Mit der Trennung von Felix Magath muss Schalke 04 ein Missverständnis teuer bezahlen. Der Preis für die Alternative, weiterzumachen mit dem Mann, der im Begriff war, Schalke Seele zu zerstören, wäre aber vermutlich noch höher gewesen. Ein Kommentar.

An der Dolchstoßlegende wird längst gestrickt. Von Felix Magath selbst, aber auch von unbeirrbaren Anhängern, die ihren vermeintlichen Heilsbringern – im Sport oder in der Politik – überall hin kritiklos folgen: Eine Hetzkampagne, so die Verteidigungslinie, die nicht nur Verteidigungsminister anwenden, hat den Hoffnungsträger erledigt.


Dabei ist Magath auf Schalke nur an einem gescheitert: an Magath. Der verblüffende Anfangserfolg mit der Vizemeisterschaft hat eine Zeit lang überdeckt, was inzwischen als unstrittig gilt – dass die Verbindung Schalke/Magath ein einziges Missverständnis war. Gleichwohl ist Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies die brisante Personalie nicht vorzuwerfen. Nach dem Intermezzo mit dem glücklosen Holländer Fred Rutten galt ein starker Mann wie der Wolfsburger Meistermacher als vielversprechende Lösung, die Bedenken gegen dessen rigorosen Führungsstil schienen angesichts seiner Erfolge vernachlässigenswert.

Kritik muss sich Tönnies allerdings dafür gefallen lassen, dass er Magaths immer weiter wachsenden Machtansprüchen nicht rechtzeitig Einhalt gebot. Erst spät realisierte er, dass Magath mit seinem großen Stab ihm blind ergebener Gefolgsleute eine Angst und Schrecken verbreitende „Besatzungsmacht“ („Der Spiegel“) auf Schalke installierte und im Begriff war, dem Verein seiner Seele zu berauben.

Immerhin: Wie wir heute wissen, war die Verpflichtung von Horst Heldt, der nun als Krisenmanager gefragt ist, bereits eine Vorsorgemaßnahme für den Fall des Trainersturzes. Tönnies zog jetzt ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vor. Unvorstellbar, dass Magath noch bis zum Saisonende im Amt bleibt. Jedenfalls ist kein Szenario denkbar, aus dem Schalke mit einem Trainer auf Abruf noch als Gewinner hervorgehen könnte. In diesem Punkte befindet sich Königsblau im Übrigen erstmals auf der oft beschworenen Augenhöhe mit dem FC Bayern München ...

Schalke, das ist sicher, hat einen hohen Preis für den vielleicht kostspieligsten Irrtum der Vereinsgeschichte zu zahlen. Aber ein Festhalten an Magath hätte dem Traditionsklub eine Zerreißprobe beschert, die ihn womöglich noch teurer zu stehen gekommen wäre.