Gelsenkirchen. Ralf Rangnick ist am Donnerstag als Trainer des FC Schalke 04 zurückgetreten. Sein Entschluss, seine Krankheitssymptome öffentlich zu machen, verdient zuallererst Respekt. Ein Kommentar von Dirk Graalmann.
Es war ein echter Schock für den FC Schalke 04. Der sofortige Rücktritt von Ralf Rangnick trifft den Bundesligisten ins Mark.
Nach der in vielerlei Hinsicht aufregenden Amtszeit von Felix Magath sollte mit Ralf Rangnick ein „neues Schalke“ entstehen, in möglichst großer Unaufgeregtheit ein langfristiges Konzept verfolgt werden, ein junges, hungriges Team aufgebaut werden – und das unter der alles erschwerenden Bedingung, den gigantischen Schuldenberg abzubauen.
All’ das gilt immer noch, nur fehlt dem Klub jetzt neben Sportsdirektor Horst Heldt der Vormann, eine zentrale Figur, der Mann, der diese ganzheitlich angelegte Konzeption auf der Trainerbank vorlebt. Den Verein wirft das nun zurück. All’ das aber ist zu verschmerzen.
Denn das größere Opfer dieser Entscheidung bringt Ralf Rangnick. Sein Entschluss, seine Krankheitssymptome, seine mentale Erschöpfung öffentlich zu machen, verdient zuallererst Respekt. Die Frage, ob der überaus ehrgeizige Trainer, der so pedantisch auf Kleinigkeiten achtet, der missionarischen Eifer entfachen kann, sich übernommen hat, ist schon fast eine rhetorische. Ralf Rangnick hat sich zu viel aufgebürdet.
Für Rangnick stellen sich andere Fragen
Sein Schritt aber verlangt auch großen Mut. Denn mit dem Bekenntnis, den Anforderungen des Jobs eines Bundesliga-Trainers aktuell nicht gewachsen zu sein, geht Rangnick zugleich das Risiko ein, seine Zukunft als Bundesliga-Trainer aufs Spiel zu setzen. Denn die Mechanismen der Branche sind unbarmherzig: Ist es womöglich ein Risiko, Ralf Rangnick zu verpflichten? Hält er den Job dauerhaft durch? Das sind Fragen, die erst leise getuschelt, und irgendwann halblaut in Vereinsgremien debattiert werden können bei den Klubs, die in Zukunft einen Übungsleiter suchen. Für Rangnick aber stellen sich andere Fragen: Was kann, was muss ich tun, um wieder vollkommen gesund zu werden? Es ist zurecht die einzige Frage, die momentan für ihn zählt.