Kaiserslautern. Wieder einen Rückstand gedreht, wieder vier Tore erzielt: Der FC Schalke 04 bleibt nach dem 4:1 (2:1)-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern in der Fußball-Bundesliga in Schlagweite zu den direkten Qualifikationsplätzen für die Champions League und entledigte sich souverän einer Pflichtaufgabe.

Ein Schuss wie ein Strich – mit dem linken Fuß links oben in den Winkel. Aber was Lewis Holtby nach seinem klasse Ausgleichstreffer zum 1:1 in der 39. Minute für den FC Schalke 04 direkt vor der Westtribüne des Betzenbergs vollführte, das ließ die Fans des 1. FC Kaiserslautern erst recht pfeifen. Lautstark pfeifen, wütend pfeifen.

Holtby lief jubelnd zur Eckfahne, nahm sie aus dem Boden und deutete ein Gitarrensolo an – eine Erinnerung an seine Feierorgien als Teil der Bruchweg-Boys. So wurden jene Fußballer des FSV Mainz 05 getauft, die in der vergangenen Saison nach Torerfolgen eine Musikband nachstellten. Jene Fußballer also, die auf dem Betzenberg allein der Rivalität beider Klubs wegen, sagen wir, nicht gerne gesehen waren.

Holtbys Jubel – eine Provokation? Kaum. Vielleicht ein Gruß an die Ex-Kollegen. In erster Linie aber ließ der Schalker einfach seiner Erleichterung freien Lauf. Der Erleichterung darüber, dass er mit seinem Tor den Fauxpas der Königsblauen aus der 3. Minute quasi ungeschehen machte.

Nach einem Foul von Joel Matip im Halbfeld und dem folgenden Freistoß, getreten von Christian Tiffert, hatte die Schalker Abwehr ein Augenblick des Tiefschlafs befallen. Und weil dem mit nach hinten geeilten Stürmer Klaas-Jan Huntelaar auch noch Kaiserslauterns Rodnei entwischt war, hatte dieser zur frühen 1:0-Führung der Gäste einköpfen können.

Wieder lagen die Schalker also hinten, wieder mussten sie die richtige Mischung finden, gegen einen tief stehenden Gegner einen Rückstand zu drehen, ohne durch ihre Offensivbemühungen den vielleicht entscheidenden Konter zuzulassen.

Schalke führte Regie

Und Schalke agierte clever. Die Königsblauen rissen die Regie an sich, ließen Ball und Gegner laufen – und kamen zu Torchancen. Verfehlten ein Volleyschuss von Jefferson Farfan (12.) sowie ein Freistoß von Christian Fuchs (16.) noch das Tor der Gastgeber, lag den Fans der Gäste der Torschrei in der 24. Minute bereits auf den Lippen.

Nach einer brillanten Flanke von Raul köpfte Klaas-Jan Huntelaar aber Millimeter am Pfosten vorbei. Wurde dem Niederländer in der 32. Minute der vermeintliche Ausgleichstreffer zurecht wegen Abseits aberkannt, durften die Schalker wenige Minuten später endlich feiern. Als Holtby Maß nahm.

Die verdiente 2:1-Führung gegen die um den Klassenerhalt kämpfenden Pfälzer markierte schließlich Klaas-Jan Huntelaar. Wer sonst – muss man auf Grund der Treffsicherheit des „Hunters“ fast fragen. Diesmal setzte ihn Christian Fuchs in Szene, dann ließ er Mathias Abel aussteigen, um souverän sein 38. Pflichtspieltor in dieser Saison zu erzielen (45).

Raúl krönte seine Leistung

Hatte er bereits in der ersten Halbzeit als Passgeber geglänzt, setzte Schalkes spanischer Superstar Raul seiner starken Leistung bereits kurz nach dem Seitenwechsel die Krone auf. Ansatzlos schoss er den Ball mit links zum 3:1 in den rechten Winkel (51.). Rauls Treffer – fast noch schöner als der von Lewis Holtby.

Kaiserslautern jedenfalls war zu diesem Zeitpunkt nicht nur bedient, sondern auch geschlagen. Während die Königsblauen, denen in der 71. Minute ein Tor von Lewis Holtby, diesmal zu unrecht, wegen Abseits abgepfiffen wurde, mit diesem Sieg den Rückstand auf Borussia Mönchengladbach und somit auf einen direkten Champions-League-Platz wieder auf einen Punkt verkürzten.

Dass in der 81. Minute Jefferson Farfan einen Schalker Konter zum 4:1 vollendete – nur für die Statistik wichtig. Die Vorarbeit kam übrigens - von Lewis Holtby. Wie er feierte? Diesmal hüpfend vor den eigenen Fans.

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