Gelsenkirchen.. Nach der 5:0-Gala gegen Bremen zeigt der Superstar seine Bereitschaft zur Vertragsverlängerung. Und Manager Horst Heldt antwortet: „Auch wir können uns grundsätzlich eine Verlängerung vorstellen.“
Man konnte Raúl sein Glück ansehen. Schon auf dem Weg zum Interview hatte ein Lächeln sein Gesicht wie Zuckerguss überzogen, und auf seinen Fußballschuhen schwebte er geradezu über den Fußboden in den Katakomben der Arena. Vorher war der Señor noch bei den Fans gewesen, zum zweiten Mal überhaupt erst war er auf den Zaun geklettert, um dort Schalke-Lieder anzustimmen. Weil sich Raúl in solchen Momenten immer ein wenig geniert, hatte er den „Papa“ mitgenommen – seinen Mitspieler Kyriakos Papadopoulos, der in der Mannschaft das Feierbiest ist. Oh du fröhliche auf Schalke. Erst die 5:0-Bescherung gegen Werder Bremen – und dann diese Liebeserklärung von Raúl an den Verein.
Raúl schwärmt vom Respekt
Raúl schwärmte vom Respekt, den ihm die Menschen auf Schalke erweisen würden. „Es war ein großer Schritt für mich, von Real Madrid hierher zu kommen. Die Leute sind so liebevoll zu mir, das hatte ich nie erwartet“, ließ er übersetzen. Und dann, ja dann sagte er den Satz, der für die Fans wie ein Weihnachtsgeschenk anmutet: „Ich bin sehr glücklich hier, ich würde gerne bleiben.“ Niemals zuvor hatte Raúl sein Herz so weit für Schalke geöffnet: Die Zeit bisher war so schön, dass der 34 Jahre alte Weltstar um eine Verlängerung über das Vertragsende im Sommer hinaus ersucht. Jetzt ist Schalke am Zug, denn es wäre nur schwer vermittelbar, dieses Ansinnen abschlägig zu beurteilen. Schließlich ist Raúl ein „Ehrenmann“ – so hatte ihn Manager Horst Heldt einst genannt.
Auch Heldt registriert die positiven Zeichen des Spaniers
Schalkes Sportvorstand wollte in die Gespräche mit Raúl, die vermutlich in der zweiten Januar-Hälfte nach dem Trainingslager stattfinden werden, eigentlich ergebnisoffen gehen: Bisher hatte er es geschafft, keine Tendenzen abzugeben, und an diese Linie hatte sich auch Raúl bei seinen wenigen Interviews zuvor gehalten. Nun aber musste Heldt konstatieren: „Es bleibt mir auch nicht verborgen, dass er sich wohl fühlt, erstklassige Leistungen bringt und die Leute ihn mögen.“ Schalke will und kann das nicht ignorieren, und so sagte Heldt am Sonntag im Gespräch mit dieser Zeitung erstmals: „Auch wir können uns grundsätzlich eine Verlängerung vorstellen.“
Am Ende könnte es am Geld scheitern
Allerdings hatte der 42-Jährige in den vergangenen Tagen mehrfach betont, dass es bei einer Vertragsverlängerung nicht nur um die grundsätzliche Bereitschaft geht, sondern auch um die Fakten. Bisher hat es Schalke nur aus der spanischen Zeitung „Marca“ erfahren, dass Raúl angeblich einen Zwei-Jahres-Vertrag anstrebt. Und Heldt weiß auch nicht, ob der Spieler zu Abstrichen bei seinem Gehalt bereit ist. Das wird derzeit auf sieben Millionen Euro taxiert – eine Summe, die bis zum Sommer noch zu einem Teil von Real Madrid finanziert wird. Wenn die Rahmenbedingungen aber im Januar auf dem Tisch liegen, erwartet Heldt eine schnelle Entscheidung: Es sei nicht daran gedacht, den neuen Vertrag davon abhängig zu machen, ob Schalke die Champions League erreicht.
Die Lust am Spiel
Wie hell der Stern von Raúl noch strahlt, zeigte sich in der Nacht nach dem Spiel gegen Bremen: Die „Marca“ empfahl ihn sogar wieder für das spanische Nationalteam, nachdem der Señor beim 5:0-Sieg die ersten drei Tore erzielt hatte und damit den Weg dafür bereitete, dass Schalke einen Konkurrenten im Kampf um die Champions-League-Plätze zerlegte. Es war eines der besten Schalker Spiele der vergangenen Jahre. Die Blauen waren wie berauscht – nachdem Papadopoulos und Klaas-Jan Huntelaar die weiteren Tore erzielt hatten, spielte sich an der Seitenlinie ein Dialog ab, der bezeichnend war. Bezeichnend für die Lust am Spiel.
Weil Trainer Huub Stevens auf die Tribüne verwiesen worden war, führte Seppo Eichkorn das Kommando und entschied, dass es an der Zeit war, um Kräfte zu sparen für das Pokalspiel am Mittwoch in Mönchengladbach. Also rief er Huntelaar zu sich, aber der war darüber völlig perplex: „Seppo“, sagte der Torjäger, „du hast mich doch nicht wirklich ausgewechselt?“ Er hätte so gerne noch weiter gespielt.