Gelsenkirchen. . Der Neu-Schalker Tranquillo Barnetta hat mit Bayer Leverkusen eine Seuchensaison hinter sich. Die Zeit war reif für einen Tapetenwechsel. Das Finanzielle war für Barnetta nicht entscheidend: „Wenn es mir nur um das Geld ginge, würde ich schon lange nicht mehr in Deutschland spielen.“
Dienstagmorgen um zehn Uhr auf dem Schalker Vereinsgelände: Erstes offizielles Training der Profiabteilung auf dem Showroom-Rasen vor der Geschäftsstelle, dazu die Schlange der Wartenden für die neuen Dauerkarten – da ist das Verkehrschaos eigentlich vorprogrammiert. Doch trotz Sommerferien überstieg die Anzahl an Trainings-Kiebitzen nicht den gewöhnlichen Rahmen. Katerstimmung nach der EM?
Dabei gab es einige neue Gesichter, ein paar fast vergessene ebenso, zwischen dem ganzen Stammpersonal zu besichtigen. Tranquillo Barnetta und Roman Neustädter drehten ihre Trainingsrunden, aber auch die zuletzt ausgeliehenen Edu, Vasileios Pliatsikas und Anthony Annan, manch einer mit mäßig begeisterter Miene.
Zeit für Tapetenwechsel
Was natürlich für den Schweizer Barnetta gar nicht gilt. Der ist froh, wieder am Trainingsgeschehen teilzuhaben, hat der Neuzugang von Bayer Leverkusen doch eine Seuchensaison mit konstanten Kniebeschwerden hinter sich, die zu zwei Operationen zwangen. „Die letzte Saison habe ich mir fast komplett von der Tribüne angeschaut, ich glaub, ich habe nur sieben Saisonspiele gemacht“, berichtet der Schweizer von seinem Frusterlebnis. Im Moment teilt er das Leid vieler Gelegenheits-Freizeitsportler: Mit Muskelkater ins Bett, vom Muskelkater wieder geweckt. „Aber ist okay, das gehört dazu, wenn man nach dem Urlaub, wo man nicht ganz so viel macht, von Null auf Hundert loslegt“, will der 27-Jährige nicht wehklagen. Der Nationalspieler ist froh, wieder schmerzfrei die Übungen absolvieren zu können. Erster Eindruck von Trainer Huub Stevens? „Er scheint ein Trainer zu sein, der viel verlangt, der aber auch mal für einen Spaß auf dem Platz zu haben ist.“
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Den Spaß will Tranquillo Barnetta durch seinen Wechsel von der Werkself hin zum emotionalen Traditionsklub wiederfinden. Man kann nicht sagen, dass er im Unfrieden von Bayer Leverkusen geschieden sei. „Die Zeit war einfach reif für einen Tapetenwechsel“, meint er nach sieben Jahren unterm Bayerkreuz im Rückblick – und natürlich die Gelegenheit günstig, schließlich ist der Mittelfeld-Antreiber auch noch ablösefrei.
Das Finanzielle spielte für Barnetta aber nicht den Hauptbeweggrund: „Wenn es mir nur um das Geld ginge, würde ich schon lange nicht mehr in Deutschland spielen“, bekennt er freimütig. Leidenschaft und Emotionen gehören für ihn ebenso dazu, und da bekam er an seiner neuen Wirkungsstätte an den ersten Trainingstagen schon mal einen kleinen Vorgeschmack. „So ein großes Interesse war ich nicht gewohnt, aber das macht ja wohl Schalke aus“, freut er sich auf seine neue Aufgabe. Barnettas Lieblingsrolle ist natürlich die offensive Linksaußen-Position, aber niemand soll bitteschön von ihm erwarten, dass er einen Weltstar wie Raúl ersetze. „Diese Verantwortung müssen wir auf mehrere Schultern verteilen.“ Überhaupt müsse man nun in der Vorbereitung ganz eng zusammenrücken, denn nur dann könne eine Mannschaft wie Schalke Erfolg haben. „Ziel muss wieder die Champions League sein, ob es darüber hinaus noch mehr wird, muss der Saisonverlauf zeigen.“ Bis dahin wird auch der Muskelkater weg sein.
Erster Test gegen die Ergo-Nationalelf
Das Spiel gegen die Ergo-Nationalmannschaft am heutigen Mittwoch ist der erste Test für die Königsblauen im Hinblick auf den Saisonstart. Anstoß im Stadion Hohenhorst in Recklinghausen wird um 18.30 Uhr sein, Einlass ist um 16 Uhr. Erwachsene zahlen fünf Euro, Kinder bis 14 Jahre drei Euro, auf allen Plätzen. Davon gibt es 3400 überdachte und 5000 Stehplätze. Der Veranstalter rechnet mit etwas mehr als 3000 Zuschauern. Betreut wird das Ergo-Team wieder von Olaf Thon, die Vorbereitung lief auf den Trainingsplätzen des FC Schalke 04.
Lange Schlange für Karten
