor ihrer Nordkurve streckte und reckte, dem verzeihen sie nach wie vor nicht: Manuel Neuer spielt nun schon in der dritten Saison für den FC Bayern, bei den königsblauen Fans ist er unerwünschte Person geblieben.

In vier Partien gegen seinen Ex-Klub war er ohne Gegentor geblieben, das wollten die Schalker an diesem Samstag unbedingt ändern. Sie begannen engagiert, eifrig, emsig, sie rannten und rackerten, und sie brachten den Favoriten durchaus in Verlegenheiten.

Die erste Chance ergab sich allerdings durch eine Nachlässigkeit des Münchener Kapitäns: Philipp Lahm, von Trainer Pep Guardiola wieder als Stratege vor der Abwehr nominiert, passte den Ball genau vor die Füße von Kevin-Prince Boateng, und der zog los, obwohl er sich drei Bayern-Abwehrspielern gegenüber sah. Er wurde ein Stück nach außen abgetrieben, und trotzdem hielt er drauf: Neuer musste sich mächtig strecken, um den Ball zu entschärfen.

Nur 100 Sekunden brachten Bayern auf die Siegerstraße

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Nur drei Minuten später: Jermaine Jones, diesmal statt Marco Höger in der Anfangself aufgeboten, schickte Jefferson Farfan auf die Reise, der passte quer nach innen zu Adam Szailai, doch der Ungar konnte den Ball nicht verarbeiten.

Aber Schalke arbeitete intensiv weiter. In der 17. Minute lief erneut ein Konter über Farfan, der Peruaner überlief Dante außen locker, flankte scharf,  Szalai warf sich rein, verpasste aber knapp.

Beste Stimmung in der Arena, Schalkes Fans hofften auf den großen Coup, obwohl jetzt auch die Bayern gefährlicher wurden: In Minute 18 zischte ein Schuss von Toni Kroos über den Querbalken.

Schalke verkaufte sich in der Anfangsphase richtig gut, störte schon im Mittelfeld früh, zwang die Bayern sogar zu Fehlern. Doch dann, in der 21. Minute, passierte das, was aus königsblauer Sicht niemals hätte passieren dürfen. Eine Ecke des bis dahin unaufälligen Franck Ribéry landete genau auf dem Kopf des für Thomas Müller in die Mannschaft zurückgekehrten Bastian Schweinsteiger, und der ließ sich nicht zweimal bitten. 1:0 für die Bayern – Schalke schlug sich wieder einmal selbst durch die altbekannte Schwäche bei gegnerischen Standards.

Schalkes Fans schalteten direkt um, feuerten ihr Team sofort wieder an. Die Mannschaft aber war schockiert. Und unsortiert. Der nächste Angriff der Bayern brachte auch bereits den nächsten Treffer: 22. Minute, David Alaba flankte von links, in der Mitte stieg Mario Mandzukic weitgehend ungehindert hoch – 2:0 für die Bayern, die frühe Entscheidung.

Denn jetzt war der komplette Schalker Schwung der ersten 20 Minuten verschwunden, jetzt kontrollierten die Bayern Ball und Gegner. Die Blau-Weißen hatten jegliche Selbstsicherheit verloren, sie luden nun die Münchener zu weiteren Gelegenheiten ein. In der 29. Minute leistete sich Jones einen bösen Fehlpass im Mittelfeld, Arjen Robben zog auf und davon, kombinierte mit Schweinsteiger, schoß dann aber neben den Pfosten.

Schalker Verkrampfung löste sich nach dem Seitenwechsel nicht

In der 42. Minute passte Benedikt Höwedes beim Aufbauversuch genau in den Lauf von Ribéry, Torwart Timo Hildebrand musste retten. Und schon eine Minute später bügelte Höwedes dann selbst eine gefährliche Situation aus, die Joel Matip mit einem Fehlpass im Mittelfeld heraufbeschworen hatte.

Gefahr auf der anderen Seite? Nicht mehr zu entdecken. Ein Schalker Anschlusstreffer vor der Pause hätte für die zweite Halbzeit noch einmal Mut machen können, doch er blieb aus, weil sich nicht einmal eine erwähnenswerte Chance ergab.

Auch in der zweiten Halbzeit löste sich die Verkrampfung nicht mehr. Schalke reagierte fast nur noch, stets in der Sorge, im eigenen Stadion nicht deklassiert zu werden. Die Eigeninitiative beschränkte sich auf gelegentliche Ausflüge in die gegnerische Hälfte, die aber nicht als ernsthafte Angriffsversuche gewertet werden durften.

Die Bayern dagegen spielten leichtfüßig. Sie hatten mal wieder zum richtigen Zeitpunkt zugeschlagen und sogar nachgelegt, und damit hatten sie ihrem zuvor so ehrgeizigen und hoffnungsfrohen Gegner komplett den Schneid abgekauft. Es dauerte bis zur 70. Minute, bis mal wieder ein Schalker das Tor anpeilte: Doch Kevin-Prince Boateng schoss von rechts am zweiten Pfosten vorbei.

Schalkes Ex-Keeper Neuer erneut ohne Gegentor gegen die alte Liebe

Fünf Minuten später gaben die Bayern den Schalkern dann den Rest: Jefferson Farfan ließ sich vom aufgerückten Bayern-Verteidiger David Alaba abhängen, und nach dessen Vorlage bugsierte Franck Ribéry den Ball locker über die Linie.

Schalke war erledigt. Nun wurde es eine Demütigung. Bayerns vierter Treffer in der 84. Minute wurde erneut von David Alaba vorbereitet, Vollstrecker war der eingewechselte Claudio Pizarro.

Und so war es am Ende wie in den vergangenen beiden Jahren: Erneut verlor Schalke im eigenen Stadion gegen den FC Bayern überdeutlich, und erneut musste Manuel Neuer nicht ein einziges Mal hinter sich greifen.