Gelsenkirchen. . Ganz Schalke versucht, Superstar Raúl zum Bleiben zu bewegen. Seine Tore zeigen: Das Alter spielt bei der Leistung keine Rolle. Die Fans sind aufgeschreckt durch den Bericht der spanischen Zeitung Marca, dass es Raúl nach Katar ziehen soll. Man fragt sich, was einer dort will, wenn er noch so gut kicken kann.
So nah kommt man an Schalkes Sportchef nicht mehr ran. Dachte sich auch die Dame mittleren Alters und fügte der Bitte um ein gemeinsames Foto mit Horst Heldt noch ein ganz persönliches Anliegen hinzu: Raúl dürfe Schalke keineswegs verlassen, bat sie den Schalker Manager, denn der Senor würde ja nicht nur so wunderbar Fußball spielen, sondern auch noch glänzend aussehen. „So nett hat das noch keiner gesagt“, entgegnete Heldt und versprach, sich um den Wunsch zu kümmern: „Noch ist er ja nicht weg.“
Die Szene vom Sonntag zeigt das Stimmungsbild auf Schalke: Würde man eine Abstimmung durchführen, ob Raúl bleiben soll, dann käme man auf ein Ergebnis wie bei Honecker. Die Fans sind aufgeschreckt durch den Bericht der spanischen Zeitung Marca, dass es Raúl nach Katar ziehen soll. Horst Heldt mag das nicht glauben: „Das würde mich doch arg wundern, wenn es wirklich stimmen würde, dass seine Unterschrift in Katar angeblich sicher ist – auch wenn das in Spanien so geschrieben wird. Ich verlasse mich da lieber auf das, was mir sein Berater persönlich sagt.“ Und das ist eben weiterhin die Botschaft, dass Raúl sich noch nicht entschieden habe.
Raúls Tor war das Kunstwerk eines Meisters
Man fragt sich tatsächlich, was einer überhaupt in der Wüstenliga will, wenn er noch so gut kicken kann. Raúls zweites Tor beim Schalker 3:0-Sieg am Ostersonntag gegen Hannover, es war das Kunstwerk eines großen Meisters. Wie mit einem feinen Pinselstrich zog er den Ball mit der linken Fußsohle nach außen und schob ihn mit rechts an Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler vorbei ins Tor.
Raúl musste sich dabei nicht einmal anstrengen – fast konnte man ein Lächeln der Freude bei ihm entdecken, noch während er sein Werk vollendete. Die 60 000 Zuschauer bekamen vor Staunen den Mund nicht zu – „mir sind die Plomben aus dem Mund gefallen“, sagte Horst Heldt. Und Mitspieler Christoph Moritz konnte seine Bewunderung kaum in Worte fassen: „Ich habe auf dem Platz die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Das Tor war der Wahnsinn.“
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Schalke-Bilanz von Raúl ist hervorragend
Was Raúl im Moment auch anfasst: Es gelingt ihm einfach. Neuerdings schießt er Tore aus der Distanz (wie in Kaiserslautern oder in Bilbao), trifft mit dem Kopf (wie das 1:0 gegen Hannover) oder eben in seiner typischen Art als stiller Schleicher im Strafraum (wie beim 2:0). Raúl ist einfach komplett. Und: Seine Bilanz zeigt, dass er sein Niveau aus dem ersten Jahr gehalten hat.
In der Bundesliga erzielte er in dieser Saison bisher 14 Tore plus fünf Vorlagen (Vorjahr: 13 plus 3), in der Europa League kam er auf vier Tore und zwei Vorlagen (Vorjahr: Fünf Tore und drei Vorlagen in der Champions League). Das Formtief, das Raúl zu Beginn der Rückrunde wie die ganze Mannschaft durchmachen musste und das grundsätzliche Zweifel aufkommen ließ, es hatte offenbar wenig mit seinem Alter zu tun. Raúl ist jetzt 34 – und überhaupt nicht müde.
Schalke-Fans spendeten stehende Ovationen
Gegen Hannover wechselte ihn Huub Stevens nach dem 3:0 durch Klaas-Jan Huntelaar aus, um Kräfte zu sparen – die Zuschauer spendeten stehende Ovationen, und Raúl ging in die Kabine. Nach dem Abpfiff berichtete ihm Stevens dort, dass sich am 3:0 nichts mehr geändert hatte – worauf Raúl lächelnd sagte: „Dann hast du nicht gut ausgewechselt.“ Raúl möchte am liebsten jede Minute mitmachen.
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Und so einer will seine Tore nun in Katar statt beim FC Schalke 04 schießen? „Wir versuchen alle, ihn vom Gegenteil zu überzeugen“, sagt Christoph Metzelder. Der Abwehrspieler ist mit Raúl auch privat befreundet und glaubt von daher: „Auch seine Kinder würden sich freuen, wenn er noch ein Jahr bleiben würde.“ Und so fällt Metzelder eigentlich nur wenig ein, was für einen Wechsel in die Wüste sprechen würde. Wenig außer: „Dort kann er mit seinen Kindern schön am Strand liegen.“