Leverkusen. . Bayer Leverkusen macht Boden auf Borussia Dortmund gut und hat nur noch sieben Punkte Rückstand, Schalke 04 bleibt nach der 0:2 (0:2)-Auswärtsniederlage dagegen im Spiel eins nach Felix Magath im Abstiegsstrudel.
Als alle anderen Leverkusener auf dem Rasen hockten, um sich von ihren Fans feiern zu lassen, ging Michael Ballack nach vorne und stieg auf den Zaun. Nach seiner bisher stärksten Vorstellung seit der Rückkehr zu Bayer schnappte sich der in der vergangenen Wochen umstrittene Routinier ein Megafon und heizte die ohnehin schon prächtige Stimmung weiter an. Auf die gleiche Weise hatte in der vergangenen Saison Manuel Neuer den 2:0-Triumph des FC Schalke 04 in Leverkusen zelebriert. An diesem Sonntag aber hatte der Kapitän der Königsblauen nichts zu feiern. Sie waren bei der 0:2-Niederlage in allen Belangen unterlegen.
Während Bayer auf direktem Kurs Richtung Champions League blieb und damit Borussia Dortmund signalisierte, dass sich der Tabellenführer besser keine weiteren Ausrutscher erlauben sollte, behielt Schalke die Fünf-Punkte-Distanz zum Relegationsplatz – die Lage kann noch bedrohlich werden. Der neue Trainer Ralf Rangnick, der sich an diesem Montag vorstellt, steht in den zwei Wochen vor dem nächsten Spiel beim FC St. Pauli vor der schweren Aufgabe, Defizite in allen Mannschaftsteilen mindern zu müssen.
Torwart Neuer, einmal mehr der beste Schalker, wurde gefragt, was er sich von Rangnick erhoffe. „Dass wir mit ihm weiterkommen und dabei alle Spieler mitnehmen“, antwortete er – ein Seitenhieb auf den bisherigen Chef Felix Magath, der es nicht nur versäumte, aus der Mannschaft eine Einheit zu gestalten, sondern sie sogar gegen sich aufbrachte.
Interimstrainer Seppo Eichkorn, für genau diesen einen Spieltag leitender und leidender Angestellter, musste desillusioniert registrieren, dass Instabilität weiterhin das größte Problem der Schalker blieb. „Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen“, analysierte er enttäuscht. „Es gab zu viele Fehler im Spielaufbau und in der Defensive nicht genügend Aggressivität.“
Als Schalke in der 19. Minute vergeblich auf einen Freistoß-Pfiff wartete, schaltete Michael Ballack am schnellsten – seinen langen Pass veredelte Eren Derdiyok mit einem Schuss in den Winkel. Und schon in der 28. Minute war das Spiel entschieden: Christoph Metzelder, der wegen eines grippalen Infektes sichtbar schwach auf den Beinen war, hatte obendrein noch das Pech, dass er eine Flanke von Renato Augusto per Kopf ins eigene Tor lenkte.
Den spielerisch arg limitierten Schalkern ist nicht vorzuwerfen, dass sie sich ergeben hätten. In der zweiten Halbzeit kämpften sie anständig. Doch sie beschäftigten Bayer-Torwart Rene Adler nur mit leichten Fingerübungen, weil sie die Angriffe ohne Konzentration und ohne Konsequenz vortrugen.
Es spricht für die Spieler, dass sie die klubinternen Turbulenzen der vergangenen Woche nicht als Ausrede anführten. „Darauf können wir die Niederlage nicht schieben“, betonte Manuel Neuer. „Wir sind doch Profis.“ Ausfälle von Leistungsträgern kann Schalke aber definitiv nicht verkraften. Jefferson Farfan fehlte wegen einer Gelbsperre, Peer Kluge wegen Krankheit, doch das riesige Aufgebot hält keine Top-Alternativen bereit.
Horst Heldt, der neue Manager, verschließt die Augen nicht vor der Realität. „Wir haben zu wenige Punkte“, sagte er. „Die Tabelle lügt nicht. Fünf Punkte Vorsprung sind kein Grund, um beruhigt sein zu können.“