Doha. . Der 25-jährige Tim Hoogland hat eine lange Zeit der Verletzungen hinter sich: Im Februar 2010 zog er sich noch in Diensten von Mainz 05 einen “Korbhenkelriss“ zu und damit begannen die Knieprobleme. Doch Hoogland gab nicht auf und kam beim Testspiel in Katar zu seinem langersehnten Comeback .

Als Tim Hoogland aus der Schalker Jugend hervorkam und schließlich in den Profibereich wechselte, da war Rudi Assauer noch der Manager des Vereins, und der Cheftrainer hieß Jupp Heynckes. Mehr als sieben Jahre ist das jetzt her, doch wenn Tim Hoogland hier und heute im Schalker Trainingslager in Doha in der Hotel-Lobby sitzt, dann erlebt er das alles „ein bisschen so, als wenn man gerade aus der Jugend hochkommt“. Er empfindet alles als Geschenk: Das frühe Aufstehen mit der Mannschaft, das tägliche Training, das Leben im Hotel. „All das hat mir gefehlt“, sagt der 25-Jährige leise, und fast hört man ein kleines Seufzen, wenn er meint: „Man kann es gar nicht in Worte fassen, wie glücklich ich hier bin.“ Glücklich, dass die Zeit vorbei ist, in der er das alles entbehren musste. Weil die Fortsetzung der Karriere, nun ja, eine zeitlang auf der Kippe stand.

Tim Hoogland? Man könnte mit ihm eine Seite füllen aus der Rubrik „Was macht eigentlich…?“ Im Sommer 2010 holte Felix Magath den gebürtigen Marler vom FSV Mainz zu Schalke 04 zurück, doch gespielt hat er in den ersten eineinhalb Jahren nicht eine einzige Sekunde. Erst am Samstag, beim Nebelspiel gegen eine Militärauswahl des Katar (4:0), konnte Hoogland das erste Mal wieder mitkicken. Auch danach klopfte der Defensivspieler gewissermaßen auf sein rechtes Knie und stellte erleichtert fest: „So gut wie jetzt ist es noch nie gewesen.“ Zumindest nicht, seit im Februar 2010 sein Kreuz mit dem Knie begann.

Rückschlag für Hoogland: Knorpelschaden

Damals, noch als Kapitän des FSV Mainz, zog er sich im Spiel gegen Mönchengladbach einen „Korbhenkelriss“ zu, bei der Operation musste ein Teil des Meniskus entfernt werden. Schalke hatte er zuvor schon seine Zusage für einen Wechsel im Sommer gegeben, doch als verletzter Spieler wollte er sich nach drei Jahren nicht aus Mainz verabschieden. Also stürzte er sich ins Comeback, absolvierte im April 2010 noch zwei Spiele für Mainz – und übersah dabei, dass er seinem Körper viel zu viel zugemutet hatte. Und als er dann zur Saisonvorbereitung im Juli 2010 bei Magath auf der Matte stand – da wurde das Knie nach den Trainingsbelastungen immer wieder dick.

Ein halbes Jahr pendelte Hoogland so zwischen Rehazentrum und Trainingsplatz, zwischendurch warf ihn auch noch eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse zurück, die mit Cortison bekämpft werden musste – Hoogland nahm so ziemlich alles mit, was man als verletzter Spieler erleben kann. Einmal schien er es gepackt zu haben: Im Januar 2011 saß er beim Pokalspiel gegen Nürnberg auf der Bank, doch danach wurde das Knie wieder dick. Hoogland hatte die Faxen dicke, begab sich beim Kniespezialisten Professor Bönisch in Augsburg unters Messer, und der stellte die niederschmetternde Diagnose: An der Stelle, wo ein Jahr zuvor der Meniskus entfernt worden war, hatte sich ein Knorpelschaden gebildet. Für einige Tage dachte er daran, alles hinzuwerfen, doch dann erwachte in Hoogland wieder der Kämpfer, der er auch auf dem Platz ist: Er stürzte sich in die Reha und nahm sich dabei endlich die Zeit, die der Körper schon vorher gebraucht hätte. „Mir blieb ja keine andere Wahl“, sagt er heute.

Mit jedem Training ein Stück näher

Sechs Wochen lang lag er zu Hause täglich sechs Stunden in einer „Motorschiene“ – dabei wird das Knie gebeugt und gestreckt, bis es langsam wieder seine alte Beweglichkeit bekommt. Zwischendurch sah er im Fernsehen, wie Schalke ins Halbfinale der Champions League einzog und den DFB-Pokal holte – und nicht nur einmal fragte er sich: „Warum guckst du dir das überhaupt an?“ Doch Tim Hoogland ist zu sehr Fan und Fußballer, um wegzuschauen. Und außerdem wusste er: Irgendwann würde er ja wieder dabei sein.

Jetzt, hier in Katar, ist es soweit. 6000 Kilometer fern der Heimat tastet sich der Defensivspieler wieder an sein früheres Niveau heran. Ganz vorsichtig, denn: Wer so eine lange Leidensgeschichte hinter sich hat, für den kommt es auf ein paar Wochen nicht mehr an. Außerdem läuft sein Vertrag noch zweieinhalb Jahre.

Wie weit weg er von der Bundesliga ist, weiß Tim Hoogland noch nicht. Aber mit jedem Training kommt er ihr ein Stück näher – wie damals im ersten Profijahr. Nur, dass er diesmal nicht auf Jupp Heynckes hört, sondern auf sein Knie. „Jeder Zweikampf ist wichtig“, sagt Hoogland und erklärt: „Wenn man danach merkt, dass das Knie sich nicht meldet, dann ist alles gut.“