Gelsenkirchen. Zwei Idole des FC Schalke 04 sind neue Kandidaten für die Ehrenkabine des Vereins: Adolf „Ala“ Urban und Raúl. Das Vorstands-Trio – Horst Heldt, Alexander Jobst und Peter Peters – wird den Mitgliedern am Samstag bei der Jahreshauptversammlung diese beiden Spieler vorschlagen.
2008 war Premiere. Zum ersten Mal wählten die Mitglieder des FC Schalke 04 unvergessene Idole ihres Klubs in die Ehrenkabine des Vereins, die Hall of Fame der Königsblauen. Zwei Neue sollen 2013 hinzukommen und werden vom Schalker Vorstands-Trio – Horst Heldt, Alexander Jobst und Peter Peters – am kommenden Samstag (29. Juni) bei der Jahreshauptversammlung in der Veltins-Arena (ab 14 Uhr) vorgeschlagen: Adolf „Ala“ Urban, der im Zweiten Weltkrieg gefallen ist, und Raúl, der spanische Weltklasse-Fußballer, der von 2010 bis 2012 auf Schalke begeistert hat.
Zu jener Hall of Fame, eben der Ehren- oder auch Ruhmeshalle, gehört neben den Akteuren der Jahrhundertelf und den Ehrenspielführern selbstverständlich auch der Mann, der den Klub 1904 gegründet hat: Willy Gies. Gewählt wurden dann 2008 Ebbe Sand, der mit 74 Treffern an zweiter Stelle der Schalker Bundesliga-Torschützen steht, und Edi Frühwirth, der 1958 Trainer war, als die Königsblauen ihre siebte und bislang letzte Deutsche Meisterschaft gewannen.
2009 folgten dann der unvergessene Mannschaftsbetreuer Charly Neumann sowie Ernst Kalwitzki, der mit Schalke sechsmal Deutscher Meister war; 2010 Eurofighter Jiří Němec und Herbert Lütkebohmert, der 1972 zur Pokalsieger-Mannschaft gehörte; 2011 kamen Otto Tibulski, der ebenfalls sechsmal Deutscher Meister mit den Königsblauen war und für diese mehr als 1000 Spiele bestritt, sowie Marcelo Bordon, der von 2006 bis 2009 Kapitän war. Schließlich fanden 2012 der langjährige Manager Rudi Assauer und Gerald Asamoah, der 279 Bundesliga- und 51 Europapokal-Partien für Schalke absolviert hat, ihren Platz in der Hall of Fame.
Die Kandidaten 2013, die Horst Heldt, Alexander Jobst und Peter Peters ausgewählt haben, werden ausführlich auf der Internet-Seite des FC Schalke 04 vorgestellt. Und zwar so:
Adolf „Ala“ Urban: Auf dem deutschen Soldatenfriedhof im russischen Korpowo ist auf Platz 2776, in Block 18, Reihe 45 einer der schmerzlichsten Schalker Verluste dokumentiert: Dort befindet sich das Grab von „Ala“ Urban, der nach einer schweren Verwundung auf dem Hauptverbandsplatz in Staraja Russa am Ilmensee bei Leningrad starb. „Ala“ Urban zählte zu den talentiertesten und erfolgreichsten Fußballern, die jemals für Königsblau aufgelaufen sind.
Schon als Schüler spielte er für den S04 und stand 1934 beim Gewinn der Deutschen Meisterschaft in Berlin in der Endspiel-Elf. Dies war bei vier weiteren Meistertiteln und einem Pokalgewinn in den folgenden acht Jahren ebenso. Der laufstarke und torgefährliche Publikumsliebling trat zudem 21-mal in der Nationalmannschaft an, für die er elf Treffer erzielte.
Schalkes Jahrhundertelf
Zur Jahrhundertelf, deren Trainer Huub Stevens und die von mehr als 10000 Fans Anfang 2000 gewählt worden ist, gehören Torwart Norbert Nigbur, als Abwehrspieler Klaus Fichtel, Rolf Rüssmann und Olaf Thon, als Mittelfeldspieler Marc Wilmots, Fritz Szepan, Ernst Kuzorra und Ingo Anderbrügge sowie als Stürmer Stan Libuda, Klaus Fischer und Rüdiger Abramczik.
Ehrenspielführer der Königsblauen sind Thomas Student (Kapitän von 1916 bis 1928), Ernst Kuzorra (1928 bis 1948), Hermann Eppenhoff (1949 bis 1955), Berni Klodt (1955 bis 1962), Manfred Kreuz (1962 bis 1968), Stan Libuda (1969 bis 1972), Klaus Fischer (1976 bis 1980 und 1981), Olaf Thon (1995/96 und 1997 bis 2000) sowie Tomasz Waldoch (2000 bis 2004).
Schalkes legendärer Linksaußen hatte in der Saison 1936/1937 schon einmal mit dem Tod gerungen, als er an einer Lungenentzündung erkrankt war. Der Unteroffizier überlebte die Kesselschlacht von Demjansk, in der allein zwischen Februar und Dezember 1942 etwa 90000 Menschen ihr Leben ließen, obwohl die Stadt jegliche militärisch-operative Bedeutung verloren hatte. Doch schließlich trat ein, was er bei seinem letzten Besuch in der Gelsenkirchener Heimat und angesichts der Schrecken an der Ostfront befürchtet hatte: „Ich werde den Krieg wohl nicht überstehen.“ Am 27. Mai 1943 erlag Urban seinen Verletzungen nach einem Granatwerferbeschuss – mit 29 Jahren in der Blüte seines fußballerischen Lebens, als Kanonenfutter im Vernichtungskrieg der Nationalsozialisten sinnlos geopfert.
Raúl: Die Verbindung von Schalke und Señor Raul war, ist und bleibt eine besondere. Raúl Gonzales Blanco avancierte im Sommer 2010 mit seinem Wechsel von Real Madrid zum größten ausländischen Star, der bislang in der Bundesliga gespielt hat, eine lebende Fußball-Legende. Der Spanier verzückte ebenso mit fußballtechnischen Kunststücken, mit denen er unter anderem Tore des Monats und ein Tor des Jahres erzielte, wie er beim Kumpel- und Malocherclub mit Einsatzbereitschaft und Loyalität beeindruckte. Diese Mischung aus Genialität und Volksnähe machte ihn, der von den Königlichen zu Königsblau gewechselt war, zum Publikumsliebling.
Raúl ist eine Karriere in Superlativen: Der 102-malige Nationalspieler schoss in der Primera División mehr als 300 Tore, wurde mit Real Madrid sechsmal Meister, gewann dreimal die Champions League und zweimal den Weltpokal. Mit Schalke fügte er seiner imposanten Titelsammlung 2011 den DFB-Pokal hinzu. Sein Verdienst für die Knappen geht jedoch über das internationale Renommee und den Pokalsieg hinaus: Raúl führte eine Schalker Mannschaft, die unübersehbar von seiner großen Erfahrung profitierte. Als er am 28. April 2012 in der Veltins-Arena Abschied nahm, weinte der Weltstar, und Schalke weinte mit ihm.