Gelsenkirchen. Es bleibt dabei: Der BVB kann Revier-Rivale Schalke 04 in dieser Saison nicht bezwingen. Die Königsblauen sicherten sich am Samstag mit einem 2:1 (2:0)-Erfolg den zweiten Derbysieg in Folge. Schalke hat damit wieder beste Aussichten auf die Champions-League-Ränge. Beim BVB herrscht Trauerstimmung.

Ein Derby voller Rasanz und ohne Verschnaufpause, am Ende ein Ergebnis, das die inoffizielle Reviermeisterschaft zumindest in dieser Saison eindeutig entscheidet: Wie schon im Hinspiel in Dortmund hieß der Sieger Schalke 04, wieder 2:1 (2:0). Die königsblaue Welt ist für den Rest der Spielzeit in Ordnung, wenn auch in den Kelch der Freude ein dicker Wermutstropfen fiel: Schalke-Torjäger Klaas-Jan Huntelaar wurde Mitte der zweiten Halbzeit mit einer Knieverletzung ausgewechselt, Und es hatte nicht den Anschein, als könne der Holländer am Dienstag in der Champions League gegen Galatasaray Istanbul wieder mitwirken.

BVB zeigte von der ersten Sekunde an großen Respekt gegen Schalke

Bevor Schiedsrichter Peter Gagelmann die emotionsgeladenen 90 Spielminuten freigab, hatten beide Seiten für den Gegner schon einige Überraschungen parat. Eines der traurigsten Gesichter im Stadion dürfte Christoph Metzelder gemacht haben. Der Schalke-Routinier fand sich vor seinem mutmaßlich letzten Revierderby doch auf der Ersatzbank wieder, weil Atsuto Uchida rechtzeitig wieder fit wurde. Trainer Jens Keller wollte es wohl vermeiden, das Innenverteidiger-Pärchen Benedikt Höwedes/Joel Matip auseinander zu reißen. Und beim BVB meldete sich nicht nur Mats Hummels in der Innenverteidung nach seiner Grippe gesund zurück, sondern auch Mittelfeldstratege Sven Bender (Sprunggelenk) ließ sich dann doch nicht „Il Classico Ruhrpotto“ entgehen. Und – Überraschung, Überraschung – Kevin Großkeutz rein, Marco Reus auf die Bank, da sah nach Respekt vor Königsblau aus.

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Und der war durchaus angebracht. Das erste Duell nach wenigen Sekunden war richtungsweisend: Mario Götze verlor den ersten Zweikampf im Strafraum gegen Joel Matip, der zur Ecke klärte. Die Schalker wirkten unheimlich geladen, jeder einzelne investierte mehr als sein Gegenspieler – und die Gäste zeigten sich davon mächtig beeindruckt. Dieses Derby schaltete von Null in den fünften Gang – und die Richtung ging meist auf das Tor von Roman Weidenfeller. Bei einer Flanke von Jefferson Farfan musste er erstmals mit Faustabwehr zur Stelle sein (4.), den Nachschuss setzte Sead Kolasinac beherzt mit langem Anlauf noch weit vorbei. Vier Minuten später große Aufregung im BVB-Strafraum, als Neven Subotic Sven Bender die Kugel vor die Hand schoss, Schiedsrichter Gagelmann aber nicht auf den Punkt zeigte.

Schalke-Angreifer Huntelaar traf in aller Ruhr zur 2:0-Führung der Schalker

Aber die Schalker hatten auch so eine Lösung. 12. Minute: Farfan, der nie in den Griff zu bekommen war, passte zurück auf Atsuto Uchida, der legte quer auf Julian Draxler, und der Jubilar in seinem 100. Pflichtspiel schloss in typischer Manier trocken ins lange Eck ab: 1:0. Der blau-weiße Block brodelte, auch, weil die Schalker sich darauf nicht ausruhten sondern weiter Vollgas gaben. Zwei Minuten später schlug Michel Bastos einen 40-Meter-Pass auf Klaas-Jan Huntelaar. Und der, sinnbildlich für das neue Schalker Selbstbewusstsein, nahm den Ball volley, doch Weidenfeller machte sich lang.

