Gelsenkirchen. . „Er hat eine Menge Wut im Bauch gehabt, und gewissermaßen kann ich die Meinung vertreten“, sagt Benedikt Höwedes über die Schimpf-Tirade seines Managers Horst Heldt nach dem 0:1 in Frankfurt. Klaas-Jan Huntelaar absolviert am Dienstagnachmittag das komplette Mannschaftstraining.

Nach der 0:1-Pleite bei Eintracht Frankfurt hat Horst Heldt einen scharfen Ton der Kritik gewählt, ja losgepoltert. „Entweder man will was, oder man will nix – anscheinend wollen wir nix!“, hat der Manager des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 gesagt. „Er hat eine Menge Wut im Bauch gehabt, und gewissermaßen kann ich die Meinung vertreten“, erklärt drei Tage später nach dem Training am Dienstagnachmittag Benedikt Höwedes und hat Verständnis dafür, dass „Horst und die Vorstandsetage maßlos enttäuscht und sauer waren“. Aber? „Ich glaube, dass man das so nicht an die komplette Mannschaft richten kann.“ Offensichtlich jedoch an einen Teil.

Dennoch: Der 25-Jährige ist nicht in Schwarzmalerei-Stimmung und kommt auch nicht auf die Idee, den einen oder anderen Teamkollegen an den Pranger zu stellen, obwohl aus den beiden vergangenen Partien gegen direkte Konkurrenten um die Champions-League-Plätze nur ein Punkt herausgesprungen ist. „Ich glaube, dass wir gegen Leverkusen große Moral und den guten Charakter der Mannschaft gezeigt haben“, sagt Benedikt Höwedes. Der Schalker Kapitän hat auch am Dienstag den Peruaner Jefferson Farfán (leichter Muskelfaserriss) nicht zu seinen Trainingspartnern zählen dürfen, während Sead Kolasinac und Marco Höger, der am Sonntag gegen den Hamburger SV (17.30 Uhr, live in unserem Ticker) wegen seiner fünften Gelben Karte eh fehlen wird, nur eine Laufeinheit absolviert haben.

HSV ist lediglich zwei Punkte schlechter platziert als Schalke

Klar: Dass die Königsblauen mit einem Sieg in Frankfurt ihre Ambitionen auf Rang vier und somit den Qualifikationsplatz für die Champions League deutlich hätten unterstreichen können, weiß Benedikt Höwedes. Er kennt auch die Tabelle auswendig, die zeigt, dass der Hamburger SV mit seinen 44 Zählern auf Rang acht lediglich zwei Punkte schlechter platziert ist. „Ich bin auch nicht fernab der Realität. Aber noch stehen wir auf dem vierten Platz, und den gilt es, in den Händen zu halten“, sagt der zwölfmalige Nationalspieler. „Über alles andere spreche ich gar nicht.“ Er denke positiv, er glaube an die Mannschaft.

Erstens gibt es das gute Gefühl des 2:2 nach dem 0:2-Rückstand ge­gen Bayer 04 Leverkusen, und zweitens hat der FC Schalke 04 in Frankfurt „ja kein Katastrophen-Spiel gemacht“, sagt Benedikt Höwedes. „Wir haben ein sehr, sehr wichtiges Spiel verloren, weil wir zu unkonzentriert vorm Tor waren. Und dann verschießen wir auch noch einen Elfmeter dazu. Aber ich würde mir mehr Gedanken machen, wenn wir uns keine einzige Torchance herausgespielt hätten.“

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Und vielleicht können die Königsblauen für das Spiel am Sonntag auf zusätzliche Hilfe hoffen. Stürmer Klaas-Jan Huntelaar hat nach seinem Innenbandanriss im Knie erstmals wieder ein komplettes Training mit der Mannschaft absolviert. „Ich weiß nicht, wie weit er ist und wie er sich selbst fühlt“, sagt Benedikt Höwedes, „Aber er ist natürlich jemand, der immer für ein Tor gut und eine Waffe ist, selbst wenn’s nur zur Einwechselung reicht.“ Eine Prognose kann auch der 29-Jährige selbst noch nicht abgeben. „Ich muss schauen, ob das Knie die Belastung aushält“, sagt er.

Zwar ist das eigentliche Training längst beendet, aber die Fans am Ernst-Kuzorra-Weg bekommen noch eine Zusatzschicht zu sehen – mit Torwart Ralf Fährmann sowie Ciprian Marica, Klaas-Jan Huntelaar und Julian Draxler. Und weil gerade bekannt geworden ist, dass der FC Bayern München Mario Götze von Borussia Dortmund verpflichtet hat, machen sich ein paar Schalker Fans schon Sorgen, ihren 19-jährigen Jung-Star an den Reviernachbarn zu verlieren. Und es ist damit zu rechnen, dass Julian Draxler, dessen Vertrag in Gelsenkirchen bis 2016 läuft, nun mit diesem deutschen Champions-League-Halbfinalisten in Verbindung gebracht wird – aber auch mit dem anderen, bei dem Sportdirektor Matthias Sammer so viele deutsche Top-Talente wie möglich an der Säbener Straße versammeln möchte.

37 Millionen Euro Ablösesumme

Wirklich überrascht vom Wechsel Mario Götzes zur kommenden Saison zum Deutschen Meister ist Be­nedikt Höwedes nicht, von der Dimension – 37 Millionen Euro sind als Ablösesumme im Gespräch – allerdings schon ein bisschen. „Es ist Wahnsinn. Die haben jetzt ein paar Taler mehr“, sagt der Schalker Kapitän. „Aber die Bayern haben sich mit Sicherheit auch erarbeitet, dass sie solche Transfers stemmen können.“ Und er ist davon überzeugt, dass die Dortmunder ihr neues Geld auch investieren werden. „Ich bin mal gespannt“, sagt Benedikt Höwedes,. „wo sie auf dem Transfermarkt tätig werden.“