Gelsenkirchen. . Der Verein rechnet auf seiner mehrstündigen Jahreshauptversammlung noch einmal mit Felix Magath ab. Manager Horst Heldt verkündete die Vertragsverlängerung mit dem 17-jährigen Youngster und Pokalheld Julian Draxler bis zum Jahr 2016.

Als die Versammlung schon fast fünf Stunden andauerte, kam die Minute, in der Peter Peters am Mikrofon sogar Rechenschaft über das Verhältnis zu seiner früheren Ehefrau ablegte. Der Verdacht der Kungelei stand im Raum, weil Eva-Maria John früher mit dem Schalker Geschäftsführer verheiratet war und zuletzt den Wahlausschuss des Klubs anführte – der eine oder andere hatte da durchaus verwerfliche Gedanken. Doch weil es bei dieser Mitgliederversammlung des FC Schalke 04 nun wirklich keine Tabus geben sollte, entschloss sich Peters zur privaten Offenheit und räumte alle Vorbehalte der Kungelei aus. Eva-Maria John zumindest wurde wieder in den Wahlausschuss berufen.

"Der Verein stand kurz vor der Spaltung"

Wie tief zerrissen und gespalten Schalke in der vergangenen, turbulenten Saison war, wurde am gestrigen Sonntag noch einmal bei der Jahreshauptversammlung des Klubs im Gelsenkirchener Sportparadies deutlich. Doch Schalke zog einen allerletzten Strich unter die Vergangenheit mit der Ära Felix Magath – nicht ohne den Pathos, der zu diesem Klub dazugehört wie die Sahne auf den Erdbeerkuchen. „Der Verein stand kurz vor der Spaltung“, sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, „das wäre für den S04 lebensbedrohlich geworden und darf nie wieder passieren.“

Im Kreis der Mitglieder startete Tönnies eine letzte Attacke auf Magath und erklärte das tiefe Zerwürfnis, das im März zum Rauswurf des Alleinherrschers geführt hatte. Magath habe schon im vergangenen Sommer über einen Anwalt mitteilen lassen, „dass er überlegt, die Dinge hinzuschmeißen“. Der Trainer-Manager sei nach dem Urlaub ein völlig anderer Mensch als zuvor gewesen. Als die Mannschaft sich mit der „dringenden Bitte, etwas zu tun“, an ihn gewandt habe, entgegnete Tönnies: „Wir können nichts tun – es sei denn, ihr gewinnt die entscheidenden Spiele.“ Denn nur so habe Schalke das Geld erwirtschaften können, um sich die Trennung von Magath leisten zu können.

Seit Sonntag ist Magath nun endgültig Geschichte auf Schalke. Sogar sein Platz im zuletzt nur noch zweiköpfigen Vorstand mit Finanzchef Peter Peters und Manager Horst Heldt wird neu besetzt: Im September tritt Alexander Jobst als Vorstand für Marketing und Merchandising seinen Dienst auf Schalke an – der Mann hat bisher in vergleichbarer Funktion unter anderem für Real Madrid und die Fifa gearbeitet.

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Contra Lehmann

Horst Heldt und Peter Peters zeichneten das Bild des Vereins, der sich künftig wieder auf seine Wurzeln mit traditionellen Tugenden besinnen will – und für den es höhere Werte als den Gewinn der Deutschen Meisterschaft gäbe. Als Bonbon für die Mitglieder verkündete der Manager dabei die Vertragsverlängerung mit dem 17-jährigen Youngster Julian Draxler bis zum Jahr 2016. „Er wird einer von denen sein, die das neue Gesicht von Schalke werden“, sagte Heldt und kündigte weitere Aktivitäten auf dem Transfermarkt an.

Hitzige Diskussionen gab es dabei um Jens Lehmann. Ein Mitglied ließ überraschend probeweise über eine mögliche Verpflichtung des Ex-Nationaltorwarts abstimmen. Das Votum war eindeutig – gegen Lehmann. Heldt zeigte sich „enttäuscht, denn Jens hat uns doch gar nichts getan“. Er bleibt aber bei seinem Plan, eventuell noch einen weiteren Torhüter neben Ralf Fährmann zu verpflichten: „Jens ist ein Thema gewesen. Es ist noch nichts entschieden.“

Schalke hat bei der Versammlung einen Schritt zurück zur Normalität gemacht. Und dazu gehört bei diesem Klub auch ein gutes Stück Streitlust. Clemens Tönnies jedenfalls war außer sich, als Schalke-Mitglied Peter Wendt dem Aufsichtsrat Inkompetenz vorwarf: „Der Fisch stinkt vom Kopf“, rügte Wendt, der sich schon in den vergangenen Jahren als Chef-Kritiker eingebracht hatte. „Ich lasse mich nicht beleidigen. Nimm das zurück, sonst kommt es zum Eklat“, tobte Tönnies für einen kurzen Moment.

Doch am Ende kam es weder zum Eklat, noch zur Entschuldigung – im Gegenteil. Es gab sogar Freibier und inbrünstig wurde das Vereinslied gesungen. Nach über sechs Stunden, in denen der FC Schalke wieder zusammenwachsen wollte.