Auf der Gegenseite fand der Deutsche Meister kaum die Puste für Entlastungsangriffe, der Wirkungstreffer saß tief. Lukasz Piszczek spielte Jakub Blaszczykowski schön frei (19.), der der Pole zog am langen Eck vorbei. Mehr los war auf der anderen Seite bei wie aufgedreht aufspielenden Schalkern. Das zweite Tor lag in der Luft: Ecke Farfan, Kopfball Matip, doch Götze klärt für seinen geschlagenen Torhüter auf der Linie (26.). Doch das 2:0 war nur aufgeschoben. Julian Draxler (29.) hatte die freie Auswahl, doch er schoss Weidenfeller an. Und nach 35 Minuten war es so weit: Eine Maßflanke von Uchida konnte Huntelaar ohne jegliche BVB-Gegenwehr in der Mitte verarbeiten, in aller Ruhe konnte er den Kopfball ansetzen: 2:0. Was ging denn hier ab?

In der Halbzeit zog Jürgen Klopp Konsequenzen: Für Mats Hummels, der sichtlich noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte war, kam Nuri Sahin ins Spiel, dafür rückte Bender nach hinten. Und für den defensiven Großkreutz, durfte endlich Marco Reus ran – irgendwie musste doch mehr Druck aufzubauen sein. Aber vorerst blieb alles beim Alten: Farfan zog nach innen und bekam gleich nach der Pause die freie Schusswahl vor Weidenfeller, doch schoss dem Keeper genau in die Arme. Nach 52 Minuten lag die Kugel im Schalker Netz, aber auch Benedikt Höwedes – somit gab Gagelmann Freistoß für Königsblau. Dennoch bitter: Mitten im Getümmel war Hildebrand Huntelaar unglücklich in die Kniekehle gelaufen, dieser wurde mit einer Knieverletzung auf der Trage ausgewechselt – für ihn kam Teemu Pukki zur zigsten Bewährungschance.

Schalke musste sich in der Schlussphase regelrecht zum Sieg zittern

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Der Ausfall ihres Torjägers brachte die Schalker aus der Spur, der Anschlusstreffer für Schwarz-Gelb nur drei Minuten später die logische Konsequenz: Reus spielte genau in die Schnittstelle zwischen Höwedes und Matip, Robert Lewandowski schloss flach und eiskalt zum 1:2 ab, keine Chance für Torhüter Timo Hildebrand. Jetzt war der schwarz-gelbe Express auf die Schiene gebracht, die Aktionen der Klopp-Elf wurden zwingender. Die Gastgeber hingegen bekamen keinen Zugriff mehr auf ihre Angriffsbemühungen, Farfan und auch Draxler gaben in ihren Vorwärtsaktionen den Ball wieder zu schnell her. Auf Schalker Seite wurde mit bangem Blick die verbliebene Restzeit heruntergezählt. Und die blau-weiße Fehlerquote hinten schnellte auch in die Höhe: Roman Neustädter verlor 20 Meter vor dem eigenen Tor das Spielgerät – und es begann ein munteres Scheibenschießen vor Hildebrand, wo allerdings immer noch ein Schalker Abwehrbein klärte. Und dann räumten sich die Dortmunder noch selbst ab: Lewandowski zog im Strafraum voll ab, traf aber nur die Gürtellinie von Mario Götze, der aus einem Meter fast k.o. ging.

Und Schalke? Draxler fuhr einen vielversprechenden Konter, Querpass auf Pukki, frei vor Weidenfeller, wieder einmal zog der Finne die Niete (74.),

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Das 3:1 hätte wohl alles geklärt. Stattdessen blieb das Derby Spitz auf Knopf. Die Dortmunder rannten nicht blind ins Verderben, sondern stellten sich Blau-Weiß zurecht, immer auf die eine Lücke lauernd. Die tat sich urplötzlich auf der anderen Seite auf: Draxler hatte abgezogen (79.), Weidenfeller abgeblockt, doch den Nachschuss schoss Farfan völlig frei hoch auf die Südtribüne. Das hätte es sein müssen!

Dortmund wartete auf die eine dicke Chance: Lewandowski hatte sie aus 12 Metern (87.), doch sein satter Abschluss landete auf beiden Fäusten Hildebrands. Das war’s!