Gelsenkirchen. . Die Polizei hat ihren harten Einsatz beim Spiel zwischen Schalke 04 und PAOK Saloniki verteidigt. Der Verein hält ihn für unverhältnismäßig. Auslöser war eine mazedonische Fahne, die schon mehrfach für Ärger mit den Fans des griechischen Vereins sorgte.

Am Tag danach sind die Spuren vom Abend und der Nacht bei Klaus Sitzer noch gut zu erkennen. Der Einsatzleiter der Gelsenkirchener Polizei in der Schalke-Arena hat nur Minuten geschlafen nach den Krawallen, die es am Mittwoch im Stadion zwischen der Polizei und den Ultras gegeben hat. Am Tag danach verteidigen Sitzer und Klaus Noske, Direktionsleiter der Gelsenkirchener Polizei, die Entscheidung der Beamten, in den Block zu gehen.

„Gezielte und massive Provokation“

Es geht um ein rotes Stück Stoff, vielleicht ein mal zwei Meter groß, ein Banner mit gelber Schrift, mit dem die Schalker Ultras ihre Freundschaft zum mazedonischen Club Vardar Skopje ausdrücken. Dessen Zeigen soll die griechischen Fans von PAOK Saloniki bis zur Weißglut getrieben haben, sagt die Polizei, und spricht von einer „gezielten und massiven Provokation der Gelsenkirchener Ultras“.

Die Chronik aus Sicht der Polizei: Schon in der Halbzeit hätten Schalkes Fanbeauftragter und der Sicherheitsbeauftragte der Arena versucht, auf die Ultras einzuwirken, damit die das Banner einstecken. Dessen Zeigen stelle für Griechen die größtmögliche Verletzung von Ehrgefühl und Nationalstolz dar, sagt die Polizei. Aus dem gleichen Grund hatte es schon beim Spiel Saloniki gegen Rapid Wien im August 2012 heftige Randale gegeben. Zu Beginn der zweiten Halbzeit soll nun ein Vorstand von PAOK zu den Beamten gegangen sein: „Ihr müsst was tun, das eskaliert gleich, es wird Schwerverletzte und Tote geben.“ Da sollen die Griechen schon begonnen haben, Teile der Bestuhlung zu zerlegen. Und kurz davor gestanden haben, mit 2500 Mann den Platz zu stürmen. Von einer unmittelbaren „Gefahr für Leib und Leben Dritter“ spricht auch Sitzer.

Polizisten wurden mit Schlägen und Tritten traktiert

Noch vor dem Gegentreffer zum 1:1 schreitet die Polizei nach eigenen Angaben mit einem massiven Aufgebot ein. Als die ersten beiden Beamten in den Block der Ultras gehen, seien sie sofort attackiert worden, berichtet Noske: mit Schlägen, Tritten, Fahnenstangen. Die Polizei setzt Pfefferspray ein. 30 Menschen nehmen später die Hilfe des Rettungsdienstes in Anspruch. Festnahmen gibt es keine. „Das hätte die Lage noch mehr eskalieren lassen“, erklärt Sitzer.

Der Verein dagegen spricht von „entsetzlichen Szenen“. Geschäftsführer Peter Peters: „Dieser Einsatz war völlig unverhältnismäßig. Wir können dies absolut nicht gutheißen und bringen dafür nicht das geringste Verständnis auf.“ Allerdings habe die deutsche Polizei nur auf die Lageeinschätzung der griechischen Behörden reagiert: „Uns stört das Verhalten der Behörden mehr als das der Polizei. Die Entscheidung ist nicht mit Schalke abgestimmt worden. Wir stellen uns schützend vor unsere Fans.“ Es gehe nicht, dass das Hochhalten der Flagge schlimmer als das griechische Fehlverhalten bewertet werde. Manager Horst Heldt sagte: „Ich habe Bengalos von der anderen Seite wahrgenommen. Es wundert mich, dass die Polizei dagegen nicht vorgegangen ist. Wenn es am Ende um eine Fahne ging – was soll ich dazu sagen?“

„Keine neuen Vorgaben für eine härtere Gangart

Trotz des umstrittenen Einsatzes sieht Innenminister Ralf Jäger (SPD) seine Linie im Umgang mit Fans nicht infrage gestellt. „Wir setzen weiter auf den Dialog. Das Motto der NRW-Polizei lautet: Mit allen reden, aber konsequent gegen Gewalttäter“, sagte ein Sprecher Jägers auf Anfrage. Es gebe keine neuen Vorgaben für eine härtere Gangart im Stadion. Die FDP will die Vorfälle zum Thema im Landtag machen. „Der Innenminister muss darlegen, was passiert ist. Warum konnte keine Absprache mit den Verantwortlichen von Schalke erfolgen, warum mussten Polizisten Reizgas und Schlagstö­cke einsetzen?“, so der innenpolitische Sprecher Robert Orth. Die Piratenpartei sprach von einem „Eskalationskurs“ der Polizei.

Polizei stürmt Schalke-Kurve

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