Gelsenkirchen. Schalke hat ein verrücktes Spiel zum Saisonauftakt knapp gewonnen: Gegen Hannover 96 gab es einen 5:4 (1:0)-Sieg, nachdem die erste Halbzeit noch sehr zäh verlaufen war. Schalke führte mehrfach mit zwei Toren, ließ den Gegner aber immer wieder herankommen.

Was für ein irrer Auftakt in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga: Schalke ging gegen Hannover 96 durch ein Wechselbad der Gefühle und gewann am Ende mit 5:4 (1:0) – der erste Sieg nach zuletzt sechs sieglosen Bundesligaspielen und ein erfolgreicher Einstand für den neuen Trainer Jens Keller. Doch so hatte sich Keller das bestimmt nicht vorgestellt: In der zweiten Halbzeit fielen sechs Tore in nur 19 Minuten. Es war eine Zitterpartie bis zum Schluss.

Doch Schalke durfte aufatmen, denn das erste von „17 Endspielen“ (Manager Horst Heldt) bei der geplanten Aufholjagd endete erfolgreich. Und vielleicht war es ja ein Schlüsselspiel, denn nun stehen in Augsburg und gegen Fürth zwei weitere lösbare Aufgaben an, so dass die Aufholjagd womöglich Fahrt aufnehmen kann. Sogar Lewis Holtby wurde bei seiner Auswechslung in der Nachspielzeit gegen Neuzugang Raffael mit Beifall verabschiedet. Und der Plan von Mirko Slomka, der sich ja auch mal eine Zeitlang an Schalke versuchen durfte, ging gründlich in die Hose: „Wir werden versuchen, die Unruhe bei Schalke zu verstärken“, hatte Slomka gesagt – Schalke hofft dagegen auf eine Beruhigung der Lage.

Das Spiel war verrückt, dabei hatte Jens Keller fürs Erste gar nicht einmal so viel verändert – bei der Aufstellung im Grunde genommen gar nichts: Marica und Höger ersetzten die gesperrten Huntelaar und Jones, das hätte Huub Stevens sicher nicht anders gemacht. Und auch das Spiel erinnerte anfangs an das, was man zuletzt gesehen hatte: Die Mannschaft tat sich schwer, einen Spielfluss zu finden und Torchancen zu erzwingen – ein Kopfball von Höger (3.) und ein Schuss von Marica (6.) zeugten zu Beginn aber wenigstens vom Bemühen, es besser zu machen, aber ein Brüller war das in der ersten Halbzeit wahrlich nicht. Und dennoch ging Schalke schon mit großer Erleichterung in die Kabine.

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Ein Tor, das zum Spiel passte

Denn in der 44. Minute, als sich alle schon mit einer torlosen Halbzeit abgefunden hatten, brachte Jefferson Farfan die Königsblauen mit 1:0 in Führung. Ein Tor, das zum Spiel passte, denn es entstand nach einem langen Einwurf von Christian Fuchs, den die Hannoveraner unglücklich auf den am zweiten Pfosten lauernden Farfan verlängerten. Schalke konnte es egal sein, denn nach zuvor sechs sieglosen Bundesliga-Spielen war allein dieser Treffer eine große Erlösung.

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Doch echte Sicherheit brachte nicht einmal die 2:0-Führung, die Schalke unmittelbar nach dem Wechsel durch Julian Draxler nachlegte (49.). Denn wie fragil das ganze Schalker Gebilde in diesen Wochen ist, zeigte sich, als die Gäste in der 55. Minute zum durch einen von Neustädter noch abgefälschten Schuss des früheren Schalkers Sergio Pinto zum 1:2-Anschlusstreffer kamen: Auf einmal flatterten den Königsblauen wieder die Nerven, was Hannover durch Szabolcs Huszti zum 2:2-Ausgleich nutzte (60.). Binnen fünf Minuten war der Vorsprung wieder verspielt.

Hin- und hergerissen zwischen Entsetzen und Jubel

Die Fans waren hin- und hergerissen zwischen Entsetzen und Jubel, denn es danach ging es fast im Minutentakt weiter: Marco Höger (64.) und Ciprian Marica (67.) ließen ihrerseits einen Doppelschlag von Schalke zum 3:2 und 4:2 folgen – einfach irre. Doch erneut nur eine Minuten später markierte wiederum Huszti den Anschlusstreffer zum 4:3 (68.). Sechs Tore in 19 Minuten – für die Fans war es nun ein Spektakel, aber den Trainern standen die Haare zu Berge, denn beide Abwehrreihen erlaubten sich unglaubliche Schnitzer, und jeder Schuss war ein Treffer.

Selbst nachdem Holtby in der 88. Minute das 5:3 erzielt hatte, musste Schalke noch einmal zittern, denn Diouf verkürzte zum 5:4. Doch danach war Schluss – zum Glück für Schalke.