Gelsenkirchen. . Seppo Eichkorn muss nach Ralf Rangnicks Rücktritt das Team des FC Schalke 04 auf das Spiel gegen den SC Freiburg am Samstag vorbereiten. Der 55-Jährige kennt das, für ihn ist das nicht neu.

Am Mittwochmorgen nimmt Seppo Eichkorn auf Schalke noch die Rolle des Bespaßers ein. Der 55-Jährige schnappt sich während des Vormittagstrainings zwei der quietschgelben Slalomstangen, trabt damit zielsicher Richtung Außenlinie. Die Trainingskiebitze hinter der Bande staunen nicht schlecht. Der Assistenztrainer wirft sich plötzlich in Pose, die Haltung erinnert an einen Speerwerfer. Ein schelmischer Blick, ein Grinsen: Dann schleudert Eichkorn die Stange im hohen Bogen Richtung Parkstadion. Erst kurz vor der gekreideten Linie bleibt der Speer im Rasen stecken.

Ralf Rangnick steht zu diesem Zeitpunkt mit seinen Spielern im Mittelkreis. Der Cheftrainer spricht mit Klaas-Jan Huntelaar, verteilt dabei die Leibchen für das Abschlussspiel. Am Mittwochabend ist es dann vorbei mit dem Spaß auf Schalke: Ralf Rangnick informiert Manager Horst Heldt über seinen Rücktritt, Eichkorn erhält die Botschaft wenig später telefonisch von Heldt.

Mit dem Zusatz: Zumindest beim Bundesligaspiel am Samstag gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) muss Eichkorn auf dem gerade geräumten Chefsessel sitzen. Eichkorn kennt das, für ihn ist das nicht neu. Schon nach der Entlassung von Felix Magath wurde der Co-Trainer für ein Spiel befördert. „Wenn es zu unvorhergesehenen Zwischenfällen kommt, ist das eben die Aufgabe des Assistenztrainers“, erklärt Eichkorn emotionslos.

Mit wesentlich mehr Emotionen berichtet der langjährige Co-Trainer dann vom Wiedersehen mit Rangnick am Donnerstagmorgen. Kurz vor dem Training um zehn Uhr kommt Rangnick noch einmal in die Mannschaftskabine. Er verabschiedet sich von den Spielern, vom Trainerteam, von Eichkorn. „Ralf hat gesprochen wie immer. Er hat sehr wohl überlegte Worte gewählt. Ralf ist rhetorisch eben sehr begabt“, sagt Eichkorn und ergänzt: „Auf mich hat er nicht unbedingt den Eindruck gemacht, als sei er völlig geschafft.“

Keine neuen Abläufe

An eine normale Trainingseinheit ist nicht zu denken. Eichkorn bittet ins Parkstadion, nach einem lockeren Trainingsspiel Elf gegen Elf gibt er der Mannschaft bis Freitagnachmittag frei.

Seppo Eichkorn kennt Ralf Rangnick seit dessen Rückkehr als Cheftrainer Mitte März. Die gut halbjährige Beziehung beschreibt Eichkorn als „ein gutes und sehr korrektes Arbeitsverhältnis“. Eichkorn hat Hochachtung vor der Entscheidung Rangnicks, spricht in diesem Zusammenhang einige Male von großer menschlicher Stärke. „Es ist eine ganz schwierige Situation, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dazu bedarf es schon einer ganzen Menge an Selbstreflexion.“

Eine einzige Trainingseinheit bleibt dem Schalker Interimstrainer, um die Mannschaft auf das wichtige Heimspiel am Samstag gegen den SC Freiburg (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) vorzubereiten. Eichkorn stellt klar: „Für die Mannschaft gilt es, jetzt alle Nebengeräusche auszublenden, sich nur auf das Spiel gegen Freiburg zu konzentrieren.“ Er baut dabei auf die Mithilfe aus den eigenen Reihen: „Die erfahrenen Spieler müssen den jüngeren jetzt natürlich helfen.“

Nach der Abschlusseinheit am heutigen Nachmittag geht es wie gewohnt ins Trainingslager. „Ich halte nichts davon, die Abläufe zu verändern“, erklärt Eichkorn. Daher soll es vor dem Spiel auch keine besondere Maßnahmen geben. „Business as usual“, nennt der Trainer das. Das sei das richtige Rezept, um zur Normalität zurückzufinden.

Sofern es diese Normalität auf Schalke momentan überhaupt geben kann.