Gelsenkirchen. Der Angreifer des FC Schalke 04 empfindet keinen Druck als Huntelaar-Ersatz bei seiner ersten europäischen Bewährungsprobe im königsblauen Trikot. Chefcoach Jens Keller führte am Montag viele Einzelgespräche auf dem Trainingsplatz.
Seit Anfang der Woche weht ein anderer Wind auf dem Trainingsgelände des FC Schalke, und das liegt nicht nur an der Pause des Sommers. Nach dem blamablen 0:4 vom Wochenende in Wolfsburg hat Jens Keller die Tage bis zum Hinspiel in der Champions-League-Qualifikation (Mittwoch, 20.45 Uhr/ZDF und live in unserem Ticker) offensichtlich zur Chefsache erklärt. Während Co-Trainer Peter Hermann das Geschehen auf dem Rasen am Montagvormittag aus dem zweiten Glied verfolgt, gibt die Anweisungen nur der Chefcoach. Und immer wieder werden einzelne Spieler zu einer privaten Plaudersitzung gebeten. Eindringlich redet Jens Keller im Mittelkreis mit bestimmenden Gesten auf Felipe Santana ein, mit Christian Clemens hockt er sich entspannt auf den Rasen. Es herrscht Redebedarf.
Aber auch Handlungsbedarf. Die personelle Lage nach dem Wochenende hat sich weiter verschärft. Neben dem wochenlangen Ausfall von Top-Torjäger Klaas-Jan Huntelaar musste gestern auch Marco Höger wegen muskulärer Probleme passen. Und Sead Kolasinac (Faserriss) war gar nicht erst auf dem Trainingsplatz erschienen.
Ersatz für Huntelaar
Oben in seinem Büro wird Manager Horst Heldt sicherlich drei Kreuzzeichen gemacht haben, dass der Deal mit Adam Szalai kurz vor dem Saisonstart noch geklappt hat, denn nun muss sich der Ungar als erster Huntelaar-Ersatz gleich als Stoßstürmer beweisen. Der 25-Jährige gibt sich vor seiner Champions-League-Premiere gegen PAOK Saloniki allerdings betont bescheiden: „Es wäre respektlos meinen Mitspielern gegenüber, es gibt auch noch andere Möglichkeiten. Aber ich werde mich hundertprozentig auf meine Aufgabe vorbereiten, sollte ich denn von Beginn an auf dem Platz stehen.“
Szalai, wer sonst? Denn der nominelle Konkurrent Teemu Pukki durfte eine halbe Stunde in Wolfsburg wieder einmal beweisen, dass Schalke und der Finne nicht irgendwann in einem Happy End zueinander finden werden. Und dennoch bleibt für Pukki, um den zur Zeit Celtic Glasgow buhlen soll, durch den längerfristigen Ausfall Huntelaars das Transferfenster wohl geschlossen. Natürlich bildet sich auch Adam Szalai nicht ein, den holländischen Star eins zu eins ersetzen zu können. „Jeder weiß, wie wichtig Klaas-Jan für die Mannschaft ist, nicht nur seiner Tore wegen. Er ist ein Führungsspieler, der schon so viel international erlebt hat.“
Bei Szalai überwiegt die Lust
Dass hat der Ex-Mainzer noch nicht vorzuweisen, dafür eine Unbekümmertheit, die ihm nach dem schlechten Saisonstart vielleicht helfen wird. Seine Lust auf den ersten europäischen Einsatz im königsblauen Trikot ist jedenfalls größer als der Druck, in diesem für den Verein so eminent wichtigen Kräftemessen versagen zu können.
Dass im Moment die öffentliche Kritik sich vornehmlich auf die Defensivabteilung der Schalker konzentriert, nutzt Adam Szalai jedenfalls nicht als persönliches Alibi: „Wir sind eine Mannschaft, und die Defensive fängt nun mal ganz vorne an. Umgekehrt sind eigene Tore meist auch das Ergebnis einer guten Abwehrarbeit.“ So hänge alles mit allem zusammen. Dass es in zwei Pflichtspielen bereits sieben Gegentore hagelte, beunruhigt auch ihn: „Bei den Standards war es einfach eine schlechte Mannschaftsleistung.“ Mittwoch muss es besser werden.