Gelsenkirchen. Über eines konnten sich die 61973 Zuschauer in der Schalker Arena am Sonntagabend wahrlich nicht beklagen: Dramatik, Tore und Spannung gab es genug. Dennoch hatte sich Schalke 04 den Start in die neue Saison irgendwie anders vorgestellt. Denn beim 3:3 (2:2) gegen den Hamburger SV fehlte der erhoffte Sieg – Schalke musste zweimal einem Rückstand hinterherlaufen und war froh, dass Adam Szalai mit seinem Ausgleich wenigstens noch einen Punkt rettete.

Dabei war Schalke traumhaft in die Saison gekommen, doch der weitere Verlauf des Spiels ließ erahnen: Vielleicht ging es zu leicht und die frühe Führung verleitete den einen oder anderen zu dem Gedanken, dass es nun wohl von allein laufen würde. Auf jeden Fall brachte das frühe Führungstor von Klaas-Jan Huntelaar Schalke nicht den Rückenwind, den sich alle von der Szene nach gerade einmal 85 Sekunden erhofft hatten. Nach einem Traumpass von Julian Draxler lief Huntelaar in Richtung des Hamburger Tores und drosch den Ball aus 20 Metern zur 1:0-Führung ins Netz – der Holländer hatte genau gesehen, dass ihm HSV-Torwart Rene Adler die Torecke angeboten hatte. Von einem solchen Auftakt kann man nur träumen – eigentlich.

Denn danach war der Faden wie abgerissen: Schalke setzte nicht nach und kassierte drei Nackenschläge binnen zwölf Minuten, die die Königsblauen erst einmal ins Hintertreffen brachten. Los ging es in der zwölften Minute: Nach einer Flanke von Marcell Jansen sprang Joel Matip der Ball im Strafraum an die Hand – Schiedsrichter Manuel Gräfe entschied zu Recht auf Elfmeter, und Rafael van der Vaart verwandelte zum 1:1-Ausgleich.

Den nächsten Rückschlag gab es in der 23. Minute, als Julian Draxler ausgewechselt werden musste: Der Nationalspieler hatte sich eine Prellung sowie eine Risswunde an der linken Achillessehne zugezogen – nachdem er schon zweimal behandelt werden musste, ging es nicht weiter, und Draxler machte Platz für Leon Goretzka. Und als Goretzka den Rasen gerade betreten hatte, folgte mit dem 1:2-Rückstand Tiefschlag Nummer drei für Schalke: Ein Kopfball von Maximilian Beister sprang zunächst gegen die Latte, dann gegen den Schalker Torwart Timo Hildebrand und schließlich ins Tor – formal ein Eigentor (24.).

Auch interessant

Heldt bemängelt "pomadiges" Aufbauspiel

Dieser Spielverlauf steckte Schalke arg in den Knochen. Die Spieler hatten offenbar mit allem gerechnet – aber nicht damit, dass sie nach 24 Minuten so im Hintertreffen liegen würden. 20 Minuten ging gar nichts mehr, und Schalke hatte sogar Glück, dass ein Kopfball von Milan Badelj auf die Latte klatschte (28.). Erst mit dem Halbzeitpfiff weckte Klaas-Jan Huntelaar neue Lebensgeister: Nach einer Flanke von Christian Fuchs köpfte er zum 2:2-Ausgleich ein (45.). Dennoch konnte man Manager Horst Heldt nur beipflichten, als er in der Halbzeitpause das „pomadige und langsame“ Aufbauspiel seiner Mannschaft kritisierte.

Immerhin kam Schalke zur zweiten Halbzeit mit neuer Hoffnung aus der Kabine, aber nach weiteren vier Minuten mussten die Königsblauen schon wieder einem Rückstand hinterherlaufen. Und erneut war es ein Tor, bei dem sich die Fans nur an den Kopf fassen konnten: Nach einem Eckball durfte der frühere Dortmunder Lasse Sobiech ziemlich ungehindert zur 3:2-Führung für den HSV einköpfen (49.). Auch Timo Hildebrand machte, ebenso wie seine Vorderleute, keine gute Figur.

Schalkes Trainer Jens Keller musste reagieren, und so brachte er nach 57 Minuten seinen besten Joker: Adam Szalai kam für den blassen Roman Neustädter und brachte wieder richtig Leben in die Bude. In der 69. Minute konnte Rene Adler einen Kopfball von Szalai noch mit einer großartigen Parade abwehren, doch drei Minuten später entschied der Schalker dieses Duell für sich: Adler ließ einen Schuss von Christian Clemens abprallen, Szalai setzte nach und bugsierte die Kugel zum 3:3 über die Linie. Die Niederlage war damit abgewendet, aber zum Sieg reichte es nicht mehr, weil Joel Matip in der 88. Minute den Ball am Tor vorbei schoss.