Manchester. . Schalke 04 verlor auch das Rückspiel im Champions-League-Halbfinale. Die Zweitvertretung von Manchester United war zu stark und schickte die Königsblauen mit einer 4:1-Klatsche nach Hause.

25 Minuten vor Schluss erklang von den oberen Rängen im Old Trafford ein bemerkenswerter Gesang. „Wir sind stolz auf unser Team FC Schalke“, intonierten die königsblauen Fans, die sich auf diese Weise dafür bedankten, überhaupt so weit gekommen zu sein. Exakt an seinem 107. Geburtstag endete für den FC Schalke 04 eine großartige Champions-League-Saison im Halbfinale. Nach der 0:2-Hinspielniederlage gegen Manchester United unterlag das Überraschungsteam der Königsklasse auch einer B-Elf des personell phantastisch ausgestatteten Favoriten deutlich. Mit 4:1 zog Manchester ins Finale der Giganten am 28. Mai in London gegen den FC Barcelona ein.

Sir Alex Ferguson hatte die ganz große Rotationsmaschine angeworfen. Auf den englischen Rasen liefen nur noch zwei Stars aus der Anfangself, die Manchesters Manager in Gelsenkirchen aufgeboten hatte. Die anderen braucht Ferguson dringender am Sonntag beim Liga-Gipfel gegen den FC Chelsea, bei dem die englische Meisterschaft vorentschieden werden könnte: United hat drei Spieltage vor Schluss drei Punkte Vorsprung vor Chelsea.

Vier Top-Profis – darunter nicht adäquat zu ersetzende wie Wayne Rooney und Rio Ferdinand – standen deshalb am Mittwochabend nicht einmal im Aufgebot, sechs weitere Prominente hockten auf der Bank. Eine dermaßen radikale Schonungsmaßnahme des Trainers in einem Halbfinale der Champions League nennt man entweder Vertrauen in den Kader. Oder Arroganz.

Und wer weiß, in welche Schwierigkeiten die Royal Blues die Red Devils hätten bringen können, wenn in der achten Minute Jefferson Farfans Schuss nicht zum harmlosen Roller missraten wäre. So aber spielten die Schalker nur anständig mit – bis sie zurücklagen. In der 25. Minute leistete sich Jurado, der Kulturbeauftragte des Schalker Offensivspiels, einen krassen Fehlpass. Manchester schaltete sofort um und bestrafte die Nachlässigkeit mit einem Treffer durch Antonio Valencia.

Noch nie hatte Manchester in zuvor 85 Champions-League-Heimspielen mit mehr als einem Tor Differenz verloren. Und noch nie ist United nach einem Zwei-Tore-Vorsprung aus dem Hinspiel aus der Champions League ausgeschieden. Nicht gerade Mut machende Statistiken für die Schalker, die nun noch weniger an sich glauben konnten – und prompt in der 31. Minute beim zweiten Gegentreffer durch Darron Gibson erneut zusammengefaltet wurden wie Papierflieger.

Immerhin: Verstecken spielten sie nicht. Sie wollten sich nicht vorführen lassen, sie wehrten sich. In der 35. Minute nutzte Jose Manuel Jurado eine Konfusion in Manchesters Abwehr entschlossen zum Anschlusstreffer.

Die Vorstellung, doch noch für eine Sensation sorgen zu können, blieb allerdings eine vage. Trainer Ralf Rangnick ist nicht vorzuwerfen, dass er nicht alles versucht hätte. Zur zweiten Halbzeit warf er als weiteren Angreifer Edu ins Rennen, und 20 Minuten vor Schluss schickte er sogar auch noch den zuvor monatelang verletzten Klaas-Jan Huntelaar aufs Feld.

Doch der hatte seine Stollen gerade erst ins englische Grün gedrückt, da fiel die endgültige Entscheidung durch Anderson. Jetzt war Schalke erledigt, fünf Minuten später legte Anderson sogar noch das 4:1 nach. Schalke erkannte seine Grenzen. Und darf dennoch stolz sein.