Hamburg. .

Das Thema am Freitagabend und auch an den Tagen danach war Schiri-Assistent Thorsten Schiffner, der von einem gefüllten Bierbecher getroffen worden war. Und so konnte Ralf Rangnick sein gelungenes De­­büt als Trainer des FC Schalke 04 gar nicht richtig genießen. Dabei hatte er beim 2:0-Sieg eine Mannschaft präsentiert, die sich nie ausruhte.

Da war ein Team auf dem Millerntor-Rasen, das auch nach dem 1:0 weiterhin den Torerfolg suchte und nicht nur verwaltete. „Wir haben viele Meter hinter uns ge­bracht“, formulierte Torwart Ma­nuel Neuer. „Wir wollten den Gegner unter Druck setzen, das haben wir getan.“

Um zu diesem Ergebnis zu kommen, hatte Ralf Rangnick die Schalker Mannschaft et­was umgekrempelt. Und dass Hans Sarpei links verteidigte statt Sergio Escudero oder Lukas Schmitz, das war schon eine Überraschung. Mehr je­denfalls als die Nominierung Alexander Baumjohanns, die der Schalker Trainer ja im Vorfeld bereits angekündigt hatte, oder Kyriakos Papadopoulos’, der am Dienstag in der Partie bei Inter Mailand seinen Platz auf der Doppel-Sechs sicher haben dürfte, zumal Peer Kluge wegen seiner Bauchmuskel-Verletzung ausfallen wird.

Ob es aber nun nur am leicht veränderten Personal liegt, dass die Schalker trotz ihrer erst kurzen gemeinsamen Zeit mit Ralf Rangnick anders auftreten, ist wohl eher unwahrscheinlich. Schon gar nicht kann es ausschlaggebend sein, dass Anthony Annan nicht ein­mal zum Kader gehörte und José Manuel Jurado 90 Mi­nuten nur auf der Bank saß. Es geht nicht um Namen, es geht um das System. Es geht um die Fußball-Philosophie des Ralf Rangnick. „Er trainiert mit Sicherheit spielorientierter“, sagt Schalkes Manndecker Benedikt Höwedes.

Spielorientierter? Das be­deutet vor allem, dass die Schalker wieder Offensiv-Fußball präsentieren oder sich zu­mindest um einen solchen be­mühen. Dass sie attraktiver spielen, ansehnlicher. Und das auch in einer stinknormalen Bundesliga-Partie, ob­wohl die am Freitagabend beim FC St. Pauli gar nicht so stinknormal war, weil sich die Königsblauen bei einer Niederlage im Abstiegskampf wiedergefunden hätten. „Da hat man schon die Handschrift des neuen Trainers erkannt, auch wenn er noch nicht lange da ist“, sagt Julian Draxler, der 17-Jährige, der zum Schalker 2:0 getroffen hat.

Dieser Erfolg – vorausgesetzt, am Grünen Tisch wird so gewertet –, führt dazu, dass die Schalker nun auch mit Selbstvertrauen nach Mailand fliegen können, zum Titelverteidiger Inter, zu ihrem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League am Dienstagabend (20.45 Uhr/Sat.1 live und DerWesten-Ticker). Das be­kräftigt auch Horst Heldt. „In zwei Spielen hat man immer eine Chance“, sagt der Schalker Ma­nager. „Aber wir sind der klare Außenseiter.“ Vielleicht aber hat der FC Schalke 04 am Dienstag auch gerade deshalb eine gute Möglichkeit, weil Inter nach der 0:3-Pleite im Derby gegen den AC Mailand an­geschlagen ist. „Wir fahren nicht dahin“, sagt etwa Benedikt Höwedes, „um uns eine Niederlage abzuholen.“

Javier Zanetti

Es ist nicht verwunderlich, dass Inter-Kapitän Javier Za­netti, der schon 1997 Mailänder war, als die Schalker den Uefa-Pokal gewannen, das völlig an­ders sieht. „Jetzt müssen wir auf die Niederlage re­agieren, indem wir Schalke besiegen“, sagt der 37-Jährige. „Das Derby war ein wichtiges Duell, das wir ei­gentlich nicht verlieren durften, doch jetzt müssen wir an die Champions League denken.“