Gelsenkirchen. .

Nur zweimal, dreimal klingelt das Telefon durch. Dann ist ein zurückhaltendes „Hallo?“ zu hören. Sekunden später, nach der Identifikation des Gesprächspartners fragt Clemens Tönnies locker: „Wo brennt’s? Wir haben doch Urlaub. Also sportlich.“

Eine entscheidende Ergänzung. Denn natürlich weiß der Aufsichtsrats-Vorsitzende des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04, dass die am Sonntag (11.30 Uhr) stattfindende Jahreshauptversammlung seines Klubs meist ebensoviel Diskussionsstoff bietet wie zum Beispiel eine Partie gegen - den FC Bayern München.

„Aber wir werden uns den kritischen Fragen der Mitglieder stellen. Ich gehe davon aus, dass dies ruhig und sachlich abläuft“, erklärt Tönnies. Vor einem Jahr war das nicht der Fall, als der damalige Manager Felix Magath die Genehmigungspflicht von Ausgaben über 300 000 Euro durch den Aufsichtsrat abschaffen wollte - und grandios scheiterte.

Diesmal rechnet Tönnies mit Fragen zu seiner Rolle im Fall Magath. „Es gab tiefe Risse, die müssen wir überwinden“, erklärt der oberste Schalker und ruft zu einer neuen Einheit. „Wir müssen darüber sprechen, was passiert ist und weshalb. Und wir müssen diskutieren, was wir daraus lernen für die Zukunft.“

Vielleicht erregt aber auch ein Vorgang Aufsehen, den es in dieser Form beim FC Schalke 04 noch nie gab. Der Wahlausschuss, der die Kandidaten zur Wahl in den Aufsichtsrat prüft, ließ mit dem als äußerst Tönnies kritisch geltenden Till Zech ein amtierendes Mitglied nicht zur Wiederwahl zu.

Als zudem Sergey Kupriyanov vom Hauptsponsor Gazprom als neues Mitglied des elfköpfigen Gremiums kooptiert und die zur Wahl stehenden Kandidaten Jens Buchta, Mario Krauß, Armin Langhorst und Klaus Nadolny bekannt gegeben wurden, hieß es in Vereinskreisen schnell, Tönnies stelle sich einen Aufsichtsrat aus Sponsorenvertretern und Ja-Sagern zusammen.

„Quatsch“, sagt dazu Rolf Rojek, als Vorsitzender des Schalker Fan-Club Verbands im Aufsichtsrat. „Der Wahlausschuss entscheidet unabhängig und ist keine Rechenschaft schuldig.“ Selbst Tönnies nicht. Dieses Gremium steht übrigens turnusgemäß ebenfalls zur Wahl. Urlaub? Das gilt wirklich nur für das balltretende Personal.